Jene Standler, die legal verkaufen, gehen ohnehin am frühen Nachmittag nach Hause, heißt es aus der Magistratsabteilung 59.

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Wien – Berge sollen da gewesen sein, Berge aus Müll. Der Mann, der hinter einem Obststand – gleich der erste Stand, wenn man von der Kettenbrückengasse hoch zum Wiener Naschmarkt kommt – in einem offenen Kleintransporter sitzt, macht eine Armbewegung in Richtung Flohmarktgelände: einen großen Bogen, der zeigen soll, wie hoch die Berge waren.

Diesen Müllbergen will die Magistratsabteilung 59 für Marktservice und Lebensmittelsicherheit nun entgegenwirken. Die Lösung: ein früherer Flohmarktschluss. Seit 1. Oktober müssen die Standler am samstäglichen Flohmarkt neben dem Naschmarkt im sechsten Bezirk schon um 14 statt um 18 Uhr ihre Plätze räumen. Danach kommt die MA 48 und macht sauber.

Die Standgebühr bleibt dennoch gleich: bei etwa 20 Euro pro kleinem Platz und Tag. Was auf den ersten Blick verwundert, ist, dass laut MA 59 die Platzkartenbesitzer selbst diese Beschneidung der Öffnungszeiten gefordert haben.

Illegale Händler nutzten Platz

Denn, so heißt es aus der MA 59, viele "Tagesplatzler", also jene, die offiziell einen Stand am Flohmarkt haben, würden ohnehin schon um 13 Uhr nach Hause gehen. Und danach kämen Händler ohne Platzkarten, die die Stände nutzen würden, um illegal eigene Waren zu verkaufen. Was übrig bleibe, würden sie liegen lassen.

In der Vergangenheit habe es zwar Kontrollen gegeben, heißt es von der MA 59, doch manche der illegalen Händler hätten keine Zustelladressen, an die man Anzeigen schicken könne. Und weil sie ihre Waren oft "gratis" herbekommen würden, etwa aus aufgebrochenen Sammelcontainern, sei eine Beschlagnahmung wirkungslos. Durch die frühere Flohmarktschließung könnten nun die regulären Tagesplatzler schon am Nachmittag mit ihren Autos aufs Gelände, um abzubauen. "Wenn der Platz sauber ist, kommt keiner mehr und stellt sich hin, um seine Sachen zu verkaufen", sagt Magistratssprecher Alexander Hengl, "denn dann sind auch keine Kunden mehr da."

Erste Räumung reibungslos

Laut Magistrat musste man vergangenes Wochenende statt der bisher oft fünf Tonnen nur 700 Kilogramm Müll einsammeln. "Bis 15 Uhr war alles weg", sagt die Obstverkäuferin, die zwischen dem weißen Lieferwagen und einem bunten Puzzle aus Obst- und Gemüsekisten ein paar Tomaten wiegt. Kundschaft habe sie trotzdem nicht weniger – der Naschmarkt bleibt auch am Samstags weiterhin bis 18 Uhr offen.

Bei manchen Standlern am Naschmarkt aber herrscht Mitleid vor. "Diese Händler drüben kommen oft schon am Freitag und schlafen im Auto", sagt eine Frau, während sie Mohnstangerln, Powidltascherln und Marillensterne in eine Papiertüte steckt. "Sie sind viele Stunden unterwegs." Der Mann, der hinter dem Obststand im Lieferwagen sitzt, zündet sich eine Zigarette an. "Es ist schlimm für die drüben", sagt er, "sie arbeiten viel." (Gabriele Scherndl, 9.10.2018)