Rauch, Wiesflecker,Tinkhauser präsentierten im Landhaus die Kampagne

Foto: Jutta Berger

Bregenz – Weiß auf schwarz steht auf dem Bauzaun, der die Baustelle des neuen Kindercampus von Ludesch eingrenzt: "In Bludesch leben 533 Kinder. Wussten Sie dass 37 davon zuhause Opfer von Gewalt werden?" Das auffällige Transparent ist Teil einer Informationskampagne des Landes Vorarlberg, des Gemeindeverbands und der Kinder- und Jugendanwaltschaft. Mit Plakaten, Inseraten, Radio- und Kinospots und über digitale Medien soll Bewusstsein für Kinderschutz geschaffen werden.

"Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung", sagt Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne). Leider wüssten aber immer noch viele Eltern nicht, dass Gewalt gegen die eigenen Kinder per Gesetz verboten ist. Sieben Prozent der Kinder und Jugendlichen, 300 pro Jahrgang, sind in Vorarlberg von gravierender Gewalt betroffen, weiß Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch. 1100 pro Jahrgang erleben zwischen 6 und 14 Jahren Sanktionsformen, die bis zu Körperstrafen reichen.

Gewalt ist verboten

Die mehrsprachige Kampagne, die bis Mitte 2019 durchgeführt wird, soll diese Zahlen sichtbar machen.Es brauche Überwindung die Bevölkerung mit dem Thema zu konfrontieren, sagt der Bludescher Bürgermeister Michael Tinkhauser (VP). In Bludesch werden die Plakate gegen Gewalt auch im Foyer des Gemeindeamts aufgestellt. "Das bringt uns ins Gespräch", sagt Tinkhauser. Gewalt gegen Kinder sei immer noch ein Tabuthema, darüber zu reden sei wichtig, "weil dadurch Eltern auch erfahren, wie sie anders mit ihrer Wut und Überforderung umgehen können". Die Kampagne soll aufzeigen, dass Gewalt gegen Kinder nicht irgendwo passiert, "sondern in unserem alltäglichen Umfeld."

Obwohl Österreich das Züchtigungsverbot schon 1989 gesetzlich verankert hat, ist das Wissen über dieses Gesetz noch gering. 58 Prozent der Eltern wissen nicht, dass Gewalt in der Erziehung verboten ist. Die Kampagne werde emotionalisieren, ist sich Landesrätin Wiesflecker bewusst: "Wir versuchen mit absoluten Zahlen und klaren Worten betroffen zu machen." Ihr Ziele: Eltern sollen das Recht ihrer Kinder auf gewaltfreie Erziehung anerkennen. Gleichzeitig wird aber auch über entsprechende Beratungs- und Entlastungsangebote die Fähigkeit, Kinder gewaltfrei zu erziehen, gefördert. (Jutta Berger, 10.10.2018)