Benjamin Kaan, David Ellensohn, Marihan Abensperg-Traun, Birgit Hebein und Peter Kraus trafen am Dienstagabend das erste Mal aufeinander.

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Wien – Der Wiener Gemeinderatswahlkampf findet zwar voraussichtlich erst 2020 statt, bei den Grünen hat er aber jetzt schon begonnen: Am Dienstag trafen die Anwärter auf die grüne Spitzenkandidatur im Odeon-Theater zu ihrem ersten öffentlichen Hearing aufeinander.

Klubobmann David Ellensohn, die Gemeinderäte Birgit Hebein und Peter Kraus, die Ärztin Marihan Abensperg-Traun und der Meidlinger Bezirksrat Benjamin Kaan stellten sich vor 250 Parteimitgliedern und Interessierten dem vom ehemaligen "ZiB 2"-Moderator Gerald Groß geleiteten "internen Fünfkampf", der auch per Livestream übertragen wurde. Die fünf hatten in der Nominierungsphase genügend Unterstützungserklärungen gesammelt, nun debattierten sie unter anderem über Umwelt, Migration und Verkehr.

Brave Diskussion

Die Diskussion lief überwiegend harmonisch und gesittet ab, die Kandidaten waren sich in vielen Themen einig. So hatte Ellensohn auch schon im Vornhinein angekündigt, dass sie gemeinsam und nicht gegeneinander kandidieren würden.

Vom neuen Gesicht Kaan wurde jedoch auch Kritik an der Konkurrenz geäußert. Kaan, der in der Lebensmittelbranche tätig ist, begründete seine Bewerbung durch den "glatten" Spruch "Ich liebe Wien", der im Bewerbungsvideo von Kraus ausgesprochen wurde und durch den er sich provoziert gefühlt habe. Er betonte auch, dass die Partei neue Köpfe für einen Neubeginn brauche.

Kraus wiederum sprach seine erst kürzlich angetretene Reise nach Bayern an, wo die Grünen bei 18 Prozent liegen und von der er einen Grundsatz mitgenommen habe: "Mut geben und nicht Angst machen."

Ellensohn beanspruchte meiste Redezeit

Während Ellensohn routiniert wirkte und durch kleine Tricks versuchte, noch mehr Redezeit zu ergattern, hielt sich Quereinsteigerin Abensperg-Traun am meisten zurück, die durch ihre Kandidatur vor allem "eine bessere Welt für nachfolgende Generationen gestalten will".

Während Abensperg-Traun als Vorgehen gegen die Kürzungen bei den sozial Schwachen vorschlug, auf die Straße zu gehen, wies Hebein darauf hin, dass die Grünen zwei Seiten hätten: "Ich sehe die Grünen als Teil einer neuen linken Bewegung, bei der man gemeinsam auf die Straße steht. Das ist das Eine. Davon werden die Leute noch nicht satt. Das andere ist Realpolitik." * Als Beispiel nannte sie die Wiener Jugendunterstützung, bei der es darum geht, jungen Menschen eine Perspektive zu geben und ihnen durch Ausbildungsangebote und Betreuung zu helfen, ein Leben ohne Mindestsicherung führen zu können.

Als es um die Koalition mit der SPÖ ging, waren sich die fünf wieder relativ einig. Hebein: "Wir sollten viel stolzer auf die letzten Jahre Wien und Rot-Grün sein. Nur geeint werden wir es schaffen." Auch in ihrer Kritik an der türkis-blauen Bundesregierung waren sie einer Meinung: Ellensohn kündigte an, dass er sich mit denen anlegen wolle, "die alles kaputt machen, was wir lange erarbeitet haben". In Umweltfragen will er die Gegner bei großen Projekten erkennen und sich mit diesen anlegen. Angesichts des Klimawandels dachten einige der fünf Kandidaten eine Bepflanzung Wiens als Maßnahme gegen die Tropennächte in den Sommermonaten an.

Weitere Hearings und Briefwahl

Es ist die erste Wahl dieser Art bei den Wiener Grünen, denn die Suche nach der Nachfolge von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou soll transparent und nicht mehr im Hinterzimmer erfolgen. Und: Auch Nichtmitglieder dürfen mitbestimmen, wer die Liste bei der kommenden Wahl anführen soll.

Bis 18. Oktober ist noch um 15 Euro die Registrierung als Wähler auf spitzenwahl.wien möglich. Es werden noch weitere drei Hearings im Oktober und November abgehalten, das nächste findet im Novum am Hauptbahnhof am kommenden Montag statt. Die Wahl beginnt am 8. November. Wer den ersten Listenplatz der Wiener Grünen einnehmen wird, wird per Briefwahl entschieden, das Ergebnis wird Ende November bekanntgegeben. (Laura Schwärzler, 10.10.2018)