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Banges Warten bei CSU-Sympathisanten in München. Das Wahlergebnis bestätigte dann die Umfragen: massive Verluste für die bisherige schwarze Machtbasis.

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Bei Ministerpräsident Markus Söder war die Enttäuschung groß.

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Bei den grünen Spitzenkandidaten Katharina Schulze und Ludwig Hartmann war die Freude über das Wahlergebnis groß.

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München – Bei der Landtagswahl in Bayern hat die bisher allein regierende CSU die absolute Mehrheit klar verfehlt. Laut dem vorläufigen amtlichen Endergebnis kamen die Christlichsozialen am Sonntag auf 37,2 Prozent, verloren also rund zehn Prozentpunkte. Zweitstärkste Kraft wurden mit 17,5 Prozent die Grünen. Es folgen die Freien Wähler mit 11,6 Prozent, die AfD zog mit 10,2 Prozent in das Landesparlament ein, die SPD landete mit 9,7 Prozent auf dem fünften Platz. Die FDP hat mit 5,1 Prozent den Einzug in den Landtag knapp geschafft.

"Natürlich ist das heute kein einfacher Tag für die CSU", sagte Ministerpräsident Markus Söder in einer ersten Reaktion. Die Partei werde aus dem Ergebnis auch Lehren ziehen müssen. "Aber eines steht fest: Die CSU ist nicht nur stärkste Partei geworden, sie hat auch den klaren Regierungsauftrag", fügte er hinzu. Den aktuellen Hochrechnungen zufolge wäre eine Koalition der CSU mit den Grünen, aber auch den Freien Wählern möglich. Noch am Wahlabend zeigte Söder eine Präferenz für Letzteres, eine "bürgerliche Koalition".

Enttäuschung im Landtagsgebäude der CSU nach Bekanntwerden der Wahlergebnisse
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Söder gegen Seehofer

Nach dem schlechten Abscheiden der CSU ist nun die Frage: Wie geht es in der CSU weiter? Vor der Wahl schon hatten sich Söder und CSU-Chef Horst Seehofer gegenseitig die Schuld am Debakel zugeschoben. Söder hatte erklärt, die Vorgänge in Berlin seien nicht hilfreich gewesen, Seehofer gemeint, für den Wahlkampf, der sich im Übrigen um Bayern drehe, sei Spitzenkandidat Söder verantwortlich.

Die Landtagswahl in Bayern hat am Sonntag eine herbe Niederlage für die regierende CSU gebracht.
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Nach dem Wahldebakel hatte Seehofer zunächst personelle Konsequenzen für sich selbst ausgeschlossen, sagte danach aber, dass er als Parteivorsitzender "natürlich auch Mitverantwortung für dieses Wahlergebnis" trage. Darum sei klar, dass auch über ihn diskutiert werde. Die CSU-Vorstandssitzung findet am Montag statt, eine Pressekonferenz kündigte Seehofer für Dienstag an.

SPD-Stimmen halbiert

Der SPD, die 2013 schon schwache 20,6 Prozent erreicht hatte, erging es nicht besser. Sie hatte es schon immer schwer, sich neben der CSU zu profilieren, schnitt traditionell in den Städten wie München und Nürnberg besser ab. Doch dort haben zuletzt die Grünen erfolgreich "wildern" können. Sie waren vielen als die attraktivere Alternative als die SPD erschienen. Die Sozialdemokraten halbierten sich.

"Das ist eine sehr bittere Niederlage für die SPD, es ist bei weitem nicht das Ergebnis, das wir erhofft hatten", sagt SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil. Er sieht "ein klares Signal aus Bayern an Berlin": Die Regierungsparteien, die im Bund Verantwortung tragen, "haben keine gute Arbeit gemacht". Er gratuliert außerdem den Grünen, die weit vor der SPD liegen.

Grüne zweitstärkste Kraft

Diese sind ganz klar die Gewinner des Abends. 2013 hatten sie 8,6 Prozent erreicht. Spitzenkandidatin Katharina Schulze war bei der Stimmabgabe in einem T-Shirt mit der Aufschrift "Mi Heimat es su Heimat" erschienen. Der Mix aus Spanisch und Deutsch bedeutet: "Meine Heimat ist deine Heimat" und spielt auf die spanische Redewendung "Mi casa es su casa" (Mein Haus ist dein Haus) an. Im Wahlkampf hatten die Grünen für einen gemäßigten Ton in der Asylpolitik plädiert.

"Die Freude ist riesig, man kann das Ergebnis nichts anders als historisch nennen", freut sich am Wahlabend der grüne Bundes-Chef Robert Habeck, der stark im bayerischen Wahlkampf mitgemischt hatte. Die Wähler in Bayern hätten "die Veränderung gewählt". Jetzt müsse man "schauen, ob das bei allen angekommen ist" – ein Hinweis darauf, dass die Grünen nicht automatisch mit der CSU koalieren werden.

AfD will starke Vertretung sein

Wie erwartet, zieht auch die AfD locker zum ersten Mal in den Landtag ein. Sie war ohne Spitzenkandidaten angetreten, zum Star innerhalb der bayerischen Partei hat sich die vierfache Mutter Katrin Ebner-Steiner aus dem niederbayerischen Deggendorf entwickelt. Sie fordert als Grenzschutz zwischen Österreich und Deutschland Zäune. In den letzten Tagen des Wahlkampfes hatte Söder noch tagtäglich vor der Bayern-AfD gewarnt und betont, dass diese im AfD-Spektrum ganz rechts außen anzusiedeln sei. "Ich bin richtig stolz", freut sich Ebner-Steiner am Sonntag. Den AfD-Wählerinnen und -Wählern versprach sie, "eine starke Vertretung im Landtag zu sein". (bau, maa, APA, Reuters, 14.10.2018)