In den kommenden Tagen starten die Bauarbeiten, bis 2021 soll das alte Handelsgericht in neuem Glanz erscheinen.

Foto: STANDARD/Cremer

Wien – Nach vielen Jahren des Stillstands scheint es nun tatsächlich loszugehen mit der Revitalisierung des ehemaligen Handelsgerichts in der Riemergasse. Was aus dem denkmalgeschützten Objekt im 1. Bezirk, das seit genau 15 Jahren leer steht, werden soll, ist lange bekannt: ein Hotel samt (teuren) Eigentumswohnungen (siehe "Nachlese").

Der Start der Umbauarbeiten erfolgt noch im Oktober, bestätigt Dimitry Vallen, Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Brisen Group mit Sitz in Genf, dem STANDARD. Die Gruppe hat die Liegenschaft im Herbst 2016 erworben. In den vergangenen 18 Monaten habe man das architektonische Konzept und das Designkonzept für die Innengestaltung erarbeitet, diese Phase sei nun abgeschlossen. Projektpartner war dabei die auf Hotelentwicklungen spezialisierte österreichische Immobiliengesellschaft UBM AG.

Mehrmals verkauft

Die Brisen Group will rund 100 Millionen Euro in den altehrwürdigen Bau mit einer Nutzfläche von 17.000 m² stecken, den die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) nach Auszug des Handelsgerichts zunächst eigentlich an die Universität Wien vermieten wollte. Später plante die BIG selbst einen Umbau und gründete dafür eine Projektgesellschaft. Diese wurde dann aber 2005 und 2008 in zwei Tranchen für rund 30 Millionen Euro an die holländische Van-Herk-Gruppe verkauft.

Erste Meldungen über den Umbau in ein Hotel samt Luxuswohnungen inklusive kurz bevorstehendem Baustart gab es schon vor fast zehn Jahren, die Berichte wiederholten sich in schöner Regelmäßigkeit. Zunächt hieß es, 2012 solle ein Four-Seasons-Hotel an dem Standort aufsperren, später war von 2014 die Rede.

Vallen sagt nun, mit einem Hotelbetreiber noch nicht einig zu sein, zu Four Seasons hat er aber jedenfalls gute Kontakte; sein Unternehmen hat in Budapest einen Standort für die kanadische Kette realisiert.

"Höchstmöglicher Preis" für Wohnungen

Vertreter des 1. Bezirk hegten noch im Vorjahr die Hoffnung, dass in dem alten Objekt hauptsächlich Wohnungen entstehen könnten, nach Möglichkeit vielleicht sogar in irgendeiner Weise solche für die breite Masse. Daraus wird – wenig überraschend – nichts: Die etwa 20 Eigentumswohnungen unterm Dach sollen "zum höchstmöglichen Preis" verkauft werden, so Vallen. Dass es in diesem Segment derzeit in der Wiener City ein übergroßes Angebot gibt, ist ihm durchaus bewusst, wie er sagt; eigenen Angaben zufolge hat er gerade erst auch selbst eine Wohnung im 1. Bezirk erworben.

Die künftigen Eigentümer der Luxusresidenzen sollen auch Hotel-Services in Anspruch nehmen können, so der Plan. Ende 2021 soll alles fertig sein – dann soll dem "alten Pferd", wie Vallen die Immobilie nennt, wieder Leben eingehaucht werden. (Martin Putschögl, 16.10.2018)