Auch ultranationalistische Mönche hetzen, so wie hier auf einer Demonstration in Rangun, gegen die muslimischen Rohingya.

Foto: Photo by Ye Aung THU / AFP

In Myanmar hat das Militär einem Bericht zufolge hunderte Fake-News-Kanäle auf Facebook eingerichtet, auf denen gegen die muslimische Rohingya-Minderheit gehetzt wird. Von einem hermetisch abgeriegelten Gebäude unweit der Hauptstadt Naypyidaw aus operieren demnach bis zu 700 Armeeangestellte unter falschem Namen und verbreiten Gräuelpropaganda, die nach Ansicht von Menschenrechtsorganisationen dem Genozid an den Rohingya Vorschub leisten.

Getarnt als Fanseiten lokaler Popstars, Models oder Nationalhelden werden so Meldungen verbreitet, die von der "globalen Bedrohung des Buddhismus" durch den Islam oder eine erfundene Vergewaltigung einer Buddhistin durch einen Muslim erzählen.

Bisher unentdeckt

Wie die "New York Times" berichtet, hat sich die Armee die enorme Verbreitung von Facebook unter den 18 Millionen Internetnutzern in dem südasiatischen Land zunutzegemacht. Zwar hat das US-Unternehmen erst im August einige Profile bekannter Militärs dichtgemacht – die systematische Propaganda der Armee mittels gefälschter Konten bleib bisher aber unentdeckt.

"Das Militär hat stark von Facebook profitiert", sagt Thet Swe Win von der myanmarischen NGO Synergie dem Blatt. "Ich würde zwar nicht sagen, dass Facebook direkt in die ethnischen Säuberungen involviert ist, aber es trägt schon eine Verantwortung dafür, nicht zu Genozid anzustacheln."

Gegenüber der Zeitung räumt Nathaniel Gleicher, Chef der Cybersecurity-Abteilung bei Facebook, ein, dass es "klare und eindeutige Hinweise auf eine direkte Verbindung zur myanmarischen Armee" gebe. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe habe man weitere Profile gelöscht, die nach außen hin über Unterhaltungsthemen berichteten, eigentlich aber vom Militär zu Propagandazwecken genutzt wurden. 1,3 Millionen Menschen waren diesen Profilen gefolgt. (red, 16.10.2018)