Kyrill I., der "Patriarch von Moskau und der ganzen Rus", kämpft zwar vielleicht nicht mit flammendem Schwert, aber doch mit allen anderen Mitteln gegen Kiews Abspaltung.

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Jahrhundertelang galt der Patriarch von Konstantinopel als Erster unter Gleichen. Doch seinen Entschluss, der ukrainisch-orthodoxen Kirche Selbstständigkeit zu gewähren, hat Moskau Montagabend mit dem vollständigen Abbruch aller Beziehungen beantwortet. Den Schritt Konstantinopels hatte Moskau schon zuvor als "größte christliche Kirchenspaltung seit tausend Jahren" bezeichnet – jedenfalls aus orthodoxer Sicht und offenbar ohne Blick auf die Reformation.

Konstantinopel, so meint man in Moskau, sei in der Frage nicht zuständig und habe sich in die inneren Belange der russisch-orthodoxen Kirche eingemischt, zu der die ukrainisch-orthodoxe Kirche bislang offiziell zählte.

Das letzte Abendmahl

Als erste Maßnahme wird nun die sogenannte Abendmahlsgemeinschaft aufgelöst. Faktisch erteilt die russisch-orthodoxe Kirche ihren Gläubigen damit ein Verbot, in einer Kirche des Konstantinopler Patriarchats zu beten. Moskau als größte Ostkirche schreckt vor einem Machtkampf nicht zurück. Metropolit Hilarion, der Kirchensprecher, hat die anderen orthodoxen Kirchen dazu aufgerufen, Stellung zu beziehen.

In Österreich befürchtet man von offizieller orthodoxer Seite trotzdem keine gröberen Zerwürfnisse. "Dramatische Folgen werden wohl vorerst ausbleiben", ist Mirko Kolundzic, Sprecher der Orthodoxen Bischofskonferenz, im STANDARD überzeugt.

Auswirkungen für Österreich

Der jüngste Riss im heiklen Gefüge der orthodoxen Kirche bringt es aber auch in Österreich mit sich, dass es nun nach russischer Diktion für alle Geistlichen der russisch-orthodoxen Kirche unmöglich ist, mit Klerikern der Kirche von Konstantinopel zu konzelebrieren. Und dass es für die Laien unmöglich ist, die von dieser Kirche gespendeten Sakramente zu empfangen. Bei offiziellen Anlässen sei es künftig stets die Frage, wer einlade.

Kolundzic: "Bei der jüngsten Herbstvollversammlung der orthodoxen Bischofskonferenz Anfang Oktober in Wien fehlte etwa der russisch-orthodoxe Bischof. Sollte aber etwa der Bundeskanzler Vertreter aller Religionsgemeinschaften einladen, wird auch ein russisch-orthodoxer Vertreter mit am Tisch sitzen."

Damit drängt sich die Frage auf, wie etwa künftig der Religionsunterricht abgehalten wird. Bis dato gab es gemeinsamen orthodoxen Unterricht. Kolundzic knapp: "Auch hier wird es kein Problem geben, da der Unterricht staatlich organisiert ist." (André Ballin aus Moskau, Markus Rohrhofer, 16.10.2018)