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Die Untersuchungen zum Schulmassaker waren am Donnerstag noch im Gange.

Foto: Reuters / Pavel Rebrov

Moskau/Kertsch – Bei dem brutalen Angriff auf eine Schule auf der Halbinsel Krim sind nach Angaben der Regionalverwaltung 20 Menschen getötet worden. Die Regierung in Simferopol veröffentlichte am Donnerstag eine Liste mit den Namen von 19 Opfern. Der Name des mutmaßlichen Schützen, der Selbstmord begangen haben soll, wurde nicht genannt.

Grafik: APA

15 Tote einschließlich des Schützen seien Schüler der Berufsschule in der Stadt Kertsch gewesen, sechs von ihnen waren noch minderjährig. Außerdem seien fünf erwachsene Schulangestellte getötet worden, hieß es in der Mitteilung. In der Nacht sei eine weitere Leiche gefunden worden, sagte der Vizeleiter der Krim-Verwaltung, Diljawer Melgasijew, der Nachrichtenagentur TASS.

Mit Metallteilen gefüllte Bombe gezündet

Am Mittwoch hatte ein 18-jähriger Schüler in der Kantine der Schule eine mit Metallteilen gefüllte Bombe gezündet und auf seine Mitschüler geschossen. Danach erschoss er sich nach Angaben des Staatlichen Ermittlungskomitees selbst.

Die russische Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa sagte dem Sender Rossija 24, dass darüber hinaus 50 Menschen verletzt worden seien, einige schwer. Manche Wunden von Verletzten seien infiziert, weil kleine Teilchen Entzündungen verursacht hätten. Die Lage sei sehr schwierig.

Zunächst waren die russischen Behörden von einem Terroranschlag ausgegangen. Als sie später jedoch einen Schüler aus dem vierten Lehrjahr als mutmaßlichen Täter identifizierten, wurde ausschließlich wegen Mordes ermittelt. Bei der Untersuchung am Tatort fanden die Ermittler auch einen zweiten Sprengsatz, der jedoch nicht explodiert war.

Der Vorfall hatte sich in einer Berufsschule in der Stadt Kertsch auf der ukrainischen Krim ereignet, die Russland sich 2014 einverleibt hatte. Völkerrechtlich gilt die Halbinsel noch immer als Teil der Ukraine.

Suche nach Motiv

Das Motiv des Täters liegt weiter im Dunkeln. Mangels offizieller Äußerungen zu den möglichen Hintergründen der Bluttat wurden die zahlreichen offenen Fragen am Donnerstag vor allem in Medienberichten und Online-Netzwerken diskutiert.

Nach Angaben der Zeitung "Kommersant" wuchs der 18-jährige Täter in einer "ziemlich armen Familie" auf. Seine Mutter habe in einer Klinik gearbeitet, der behinderte Vater von der Familie getrennt gelebt. Die Mutter sei bei den Zeugen Jehovas gewesen, eine in Russland als "extremistisch" eingestufte und verbotene religiöse Glaubensgemeinschaft.

Zum Tathergang berichtete "Kommersant", dass der Schütze "von Raum zu Raum gegangen" sei. Er habe nach Art und Weise eines "erfahrenen Kämpfers der Spezialkräfte" zunächst eine "selbstgebaute Granate geworfen, bevor er eingetreten ist und mit dem Gewehr auf die Menschen geschossen hat". Nach jüngsten Angaben wurden 19 Menschen getötet, die Mehrheit von ihnen Schüler. Der Täter nahm sich anschließend das Leben. Seine Leiche wurde den Behörden zufolge in einer Schulbibliothek gefunden.

18-Jähriger soll Waffenschein gehabt haben

Der 18-Jährige habe einen Waffenschein gehabt und die erforderlichen psychologischen Tests bestanden, berichtete die Nachrichtenagentur RIA Nowosti unter Berufung auf Sicherheitskräfte. Die Ermittler untersuchten unter anderem, ob der Schütze Komplizen habe oder "unter dem Einfluss" von anderen gehandelt habe.

Nach Behördenangaben hatte der 18-Jährige am Mittwoch die Polytechnische Schule in der Hafenstadt Kertsch betreten und um sich geschossen. Eine Zeitung zitierte einen Mitschüler mit den Worten, der Bursche habe die Schule "wegen bösartiger Lehrer gehasst" und angedeutet, dass er sich an diesen rächen wolle. Die russische Staatsanwaltschaft stufte die Tat als Mord ein, nachdem zunächst von einem "Terroranschlag" die Rede gewesen war. (red, APA, 18.10.2018)