Angelika Amon war "baff", als sie von der Zuerkennung eines Breaktrough-Preises in den Life-Sciences erfuhr.

Foto: APA/AFP/Massachusetts Institute

Es ist ja nicht alltäglich, dass eine Österreicherin einen international anerkannten Wissenschaftspreis erhält – und schon gar nicht einen, der so gut dotiert ist: Die aus Wien stammende Molekularbiologin und Krebsforscherin Angelika Amon war also dementsprechend "baff", als sie von der Zuerkennung eines Breaktrough-Preises in den Life-Sciences erfuhr – mit umgerechnet 2,6 Millionen Euro die höchstdotierte Wissenschaftsauszeichnung der Welt. Was sind finanziell betrachtet dagegen die 850.000 Euro eines Nobelpreises? "Da gibt es doch so viele Wissenschafter, die den Preis auch verdient hätten", sagt sie zwar mit einem deutlich zu hörenden Fragezeichen in der Stimme. Die Freude war aber groß.

Die Breakthrough-Preise gehen seit 2012 an Wissenschafter aus den Lebenswissenschaften, an Physiker und an Mathematiker. Die edlen Spender, allesamt Internetmillionäre wie Mark Zuckerberg, stellen insgesamt 19,2 Millionen Euro zur Verfügung. Was Amon, Jahrgang 1967, mit dem Geld machen wird, das nicht für die Investition in weitere Forschungen gebunden ist? "Ich weiß es nicht." Sicher ist nur, dass sie weiterforschen wird. Seit 2002 arbeitet die Professorin am Howard Hughes Medical Institute des Massachusetts Institute of Technology (MIT) zum Phänomen der Aneuploidie. Das sind Gendefekte, die bei der Zellteilung entstehen und zu Doppelungen oder Defiziten von Chromosomenpaaren führen.

In Amons Labor in Cambridge bei Boston arbeiten 17 Wissenschafter an diesem Problem. Die nächste Frage, die sich das Team stellen will: Warum haben bestimmte Krebsarten wie das Ewing-Sarkom, ein hauptsächlich bei Kindern auftretender Knochenkrebs, Doppelungen des immergleichen Chromosomenpaars? Am Ende sollte es Medikamente geben, aber das, betont Amon, ist ein langfristiges Ziel.

Amon hat in Wien am Institut für Molekulare Pathologie (IMP) bei Kim Nasmyth dissertiert. Sie ist mit einem Elektrotechniker von Amazon verheiratet und hat zwei Töchter. Sie findet Donald Trump schrecklich, kritisiert aber die "liberal bubble", in der sie auch ganz gut lebt. Man wundere sich über die Tiraden des US-Präsidenten, missachte aber die Gründe für die Wahlerfolge von Populisten wie Trump. "Die Sozialdemokraten haben die Arbeiter verloren und sind zu elitär geworden."

Was die Wissenschaft beitragen kann? Sie müsste ihren Elfenbeinturm verlassen. (Peter Illetschko, 18.10.2018)