In ganz Deutschland und in ganz Österreich wurde über neue Vorwürfe gegen Österreichs Skisportlegenden Toni Sailer und Karl Kahr berichtet. In ganz Österreich? Nein! Kein Wort in der Kronen Zeitung dazu, dass Toni Sailer in den 1970ern nicht nur einer polnischen Prostituierten, sondern auch einer damals 14-jährigen Österreicherin sexuelle Gewalt angetan haben soll. Die Frau gibt im Spiegel an, dass Kahr nach ihrer Vergewaltigung durch Sailer dazugekommen sei, ihr befohlen habe, sich anzuziehen, sich ihre Adresse notiert habe und sie habe heimfahren lassen.

Als mehrere Medien, auch der STANDARD, über die politische Begleitung jenes Vorfalls berichteten, in den Sailer 1974 in Zakopane verstrickt war, hatte die von unbeugsamen ÖSV-Partnern besetzte Redaktion ganz anders reagiert. Diesmal? Schweigen im Walde. Doch auf Dauer wird der ÖSV die Vorwürfe nicht ignorieren können, meldet der Spiegel doch auch, ein noch tätiger "Spartentrainer des ÖSV" sei "als junger Mann bei der Massenvergewaltigung eines Mädchens" dabei gewesen.

Dass eine vom ÖSV eingesetzte Kommission zum Ergebnis kam, sexuelle Gewalt könne "beim ÖSV keinesfalls als systemimmanent bezeichnet werden", ist bekannt. Weniger bekannt ist der darauf folgende Satz des Berichts: "Allerdings wurde der Gefahr ebenfalls nicht anders, d. h. intensiver und offensiver, begegnet als in anderen Institutionen." Wahrscheinlich ist dieser Satz der wichtigere. (Fritz Neumann, 21.10.2018)