Das Westernspiel "Red Dead Redemption 2" (RDR2) ist riesig. In jeder Hinsicht. Allein der Haupthandlungsstrang fast 65 Stunden, dazu kommt eine offene Spielwelt, die allerlei Nebenunterhaltungen bietet – von der Jagd bis zum Saloonbesuch. Wir geben Ihnen fünf Tipps mit auf den Weg ins Frontland des Jahres 1899, um das Zweitleben als Bandit Arthur Morgan noch mehr genießen zu können. Eines gleich vorweg: Wer den ersten Teil nicht gespielt hat, muss in dem Sinne nichts nachholen und kann getrost mit dem zweiten Teil einsteigen. Die neue Geschichte ist nämlich vor den Ereignissen von "Red Dead Redemption" angesiedelt.

Video: Unser Test zu RDR2.
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1. HUD abschalten und Augen auf

Es ist ein bekanntes Problem: Man hat eine gigantische offene Spielwelt vor sich, mit spektakulärer Landschaft und lebendiger Fauna und Flora, und letztendlich blickt man einen Großteil der Zeit auf die Minimap auf der Suche nach dem nächsten Point of Interest. Tun Sie sich selbst einen Gefallen und schalten Sie bei "RDR2" das Interface so weit zurück, bis nur noch ein Kompass und die manuell aufrufbare Landkarte zur Orientierung zur Verfügung stehen. Einerseits reicht der Kompass mit praktischem Richtungsweiser aus, um ans gewünschte Ziel zu gelangen. Andererseits hat man so mehr von den traumhaften Kulissen und stößt so vielleicht auch eher auf viele Ereignisse, die die Entwickler absichtlich unmarkiert in der Landschaft platziert haben. Beispielsweise führen Blutspuren zu den Gräueltaten eines Serienmörders oder vor einem Fenster kichernde Trunkenbolde zu einem drogenberauschten Schauspiel in privaten vier Wänden.

2. Interaktionsfunktion nützen

In "RDR2" kann man mit nahezu jedem Tier und jeder Person interagieren, ohne dafür die Waffe ziehen zu müssen. Einfach den linken Abzug des Controllers gedrückt halten und den Blick auf ein Lebewesen richten – und schon poppt ein kleines Schnellwahlmenü auf, über das einem verschiedene Interaktionsoptionen zur Verfügung stehen. Diese Interaktionen unterscheiden sich je nach Person und Kontext. Zum Beispiel kann Arthur einer Kutsche etwas zurufen, um sie langsamer werden zu lassen, den Fahrer abzulenken oder um eine Mitfahrt zur nächstgelegenen Ortschaft zu bitten – oder er könnte die Gelegenheit nützen, um sie zu überfallen. Ein Ordnungshüter könnte Arthur warnen, zu verschwinden, bevor er die Waffe zieht und einen Kampf beginnt. Arthur kann den Zeugen eines Verbrechens zum Schweigen bringen, indem er ihn einschüchtert, oder ihn obendrein ausrauben. Diese neue Interaktionsebene kommt auch bei Tieren zum Tragen – vom Loben oder Ausschimpfen eines Hundes bis zum Beruhigen des Pferdes, wenn man kein Aufsehen erregen möchte.

Die Interaktionen unterscheiden sich je nach Person und Kontext.
Foto: Rockstar Games

3. Pferdeflüsterer

Apropos Pferd: Der wichtigste Begleiter im Spiel hat vier Beine und einen starken Vorbiss. Anders als etwa die Autos in "GTA" ist das Pferd in "RDR2" kein reines Fortbewegungsmittel, sondern integraler Bestandteil bei der Durchquerung der unterschiedlichsten widrigen Umgebungen – vom Schneeberg über die Prärie bis hin zum Sumpfgebiet. Umso mehr man das Pferd nutzt, es füttert, pflegt und man ihm gut zuredet, desto schneller baut sich das Vertrauen auf, und es wird in brenzligen Situationen die Nerven behalten. Das kommt einem bei wilden Schießereien und Verfolgungsjagden ebenso zugute wie bei leisen Operationen und Überfällen auf schlafende Gegner. Darüber hinaus werden besondere Reitfähigkeiten freigeschaltet, etwa Aufbäumen, Rutschwendungen oder sogar Dressurreiten. Steigende Verbundenheit vergrößert auch den Radius, in dem Pferde herbeigerufen werden können. Überdies dient das Pferd als erweitertes Inventar. Arthur kann die Satteltaschen eines Pferdes nutzen, um weitere Waffen zu tragen und erlegtes Wild oder gefangene Verbrecher zu transportieren. Pferde können komplett individualisiert werden, zum Beispiel mit Steigbügeln, Satteldecken, Schlafdecken, Horn und mehr.

4. Camper im Vorteil

Das Wanderlager ist nicht nur das Zentrum der Van-der-Linde-Gang, sondern auch ein guter Ausgangspunkt für viele Abenteuer. Hier kann man mit allen 23 Kameraden interagieren und mit ihnen genauso auf Raubzüge gehen wie Poker spielen. Als Spieler kann man frei entscheiden, inwiefern man sich am Lagergeschehen beteiligt, und kann auch jederzeit aufbrechen, um die Welt allein zu erkunden. Die Gang benötigt Geld, Nahrung und Vorräte, um überleben zu können, und obwohl es für Arthur nicht verpflichtend ist, sie zu unterstützen, wird er dennoch dafür belohnt, wenn er zum Wohl des Lagers beiträgt, indem er Nahrung, Geld oder andere Vorräte beisteuert. Außerdem ist es förderlich für die Moral der Gemeinschaft. Diese Art der Unterstützung wird in Unterhaltungen thematisiert und beeinflusst die Aktivitäten. Als optionale Komponente können Spieler das Lager modifizieren und verbessern, um zusätzliche Vorteile zu erhalten. Lagerverbesserungen schalten zusätzliche Nahrungsvorräte, Medizin und Munition frei sowie optionale Schnellreisefunktionen, zusätzliche Anbindepfosten für Pferde und mehr.

Video: "RDR2" in aller Kürze zusammengefasst.
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5. Ehre aufs Spiel setzen

Arthur Morgan ist kein reuiger Bandit, doch es gibt dennoch so etwas wie ein moralisches Gleichgewicht und Konsequenzen in "RDR2". Wie man sich in der Spielwelt verhält, ist allerdings den Spielern selbst überlassen. Umgesetzt wird diese doppelschneidige Freiheit mithilfe eines Ehresystems, das im Hintergrund arbeitet und zu jedem Zeitpunkt die Interaktionen mit der Welt und ihren Bewohnern beeinflusst. Die Ehre ändert sich je nach den getroffenen Entscheidungen in alltäglichen Aktivitäten, und verschiedene Ehrestufen sorgen für verschiedene Konsequenzen und Möglichkeiten, auch wenn einige nicht unmittelbar wahrnehmbar sind. Wenn man Arthur eher unehrenhaft spielt, wird die Welt um ihn herum anders reagieren – Überfälle sind lukrativer, Zeugen lassen sich leichter einschüchtern, und die "kill shots" sind brutaler. Spielt man ihn ehrenvoller, sind Kopfgeldaufträge lukrativer, und die "kill shots" sind heldenhafter. Die Ehre verändert sich subtil, abhängig von den Entscheidungen, die man während des Spiels trifft. Es lohnt sich jedoch, sich beide Seiten der Medaille anzusehen. Zeit dafür bleibt jedenfalls genug. (red, 26.10.2018)