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Trotz sprudelnder Einnahmen aus der Online-Werbung ist der Google-Mutterkonzern Alphabet im Sommer hinter den Geschäftserwartungen der Anleger zurückgeblieben. Der Umsatz des Suchmaschinenanbieters legte im dritten Quartal zwar um 21 Prozent auf 33,7 Milliarden Dollar (29,52 Mrd. Euro) zu, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Dies lag jedoch unter den Erwartungen der Analysten.

Der Überschuss kletterte um fast 37 Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar. Die Aktie fiel dennoch nachbörslich um mehr als vier Prozent. Experten zufolge gibt es Anzeichen für einen wachsenden Kostendruck auf den Technologiegiganten.

"Die Ertragsdynamik von Google bleibt stark"

"Die Ertragsdynamik von Google bleibt stark", sagte Haris Anwar, Analyst bei Investing.com: "Aber wenn man etwas tiefer eindringt, sieht man einen sich aufbauenden Kostendruck, der vor allem für die Enttäuschung über das abgelaufene Quartal verantwortlich ist." Die Ergebnisse des Technologieunternehmens schürten die Sorge der Investoren, dass große Investitionen in neue Unternehmen, zunehmende regulatorische Kontrollen und der Wettbewerb nur langsam und unvorhersehbar Gewinne abwerfen. Die Aktien von Alphabet fielen nach der Veröffentlichung der Zahlen nachbörslich um rund 4,4 Prozent auf 1.055 Dollar.

Nach Angaben des Datenanbieters Refinitiv hatten Analysten im dritten Quartal einen höheren Umsatz von 34,05 Milliarden Dollar erwartet. Der Reingewinn lag bei 13,06 Dollar pro Aktie, verglichen mit 9,57 Dollar pro Aktie im Vorjahresquartal. Damit wurde die Analystenschätzung von 10,45 Dollar übertroffen.

YouTube

Google verzeichnet seit Jahren ein starkes Umsatzwachstum, weil die Kunden in Scharen Werbung in der Suchmaschine und Werbespots auf YouTube kaufen. Im dritten Quartal lagen die Werbeeinnahmen bei etwa 29 Milliarden Dollar, ein Plus von 20,3 Prozent zum Vorjahr und über der durchschnittlichen Schätzung von 28,76 Milliarden Dollar. Der Umsatz in anderen Bereichen wie Gesundheit, im Cloudgeschäft und im Hardware-Verkauf lag aber hinter den Erwartungen. Zudem knabbern Rivalen wie Amazon an den Werbe-Umsätzen von Google. Amazon, das ebenfalls Q3-Daten veröffentlichte, profitierte erneut von seiner Stärke im Cloudgeschäft wie auch im traditionellen Onlinehandel. Der Umsatz kletterte um 29 Prozent auf 56,6 Milliarden Dollar. Wie bei Google reichte dies jedoch nicht an die Erwartungen heran.

Sexuelle Belästigung

Statt der Quartalszahlen sorgten unterdessen jedoch vor allem Berichte über sexuelle Belästigung bei dem Internetgiganten für Aufsehen: In einem Rundschreiben an die Google-Belegschaft erklärte Vorstandschef Sundar Pichai, das Unternehmen habe in den vergangenen zwei Jahren 48 Mitarbeiter wegen sexueller Belästigung ohne Abfertigung gefeuert. In dem E-Mail, das von verschiedenen US-Medien im Internet veröffentlicht wurde, heißt es, bei 13 der Entlassenen habe es sich um Führungskräfte gehandelt.

Dass Pichai intern demonstrieren wollte, dass Google bei Anschuldigungen wegen unangemessenen Verhaltens eine harte Linie vertritt, hatte einen guten Grund: Mit der Nachricht an die Mitarbeiter reagierte der Google-Chef auf einen Bericht der "New York Times". Die Zeitung schrieb unter Berufung auf zwei Insider, Google habe beim Abgang von Andy Rubin – dem Kopf hinter dem Android-Betriebssystem für Smartphones – im Jahr 2014 ein dunkles Kapitel verschwiegen. Angeblich wurde Rubin von einer Mitarbeiterin, mit der er eine außereheliche Beziehung gehabt haben soll, beschuldigt, sie 2013 in einem Hotelzimmer zum Oralsex gezwungen zu haben.

Abschiedspaket im Volumen von 90 Millionen Dollar

Google habe von den Vorwürfen erfahren, Rubin aber dennoch bei seinem Abgang in den höchsten Tönen gelobt und ihm ein Abschiedspaket im Volumen von 90 Millionen Dollar gegeben, heißt es in dem Bericht. Ein Sprecher von Rubin bestritt die Vorwürfe und sagte, er habe das Unternehmen auf eigenes Betreiben verlassen.

Laut "New York Times" hat Google im vergangenen Jahrzehnt auch noch über zwei weitere Führungskräfte, die der sexuellen Belästigung beschuldigt wurden, schützend die Hand gehalten. Die Zeitung stützt sich auf Firmen- und Gerichtsdokumente sowie auf Gespräche mit mehr als drei Dutzend Google-Mitarbeitern. (APA, 26.10. 2018)