Manchmal gibt es doch noch Hoffnung, aus der Geschichte zu lernen. Das findet auch Donald Trump, der wenige Minuten nach dem Terroranschlag auf eine Synagoge in Pittsburgh schon eine Empfehlung parat hatte: Bewaffnete Kontrollen hätten den Täter, einen neonazistischen Antisemiten, am Massaker gehindert. Empfehlungen hatte Trump auch parat, als Cesar Sayoc ein Dutzend Paketbomben an Adressaten verschickte, die Trump in seinen Reden als Feinde ausgemacht hat. Die Medien, so Trump, hätten eine Rolle zu spielen: für Ruhe sorgen.

Das ist nicht falsch: Sicherheitskräfte sollen Anschläge verhindern, Medien sachlich berichten. Es stimmt auch, wenn Trump sagt, dass Antisemitismus linke Spielarten hat, von denen sich nicht alle Demokraten distanzieren.

Und doch ist es eine Verzerrung. Beide Attentäter haben klar Bezug auf Ideen genommen, die Trump seit Wochen ohne jeden Beweis für den Wahlkampf nutzt: "Globalisten", George Soros, der beiden unterstellte Plan, die USA mit Migranten zu "fluten". Wer als Präsident damit hausieren geht, muss nicht verwundert tun, wenn Neonazis das wörtlich nehmen.

Wer jene lobt, die Journalisten schlagen, sie "Volksfeind" nennt und CNN-Logos im Fadenkreuz postet, muss bei Bomben an CNN nicht verwundert tun. Das festzustellen ist kein Bias, wie Trump nun weiszumachen versucht – es aus angeblicher Objektivität in Zweifel zu ziehen heißt vielmehr, sich bewusst dumm zu stellen. (Manuel Escher, 29.10.2018)