Der saudische Generalstaatsanwalt Saud Al-Mojeb bei seiner Ankunft beim Konsulat in Istanbul.

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Istanbul/Riad – Der saudische Generalstaatsanwalt Saud Al-Mojeb ist nach Istanbul gereist, um sich bei seinen türkischen Kollegen über die Ermittlungen zum Tod des Journalisten Jamal Khashoggi zu informieren. Nach einem ersten Treffen am Montag kam er laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Dienstagvormittag erneut mit dem leitenden Staatsanwalt in dem Fall zusammen. Anschließend begab sich Mojeb laut AFP in das Konsulat, wo Khashoggi vor vier Wochen getötet worden war.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat Mojeb zur vollständigen Aufklärung des Falls aufgefordert. Noch immer sei die Frage nicht geklärt, wer das 15-köpfige Killer-Kommando aus Saudi-Arabien geschickt habe, sagte Erdogan am Dienstag vor Journalisten. "Also als saudischer Generalstaatsanwalt müssen Sie das hinterfragen und aufklären", sagte Erdogan. Außerdem müsse Riad herausfinden, wer von den 18 in Saudi-Arabien festgenommenen Verdächtigen der Mörder sei. Es bringe auch nichts, bestimmte Personen zu schützen.

Der Staatssender TRT Haber berichtete, Mojeb habe darum gebeten, alle Elemente zu den Ermittlungen zu erhalten, doch habe die türkische Seite dies abgelehnt. Sie habe ihn ihrerseits nach dem Ort der Leiche befragt.

Zweifel an Version aus Riad

Nach wochenlangen Dementis gestand die Führung in Riad erst kürzlich unter internationalem Druck ein, dass Khashoggi im Konsulat zu Tode gekommen sei, stellte seinen Tod aber als Folge eines eskalierten Streits dar. Nachdem diese Darstellung international auf Kritik gestoßen war, gab Generalstaatsanwalt Mojeb vergangene Woche zu, dass Khashoggi gemäß den türkischen Ermittlungen "mit Vorsatz" getötet worden sei.

Der 59-jährige Kritiker von Kronprinz Mohammed bin Salman hatte sich am 2. Oktober in das saudische Konsulat in Istanbul begeben, um ein Dokument für seine Hochzeit abzuholen. Laut dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan fiel der Journalist dort aber einem "politischen Mord" zum Opfer, der Tage im Voraus von einem aus Saudi-Arabien angereisten Kommando geplant worden war.

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Die Verlobte Khashoggis warnte indes US-Präsident Donald Trump davor, die Vertuschung der Tat hinzunehmen. "Ich bin extrem enttäuscht von der Haltung der Führung vieler Länder, insbesondere der USA", sagte Hatice Cengiz bei einer Gedenkfeier in London am Montagabend.

"Präsident Trump sollte helfen, die Wahrheit zu enthüllen und sicherzustellen, dass Gerechtigkeit geschieht. Er sollte nicht zulassen, dass der Mord an meinem Verlobten vertuscht wird." Der saudi-arabischen Führung warf die Türkin vor, den Leichnam Khashoggis zu verstecken, und forderte, dass alle "bösen Kriminellen und ihre feigen politischen Herren" zur Rechenschaft gezogen werden. Der Tod ihres Verlobten habe "eine Leere in meinem Herzen und meiner Seele" hinterlassen, sagte Cengiz. Hätte sie gewusst, was passieren würde in dem Konsulat, "hätte ich mich selbst dem Mordteam entgegengestellt". (APA, red, 30.10.2018)