Rio de Janeiro – Brasiliens künftiger Präsident Jair Bolsonaro will das Umwelt- und das Landwirtschaftsministerium zusammenlegen und hat damit scharfe Kritik von Naturschützern auf sich gezogen. Der Bolsonaro-Vertraute und Abgeordnete Onyx Lorenzoni bestätigte am Dienstag, dass die Bereiche Landwirtschaft und Umwelt in einem Ministerium gebündelt werden sollen – "wie von Anfang an geplant".

Vor der Stichwahl um das Präsidentenamt hatte der Rechtspopulist Bolsonaro noch Gesprächsbereitschaft bei diesem umstrittenen Punkt seines Wahlprogramms signalisiert.

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Der Amazonas beherbergt 5.000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten und ist ein wichtiger Stabilisator des Weltklimas. Experten befürchten, dass sich nun die Vernichtung des Regenwaldes beschleunigen könnte.
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Interessen der Agrarlobbys im Vordergrund

Kritiker befürchten, dass mit einer Zusammenlegung der Ministerien der Umweltschutz den Interessen der mächtigen Agrarlobbys geopfert wird – und dass sich die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien beschleunigen könnte, um neue Anbau- und Weideflächen für die Landwirtschaft zu schaffen.

Greenpeace verurteilte die geplante Fusion am Dienstag als "großen Fehler". Brasilien habe die weltweit größte Biodiversität und mit dem Amazonas-Regenwald den größten Wald der Welt. Die prominente brasilianische Umweltaktivistin und Ex-Umweltministerin Marina Silva sprach auf Twitter von einer "Katastrophe". Der Umweltschutz werde künftig in Brasilien keine Rolle mehr spielen.

Der von den Agrarlobbys unterstützte Bolsonaro hatte die Präsidentschaftswahl am Sonntag klar gewonnen. Am Dienstag traf sich der Rechtspopulist mit engen Mitarbeitern, um über die Verteilung von Ministerposten zu beraten. Nach Angaben Lorenzonis soll die Zahl der Ministerien auf 15 bis 16 halbiert werden. Bolsonaro wird im Jänner offiziell zum neuen Staatschef des größten südamerikanischen Landes.

Artenreiche CO2-Senke

Der Amazonas-Regenwald ist der größte Regenwald. Er beherbergt mehr als 5.000 Tier- und 40.000 Pflanzenarten. Das Ökosystem ist zudem ein wichtiger Kohlenstoffspeicher, auch CO2-Senke genannt. Er bindet mehr als 175 Milliarden Tonnen Kohlenstoff – das ist etwa ein Viertel des Kohlenstoffs, der weltweit in allen Ländern gespeichert ist, informiert Greenpeace Österreich.

Doch bereits 750 000 km² des brasilianischen Amazonas wurden für industrielle Landwirtschaft, Viehwirtschaft, Bergbau- und Infrastrukturprojekte abgeholzt worden. Der Regenwald verlor damit rund 20 Prozent seiner ursprünglichen Fläche, liefert die Umweltschutzorganisation weitere Zahlen. (july, APA, 31.10.2018)