Der Fahrer war mit seinem Model S mit 130 km/h in einen abgestellten Ford Fiesta kollidiert.

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Der Besitzer eines Tesla Model S, Shawn Hudson, geht gegen den Hersteller seines Autos vor Gericht. Sein Wagen war im Autopilot-Modus auf der Autobahn auf einen abgestellten Ford Fiesta gekracht. Der Fahrer beklagt, bei dem Unfall schwere Verletzungen mit bleibenden Schäden erlitten zu haben.

Er wirft Tesla Fahrlässigkeit und einen Bruch "implizierter Gewährleistung" sowie einen Verstoß gegen das Verbot von betrügerischen und unfairen Handelspraktiken in Florida vor, berichtet "Wired". Der Fall wirft auch erneut Fragen über die Sicherheit des Autopiloten und die Vermarktung des Features auf.

Mit 130 km/h mit stehendem Wagen kollidiert

Rund 160.000 Kilometer hatte Hudson zum Zeitpunkt des Unfalls bereits mit seinem 2017 erworbenen Model S zurückgelegt. Einen guten Teil davon auf der Autobahnstrecke, die ihn mit seinem rund 200 Kilometer von seinem Wohnort entfernten Arbeitsplatz verbindet. Auf dieser kam es auch zum Crash.

Laut Klagsschrift war Hudson mit etwa 130 km/h auf der linken Fahrspur unterwegs, als er plötzlich unerwartet in das dort stehende Auto krachte. Tesla führe Konsumenten hinters Licht, in dem man suggeriere, das Autopilot-System könne Passagiere bei Autobahngeschwindigkeiten sicher und mit nur minimalem Input und Kontrolle transportieren. Demnach verlangt Hudson eine Entschädigung von 15.000 Dollar. Ob diese allein aufgrund der reklamierten Verletzungen und des entstandenen Sachschadens enorm niedrig erscheinende Summe tatsächlich stimmt und kein Tippfehler ist, bleibt vorerst unklar.

Tesla weist Vorwürfe zurück

Tesla sieht die Schuld allerdings nicht bei sich. Es sei die Verantwortung der Fahrer, auch bei aktivierter Selbststeuerung aufmerksam gegenüber der Umgebung zu bleiben und das Fahrzeug unter Kontrolle zu behalten. Man habe stets klar gemacht, dass die Funktion nicht gegen alle Unfallszenarien gefeit sei. Vor der ersten Inbetriebnahme müssten Fahrer dies auch bestätigen, zudem würde das System warnen, wenn man die Hände für mehrere Sekunden vom Lenkrad nehme. Entsprechende Hinweise seien auch in der Anleitung zu finden.

In der Dokumentation ist ebenfalls eine Schwachstelle des Autopilot aufgeführt. Dieser hat tatsächlich ein Problem damit, stehende Autos auch als solche wahrzunehmen. Daher könne es vorkommen, dass für diese nicht gebremst oder die Geschwindigkeit reduziert werde, wenn man schneller als 80 km/h fährt und ein fahrendes Auto zwischen dem eigenen und dem stehenden Wagen die Spur wechselt. Ob dies bei diesem Unfall der Fall war, geht aus der Klage nicht hervor.

Nicht die erste Kritik an Tesla-Marketing

Es ist jedenfalls nicht das erste Mal, dass ein selbstfahrender Tesla in einen solchen Vorfall verwickelt ist. Heuer gab es zumindest schon drei Kollisionen mit stehenden Feuerwehrfahrzeugen. Hudson gibt an, gerade auf sein Handy gesehen zu haben, als der Crash passierte, da er sich auf den Autopiloten verlassen hatte.

Inwieweit Teslas Marketing falsche Sicherheit verspricht, ist nun zu verhandeln. Kritik hatte der Hersteller auch schon vom National Transportation Safety Board diesbezüglich erhalten und als Reaktion die erlaubte "Hands-off"-Zeit für das Lenkrad verringert. Nach mehreren Warnungen schaltet sich der Autopilot ab und kann erst nach einem Neustart des Fahrzeugs wieder aktiviert werden.

Auch andere Autos mit gleichem Problem

Das Problem mit der Erkennung stehender Fahrzeuge ist nicht Tesla-exklusiv. Auch andere Autos mit ähnlichen Features schwächeln hier, da sie ähnliche Technologien verwenden. Da ein plötzlicher, unnötiger Bremsvorgang für den Fahrer und andere Verkehrsteilnehmer potenziell sehr riskant ist, orientiert sich die Software am fahrenden Verkehr, um Fehlerkennungen hier zu vermeiden. (red, 31.10.2018)