Das austrokanadische Start-up Amabrush will Zähneputzen revolutionieren. Enttäuschte Unterstützer berichten nun von Problemen bei der Auslieferung und technischen Mängeln – der CEO des Unternehmens stellt sich gegen die Vorwürfe.

Foto: Amabrush

Zähne putzen in nur zehn Sekunden – mit diesem Versprechen ist das austrokanadische Start-up Amabrush angetreten und konnte mehr als drei Millionen Euro für die Idee auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter und mehr als viereinhalb Millionen Euro auf Indiegogo sammeln. Im September 2018 soll laut dem Unternehmen die Auslieferung des Produkts angefangen haben. Dem STANDARD liegen nun aber andere Informationen vor: So haben bisher kaum Kunden das Gerät erhalten.

Produktvideo von Amabrush.
Amabrush

Technik mangelhaft

Weitere Unterstützer, die ihre Amabrush doch erhalten haben, berichten davon, dass ihr Produkt nicht funktional sei. In einer Facebook-Gruppe haben sich Nutzer zusammengefunden, um Erfahrungsberichte auszutauschen. Dort hat ein User sein erhaltenes Produkt zerlegt und weist auf technische Mängel hin. So soll die eingesetzte Unwucht zu wenig Leistung erbringen, um einen ordentlichen Putzvorgang zu ermöglichen.

Das zerlegte Gerät im Video.
Super Wastl

Ein weiterer Nutzer hat außerdem einen Plaquetest durchgeführt, um die Effektivität des Geräts zu prüfen. Auch dort zeigt sich, dass der Einsatz von Amabrush nicht das gewünschte Ergebnis liefert und der Putzvorgang kaum stattfindet.

Amabrush im Plaquetest.
Foto: ZVG

CEO spricht von Produktionsschwierigkeiten

Im Gespräch mit dem STANDARD sagte CEO Marvin Musialek, dass man mit Produktionsschwierigkeiten zu kämpfen hatte. Besonders das Mundstück hätte Komplikationen mit sich gebracht. Der chinesische Hersteller soll das Problem nun aber beseitigt haben, und mittlerweile sei man in der Lage, 100 Geräte pro Tag herzustellen. Noch in dieser Woche sollen 500 Produkte in Deutschland ausgeliefert werden.

Hinsichtlich der Vorwürfe der mangelnden Funktionalität sagte Musialek, dass man in der nächsten Zeit Video-Tutorials für die richtige Nutzung veröffentlichen möchte und der eingesetzte Motor sehr wohl die nötige Leistung liefert. Im Falle des angeführten Plaquetests soll das schlechte Ergebnis auf einen Anwendungsfehler zurückzuführen sein.

Vorstudie bescheinigt Amabrush Funktionalität

Ferner verwies der Chef des Jungunternehmens auch auf eine noch unveröffentlichte, eigens durchgeführte Vorstudie, die die Funktionalität des Produkts unterstreichen soll. Diese liegt dem STANDARD vor. Bei den 42 Teilnehmern wurde festgestellt, dass teils bessere Ergebnisse hinsichtlich der Entfernung von Plaque durch die Amabrush gegenüber einer herkömmlichen Zahnbürste erzielt wurden.

Weiters betonte Musialek, dass es sich bei dem Gerät um ein "völlig neuartiges Konzept der Mundhygiene handelt, welches sich in erster Linie an Personen orientiert, die ihre Mundhygiene aus Bequemlichkeitsgründen vernachlässigen". "Unser Anspruch ist es auch, hier ein Produkt zu launchen, welches mit unserem wissenschaftlichen Team stetig weiter verbessert wird (zum Beispiel Usability, Anwendbarkeit, etc.), um möglichst viele Kunden und Kundinnen damit auf Knopfdruck zufrieden stellen zu können", fügte der CEO hinzu.

Die Zahnpastakapseln von Amabrush.
Foto: Amabrush

Wie das Gerät funktioniert

Amabrush setzt bei seinem Zahnbürstenersatz auf ein kleines, simples Konstrukt, welches aus einem Mundstück, einen Griff, der den Motor integriert, und einer Batterie besteht. Die Borsten sollen so konstruiert sein, dass sie die gesamte Zahnoberfläche gleichzeitig erreichen. Der Griff beginnt dann zu vibrieren, gleichzeitig wird eine kleine Menge an Zahnpasta ausgestoßen, sodass die Zähne gleichmäßig gereinigt werden sollen.

Um das Gerät zu verwenden, bedarf es eigener Zahnpastakapseln, die man online bestellen kann. Eine Kapsel kostet drei Euro und soll laut dem Hersteller ein Monat lang reichen. Auch die proprietären Mundstücke müssen regelmäßig ausgewechselt werden. (Daniel Koller, 06.11.2018)