Wien – In Wien wird groß geträumt. Eine Multifunktionshalle für Konzerte (Großkonzerte!) und Sportevents (Großsportevents!), die alle Stückerln spielt, soll nach den Wünschen der Stadt in den nächsten Jahren errichtet werden. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) sprach im September von einer Arena mit Platz für 18.000 bis 20.000 Besucher. Dieses Fassungsvermögen würde die Stadthalle, bisher das Aushängeschild Wiens für Indoorveranstaltungen, in den Schatten stellen.

Geträumt wird von einem Wahrzeichen wie der Londoner O2-Arena (Kapazität: 20.000). In dieser Halle nahe der Themse in der Acht-Millionen-Einwohner-Metropole finden zahlreiche Großveranstaltungen statt: Kommende Woche geht hier das Saisonabschlussturnier der Tennis-Tour ATP über die Bühne.

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Bon Jovi hat 2007 bei der Eröffnung der 02-Arena in London aufgegeigt.
Foto: AP / Anthony Harvey

Traum und Realität

Wie aus dem Traum aber Realität werden soll, daran hapert es noch. Bis heute sind nicht unwichtige Fragen wie jene nach der Finanzierung oder dem Standort ungeklärt, ehe es überhaupt zu Ausschreibungen für Bau und Architektur kommen kann.

Fix ist, dass der Bau über die städtische Wien Holding abgewickelt wird. Für das Vorhaben wurde die WH-Arena Projektentwicklung GmbH gegründet. Laut Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) werden derzeit "acht Standorte geprüft", ein Ergebnis soll Ende Jänner 2019 feststehen.

Auch Aspern im Gespräch

Welche Standorte infrage kommen und analysiert werden, wurde von Hanke nicht verraten. Im Gespräch ist aber unter anderem die Seestadt Aspern. Auch ein Kostenrahmen wurde nicht genannt. Vergleichbare Multifunktionshallen in anderen Städten hätten aber bis zu 220 Millionen Euro gekostet, so Hanke.

Wie eine derartige Summe gestemmt werden kann, ist völlig offen. Laut Hanke ist aber auch eine Beteiligung eines privaten Konzerns möglich. Nach Informationen des STANDARD werden in diesem Rahmen auch Überlegungen gewälzt, weltweit tätige Entertainmentkonzerne als finanzielle Partner zu gewinnen. Mit diesen soll sichergestellt werden, dass bei Tourneen der größten Rock- und Popstars auch ein Konzertstopp in der großen, neuen Halle in Wien auf dem Programm steht.

Mit der Realisierung der neuen Arena soll die Wiener Stadthalle als Gastgeber für große Sportevents und Topkonzerte ausgedient haben. Der denkmalgeschützte Bau, der vor kurzem seinen 60. Geburtstag gefeiert hat, erfüllt laut Wien Holding nicht mehr die Rahmenbedingungen für diese Großevents. Für Veranstalter sei auch die Besucherkapazität ein wichtiges Kriterium.

Gigs wie jene von Metallica sollen nicht mehr in der Stadthalle, sondern künftig in einer neuen Arena steigen. Das Projekt steckt freilich noch am Beginn: Details wie Finanzierung oder Standort sind nach wie vor unklar.
Foto: APA / Herbert P. Oczeret

Die Nachnutzung der Stadthalle ist noch unklar. Die Wien Holding arbeitet diesbezüglich in den kommenden Jahren ein Konzept aus – parallel zur Planung der neuen Halle. Laut Hanke könnte die Halle vermehrt dem Breitensport zur Verfügung gestellt werden. Dazu müsste freilich die große Halle im Stadthallen-Komplex baulich adaptiert werden.

Die Wien Holding wird in den nächsten Jahren ein Nachnutzungskonzept für die denkmalgeschützte Stadthalle erarbeiten.
Foto: APA / Hans Punz

Spatenstich für neue Arena 2021

Der Spatenstich für die neue Multifunktionshalle soll spätestens 2021 erfolgen, sagte Wien-Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer. Gerechnet wird mit einer Bauzeit bis zu drei Jahren. Bis zur Eröffnung der neuen Halle finden größere Konzerte und Veranstaltungen aber weiterhin in der Stadthalle statt – wie die Handball-WM 2020. Allerdings können mangels Hallenkapazität (gefordert sind vom Handball-Dachverband mindestens 15.000 Sitzplätze) keine Spiele der Finalphase ausgetragen werden. Genau das soll sich künftig ändern.

Auch eigene Ballsporthalle wird geplant

Die Beschwerden vieler Wiener Sportvereine, die seit Jahren um eine geeignete Ballsporthalle kämpfen, werden vorerst nicht gelindert. Sportstadtrat Peter Hacker (SPÖ) lässt aber aufhorchen: "Noch in diesem Jahr" sollen Pläne für eine eigene Ballsporthalle dem Gemeinderat vorgelegt werden, heißt es aus seinem Büro auf Anfrage des STANDARD.

Details müssten noch ausgearbeitet werden: Es handle sich aber um keine einfache Turnhalle, sondern um eine "Halle für Ballsportarten inklusive Zuschauerraum". (David Krutzler, 7.11.2018)