Hübsche neue Ohrenstöpsel von Alpine – ich habe sie ausprobiert.

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Meine Nachbarschaft in den vergangenen sechs Jahren – vor meinem Fenster wachsen jedes Jahr wieder Kräne aus dem Boden. Mit allem Lärm, der dazugehört.

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Karin Pollack beschäftigt sich von Berufs wegen mit Gesundheit. Ohrenstöpsel helfen ihr beim Durchschlafen.

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Ehrlich gesagt hätte ich es vor zehn Jahren auch nicht für möglich gehalten: Jeden Abend vor dem Zubettgehen stöpsle ich mir meine Ohren zu. Das hat mit der regen Bautätigkeit in meinem Wohnbezirk zu tun. Wer jemals in unmittelbarer Nähe eines Krans gewohnt hat, weiß, was das Problem ist.

Baustellentreiben beginnt sehr früh am Morgen. Meist gegen sechs. Da steigt dann der Kranfahrer die Eisenleiter hinauf. Schon jeder seiner Schritte in der um diese Uhrzeit noch sehr ruhigen Stadt ist ein potenzielles Weckgeräusch. Doch spätestens wenn der Kran frühmorgens aufgewärmt wird, ist es mit der Ruhe vorbei. Kranfahrer setzen dann gerne diverse Rollen in Bewegung, lassen den Haken für Lasten rauf- und runterfahren und – ganz besonders ärgerlich – hupen, meist um die Kollegen unten auf der Straße zu begrüßen.

Große Not

Das raubte mir eine Zeit lang den morgendlichen Schlaf. Ich bin, von meinem Schlaf-Wach-Rhythmus betrachtet, eher Eule als Lerche. Jeden Tag um sechs Uhr vom Kranfahrer aus den Federn gerissen zu werden – irgendwann war ich verzweifelt. Die Ohrenstöpsel waren ein letzter Ausweg. Und ja, am Anfang wirklich sehr ungewohnt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich selten meinen Herzschlag beim Einschlafen gehört. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich mich daran gewöhnt hatte. Jetzt gerade ist wieder ein Kran, der vierte in fünf Jahren, aus dem Boden gewachsen. Ohrenstöpseln sei Dank, es ist mir komplett egal.

Ich bin also ein ohrenstöpselaffiner Typ und deshalb auch an sämtlichen Innovationen in diesem Bereich interessiert. Ich verwende normale Schaumstoffbollen, sie dichten wunderbar ab. Aber klar, mein Interesse war groß, als Sleepsoft Earplugs von Alpine in die Redaktion flatterten. Es sind Hütchen auf winzigen giftgrünen Antennen. Letztere sind sozusagen die Griffe, die das Einführen erleichtern sollen.

Nicht dicht genug

Tat es aber leider nicht. Die Ohrenstöpsel sind zwar viel hübscher anzusehen, aber sie sind auch ziemlich filigran und passten schlecht in mein Ohr hinein. Oder passten sie vielleicht schon hinein, aber ich hörte damit plötzlich Geräusche nicht leiser, nur anders: Das Rascheln meiner Bettdecke war zum Beispiel plötzlich sehr laut, und die Geräusche, die ich nicht hören wollte (Regen am Fensterbrett, Kran in der Früh), waren lediglich gedämpft. Das morgendliche Hupen des Krans hat mich trotz dieser Sleepsoft Earplugs aus dem Bett gehoben. Mit den Schaumstoffbollen war ich immer besser geschützt.

Das ist schade, denn an sich haben mir die Form und das Luftige gut gefallen. Auch die Idee, dass man diese Ohrenstöpsel waschen kann, finde ich gut. Denn die Schaumstoffdinger werden leicht grausig.

Personalisierter Lärmschutz

Vielleicht liegt es aber eben nur an meiner Ohrform? Vielleicht wollen manche gar keine maximale Stille beim Schlafen, weil sie sich das klaustrophobisch anfühlen kann. Unlängst hat mir eine Bekannte verraten, dass sie und ihr Mann wegen seines Schnarchens nun getrennte Schlafzimmer haben. Ohrenstöpsel hält sie nicht aus, sie habe dann das Gefühl, sie bekomme keine Luft.

Fazit: Ich bin mir sicher, die Personalisierung hält gerade auch im Ohrenstöpselbereich Einzug. Ein Freund schwört auf die die Variante aus Wachs. Die halte ich wiederum schwer aus. Jeder sollte also für sich die Möglichkeiten durchprobieren. Wer die perfekten Lärmstopper gefunden hat, wird auch sehr leicht abhängig, ich kann nicht mehr ohne sein. Es wird auch nach der vierten Baustelle eine neue geben, mit Kränen, Sägen und Presslufthämmern. (Karin Pollack, 18.11.2018)