In René Benkos Dimensionen ist der Einstieg bei Krone und Kurier fast schon ein Fall für die Portokasse: Zumindest 100 Millionen Euro aufwärts dürften 49 Prozent Beteiligung an der Österreich-Holding der deutschen Funke-Gruppe und durchgerechnet fast 25 Prozent an den österreichischen Tageszeitungen kosten, schätzen Insider. Der Tiroler Selfmademilliardär kauft, baut und verkauft üblicherweise in höheren Dimensionen.

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Für Österreichs Medienbranche ist Benkos Einstieg beim weitaus größten Verlagskonzern des Landes ein Megadeal. Der Krone-Kurier-Verlag Mediaprint und die Blätter können sich auf zum Teil einschneidende Sanierungen einstellen. Und die Mitgesellschafter der Blätter, Familie Dichand und Raiffeisen, auf einen Mann, der den bis zum Stillstand lähmenden, jahrzehntelangen Streit der Eigentümer nicht mitspielen wird. Profi Benko wird sich angesehen haben, auf welche Risiken er sich da einlässt – Gewinngarantien und Vorrechte für die Dichands.

Der Zeitungsriese

Benkos Signa Holding steigt – vorerst – mit durchgerechnet 24,5 Prozent bei der Krone und 24,22 Prozent beim Kurier ein, denen der Verlag Mediaprint gehört. Die Krone erreicht 28 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher ab 14 und hat mit 2,1 Millionen mehr Leser als Heute, Mediaprintbruder Kurier und Konkurrent Österreich zusammen. krone.at ist eines der größten Zeitungsportale im Land.

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Die Rendite

Die Mediaprint ist mit 430 Millionen Euro Umsatz Österreichs weitaus größter Zeitungskonzern. Auch wenn es Benkos Einstieg ins Mediengeschäft ist, müssten ihm 22 Millionen Euro Jahresergebnis sagen: Da ist mehr drin. Wenn der Neo-Gesellschafter beim Kurier entschlossener sparen lässt, als das Raiffeisen bisher tat. Und wenn er bei sagenhaften 620.000 Krone -Abonnements den Preis etwas nach oben schrauben kann.

Die Rache

Die deutsche Funke-Gruppe hat Benko Signa an Bord geholt. Nur einen Monat verhandelte man die Beteiligung an ihrer Holding für Österreich, die 50 Prozent an der Krone und knapp unter 50 Prozent am Kurier hält.

Der deutsche Regionalzeitungskonzern streitet mit Krone-Gründer Hans Dichand und, seit dessen Tod 2010, den Nachkommen um Einfluss und Geld beim Kleinformat. Beim Einstieg 1987 garantierten die Deutschen den Dichands fixe Mindestgewinne in Millionenhöhe unabhängig vom Geschäftsgang, das Sagen in der Redaktion, Stimmrechtsbindung der Deutschen – und Vorkaufsrecht für Krone-Anteile.

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Diesen Rahmenvertrag hat die Funke-Gruppe gekündigt, und wie bei abgewehrten Anläufen davor riefen die Dichands dagegen ein Schweizer Schiedsgericht an. Sie argumentieren, der Rahmenvertrag sei nur mit Auflösung der Krone-Gesellschaft kündbar. Solche Schiedsverfahren dauern Jahre.

2017 sprachen die Funkes mit Dichands Erzfeind, Familie Fellner (Österreich), über ihre Krone-Anteile. Aber auch Benko ist eine Kampfansage. Erst Freitag sollen die Dichands nach langer Funk-Stille aus Essen vom Einstieg erfahren haben. Früher lud Benko die Dichands privat ein.

Krone-Herausgeber Christoph Dichand schwieg zu Benkos Einstieg, Benko und Funke verwiesen nur auf ihre Aussendung, bei Raiffeisen gab man sich gelassen. Christian Konrad, der einst die Raiffeisen-Medienholding formte, findet den Einstieg "aus Sicht der Mediaprint" sehr erfreulich: Er rechne mit "Friede" unter den Gesellschaftern und "kaufmännischen Schwerpunkten".

Die Perspektive

Die Funke-Gruppe plant schon länger den Verkauf ihrer Anteile in Österreich. Nun, mit Rammbock Benko an der Seite, hört man von strategischer und nicht nur kurzfristiger Partnerschaft. Die Krone -Anteile halten die Witwe und die drei Kinder Hans Dichands neuerdings zu gleichen Teilen. Schon wird spekuliert, Benko könnte sich über ein Familienmitglied auf Sicht eine Krone-Mehrheit sichern. Kenner der Lage sagen, das schlössen Vereinbarungen in der Familie aus. (Harald Fidler, 12.11.2018)