Die meisten Österreicher sind mit ihrem Leben zufrieden. Insgesamt sind die Einkommen gestiegen, die Ungleichheit hat jedoch ebenfalls zugenommen, zeigt eine neue Studie.

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Sinkende Arbeitslosigkeit, brummende Wirtschaft und ausreichend Geld im Börsel der Konsumenten: So beschreiben Wirtschaftsforscher derzeit die Rahmenbedingungen in Österreich. Die durchwegs gute Lage spiegelt sich auch in der Stimmung der Österreicher und Österreicherinnen wider. Sie sind mit ihrem Leben häufig sehr zufrieden, wie die aktuelle Ausgabe der Publikation "Wie geht's Österreich?" der Statistik Austria zeigt.

Seit 2012 sammeln und veröffentlichen die Statistiker einmal im Jahr wichtige Indikatoren zu Lebensqualität, Wirtschaft und Umwelt, um die Frage nach dem Wohlergehen beantworten zu können. Auf einer Skala von null (überhaupt nicht zufrieden) bis zehn (vollkommen zufrieden) lag die durchschnittliche Lebenszufriedenheit 2017 bei 7,9. In der EU liegt der Wert bei 7,1. Nur etwa jeder Neunte stuft seine Zufriedenheit als gering ein. Seit dem Vorjahr ist der Anteil gesunken. Nicht überraschend zählen besonders Arbeitslose zu dieser Gruppe. Sie beurteilen ihre Lage sogar als schlechter als jene im unteren Einkommensfünftel.

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Prekäre Wohnsituation

Dies betrifft wohl auch am ehesten die hierzulande häufig als prekär beschriebene Wohnsituation. Laut dem neuen Indikator "Wohnkostenüberlastung" (Anteil der Bevölkerung, deren Wohnungsaufwand 40 Prozent des Haushaltseinkommens übersteigt, Anm.) ist der Anteil mit 7,1 Prozent vergleichsweise niedrig. Im EU-Schnitt liegt er bei 10,2, in Griechenland bei 39,6 Prozent. Gestiegen ist das Sicherheitsempfinden. Auch wenn aufmerksame Medienkonsumenten den Schluss ziehen könnten, dass die aufsehenerregenden Kriminalfälle zunehmen, beantworten immer weniger Bürger die Frage "Haben Sie in Ihrer Wohngegend Probleme mit Kriminalität, Gewalt oder Vandalismus?" mit Ja. 10,9 Prozent der Bevölkerung waren es aktuell.

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Der Wert war schon in den vergangenen drei Jahren leicht rückläufig. In der EU liegt er mit 11,6 Prozent höher. Doch eines ändert sich nicht: Wer mehr hat, fürchtet sich mehr. Menschen im obersten Einkommensfünftel fühlen sich tendenziell unsicherer. Forscher nennen dies das Kriminalitätsfurcht-Paradoxon, wonach sich jene eher fürchten, die selbst seltener damit konfrontiert sind.

Einkommen der Haushalte kaum gestiegen

Dass die Zahl der Betroffenen überhandnehmen könnte, steht nicht zu befürchten. Denn was die Einkommen der Haushalte (pro Kopf, inklusive sozialer Transferleistungen) betrifft, so sind sie kaum gestiegen. Nach einem Zuwachs um 1,1 Prozent 2016 fällt er 2017 mit 0,1 Prozent bescheiden aus. Stärker hat die Wirtschaftleistung pro Kopf um 1,9 Prozent zugelegt. Unternehmen und der Staat bekommen also mehr vom Kuchen ab.

Wobei der Blick auf die Erwerbseinkommen weiter zurück zeigt, dass sich niedrige und hohe Bruttojahreseinkommen sehr unterschiedlich entwickelt haben. Zwischen 2000 und 2016 sind die untersten 25 Prozent um 16,5 Prozent gesunken, die obersten 25 Prozent hingegen um 1,8 Prozent gestiegen. Seit 2016 ist die Schere allerdings nicht mehr weiter auseinandergegangen.

Insgesamt bleibt Österreich mit der vierthöchsten Wirtschaftsleistung pro Kopf in der EU Teil der kleinen Elite von Ländern mit großem Wohlstand. Die Zahl der armutsgefährdeten Personen ist mit 18,1 Prozent der Bevölkerung stabil. (Regina Brucker, 13.11.2018)