Sie werden von der öffentlichen Hand gefördert und sind deshalb günstig: Mietwohnungen gemeinnütziger Bauvereinigungen.

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Viele halten es für fast unmöglich: Eine geförderte und damit leistbare Mietwohnung zu bekommen, scheint mancherorts wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Besonders in den Ballungszentren ist die Nachfrage extrem hoch – dementsprechend lang sind die Wartelisten. Manche geben die Suche auf, bevor sie überhaupt begonnen haben.

Und wenn man es doch versuchen will, wie geht man es an?

Wer noch kein bestimmtes Projekt ins Auge gefasst hat, behilft sich am besten mit einer Google-Suche nach Genossenschaften und gemeinnützigen Gesellschaften, die in der gewünschten Region tätig sind. Eine Liste für jedes Bundesland ist auch auf der Homepage des Verbands der gemeinnützigen Bauvereinigungen (gbv.at) zu finden.

Auf der Website des Bauträgers werden dann jeweils die in Planung und Bau befindlichen Projekte vorgestellt, für die sich Interessenten per Formular vormerken lassen können. Meist ist eine unverbindliche Anmeldung für gleich mehrere Projekte möglich.

Auf Plattform gesammelt

Etwas einfacher läuft die Suche in Niederösterreich. Sämtliche geförderte Wohnprojekte sind dort auf der Plattform noe-wohnbau.at zusammengefasst. Per Bezirkssuche kann nach freien Objekten gesucht werden. Eine solche Wohnungsbörse mit Suchoption ist auch für Wien angedacht. "Das wird es geben", sagt Karl Wurm, Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen. Allerdings wird die Teilnahme auf Freiwilligkeit beruhen.

Für Niederösterreich gilt: Je nach Region ist die Nachfrage sehr unterschiedlich, sagt Elfriede Mörtl, Leiterin der Abteilung Marketing und Vertrieb bei Alpenland. "Es gibt auch Regionen, in denen es überhaupt kein Problem ist, zum Zug zu kommen. Anderswo ist die Nachfrage sehr hoch." In Wien sind 2000 bis 3000 Bewerbungen pro Projekt keine Seltenheit, sagt Michael Pech, Vorstand beim Österreichischen Siedlungswerk (ÖSW).

Dann geht es vor allem darum, schnell zu sein. "Wer sich zuerst anmeldet, wird als Erstes von uns informiert", so Pech. Manche Vereinigungen haben auch Newsletter, die Interessierte über aktuelle und neue Bauprojekte informieren, weiß Karl Wurm.

Zudem wird in Wien ein Drittel aller Wohnungen eines Neubauprojektes über den Wiener Wohnservice vergeben. Dort können Interessenten sich für das Wiener Wohn-Ticket anmelden, sie müssen bestimme Voraussetzungen erfüllen. Die gibt es freilich auch bei den Wohnungen, die direkt vom Bauträger vergeben werden – etwa Einkommen, Hauptwohnsitz oder Nationalität. Nur wer sie erfüllt, hat eine Chance.

Sich einbringen

Neben dem "First come, first served"-Prinzip werden in Niederösterreich auch soziale Komponenten in die Vergabe miteinbezogen. Vor allem, weil es sehr schwierig ist zu entscheiden, sagt Mörtl. "Bei hohen Bewerberzahlen können wir nie positiv aussteigen. Es sind immer mehr Menschen beleidigt als eine Wohnung bekommen."

In einer sogenannten neutralen Phase können daher alle Interessierten eine Bewerbung abgeben. Bei der Zuteilung arbeitet Alpenland mit den Gemeinden zusammen und klärt ab, ob die Interessenten beispielsweise in einer Organisation tätig sind – der freiwilligen Feuerwehr, der Rettung oder der Blasmusik.

Zusätzlich zählt, ob es einen Bezug zur Region gibt, etwa ein Familienmitglied aus dem Ort stammt. "Es geht um die gesellschaftliche Komponente. Uns ist ganz wichtig, dass man mehr mitbringt als ein Wohnbedürfnis, dass man auch etwas zurückgibt, ein wertvolles Mitglied der Gesellschaft ist und sich einbringt", so Mörtl. Man sei sich bewusst, dass das ein "heikler Prozess" ist, vor allem in Niederösterreich, wo es viele sozial engagierte Menschen gibt. Dieser Vorgang der Wohnungsvergabe passiere daher bewusst nicht im Vorstand und ganz systematisch mit einer Excel-Liste, sagt Mörtl. Ähnliche Regelungen kennt Karl Wurm auch aus Oberösterreich. Von der Politik sei dort etwa gewünscht, dass Bewerber, die einen Zuschlag für eine Wohnung bekommen, Deutsch sprechen.

Besonderes Engagement

Übermäßiges Engagement kann teilweise hilfreich sein. Persönlich im Büro der Bauvereinigung vorstellig zu werden oder eine Bewerbung zu schicken bringe etwa beim ÖSW nichts, da die Vergabe ganz objektiv stattfinde, sagt Pech. Lediglich in Ausnahmefällen könne die persönliche Geschichte eine Rolle spielen, etwa wenn es um Schicksalsschläge oder Familienzusammenführung geht. Das sagt auch Wurm: "Viele Bauvereinigungen bewahren sich einen Spielraum, um etwa Menschen mit Behinderung oder in schweren Situationen zu unterstützen." In so einem Fall könne es auch sinnvoll sein, eine persönliche Bewerbung zu schicken.

Einen Tipp hat Wurm noch: Wer erfährt, dass eine gemeinnützige Vereinigung in der Nachbarschaft ein Grundstück gekauft hat, könne sich auch dann schon für eine Wohnung vormerken lassen. "Je früher, desto besser", sagt er. Vor Facebook-Gruppen, in denen Einzelpersonen Wohnungen weitergeben wollen, warnt der Verbandsobmann. Oft haben diese Menschen überhaupt kein Recht dazu und machen falsche Hoffnungen.

Auch Michael Pech gibt noch einen Rat: "Es gibt immer wieder Rücktritte, deshalb kann es sich lohnen, dranzubleiben, auch wenn man im ersten Moment vertröstet wird." Letztendlich heißt es in jedem Fall: geduldig sein. Denn bis es nach der Anmeldung tatsächlich zur Vergabe der Wohnungen kommt, können mehrere Jahre vergehen. (Bernadette Redl, 27.11.2018)