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Auch Marko Arnautovic konnte gegen Bosnien-Herzegowina nichts ausrichten, er ist "kein Superman".

Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Wien – Natürlich kann man den Spieß umdrehen und sagen, dass "Bosnien-Herzegowina eine tolle Mannschaft hat". Österreichs Teamchef Franco Foda bediente sich dieses psychologischen Schmähs oder Kunstgriffs, das kam bei seinem Kollegen Robert Prosinecki sicher gut an. Erhöht man den anderen, ist man selbst nicht ganz so unten.

Das war also am Donnerstagabend das 0:0 im Happel-Stadion, es hat in der Nations League nur zu Platz zwei gereicht, man steigt wenigstens nicht in die Kategorie C ab. Das bleibt Nordirland vorbehalten, dem Gegner am Sonntag in Belfast. Foda: "Man soll nicht alles schlechtreden, die Leistung in der zweiten Halbzeit war sehr gut." Gerechtigkeitshalber sei erwähnt, dass der 52-Jährige die ersten 45 Minuten als "sehr schlecht" bezeichnet hat.

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Franco Foda hat sich voll eingesetzt, geholfen hat es nicht wirklich.
Foto: REUTERS/Heinz-Peter Bader

Foda streitet ab, dass das Team seit Monaten stagniert. Mit Zahlen lässt sich das nicht untermauern. In den ersten drei Pflichtpartien seiner Ära gab es einen Sieg, eine Niederlage, ein Remis, das magere Torverhältnis lautet 1:1. Gegen die Bosnier gab es einige Ausfälle. Florian Kainz und Alessandro Schöpf etwa irrten recht konfus übers Spielfeld, sie wurden von Peter Zulj und anderen unterstützt. Tormann Heinz Lindner war der beste Akteur, was für ihn persönlich wunderbar, allgemein aber leicht bedenklich ist.

Die Rädchen

Es mangelte an Überzeugung, Aggressivität, Tempo. Zweikämpfe wurden nicht geschaffen, um sie zu verlieren. Foda betont gebetsmühlenartig, dass die Mannschaft flexibler geworden ist, mehrere Systeme im Repertoire hat. Diesmal wurde ein 4-2-3-1 gewählt. Er sagte danach: "Mangelerscheinungen sind nicht auf das System zurückzuführen. Es geht um die taktische Ausrichtung, die wir nicht so umgesetzt haben, wie wir es uns vorgenommen haben."

Nicht immer war in Zweikämpfen so wie hier die letzte Konsequenz zu sehen.
Foto: APA/AFP/JOE KLAMAR

Unter Vorgänger Marcel Koller wurde erwartbarer gekickt, der Wiedererkennungswert war größer, lange hat es geklappt. Bei Foda greift momentan nicht ein Rädchen ins andere, vielleicht bedingten die guten Ergebnisse in den Testspielen einen kleinen, unbewussten Selbstbetrug.

Die Harmlosigkeit

In der Offensive hat das Team die Harmlosigkeit entdeckt, Marko Arnautovic ausgenommen. "Aber ich bin auch kein Superman." Der letzte Pass stellt mittlerweile ein langfristiges Problem dar, die Durchschlagskraft ist abhandengekommen. Die Torflaute wird zu Belastung, vielleicht sollte man einmal Andorra oder San Marino fürs Gemüt einladen. Foda beruhigt: "Es gibt solche Phasen im Fußball. Ich bin von meinen Spielern überzeugt, irgendwann werden sie die Situationen wieder eiskalt ausnützen."

Kapitän Julian Baumgartlinger sieht die Lage so "Es ist noch eine Findungsphase da. Wir haben die erste Phase dieses Jahres ziemlich erfolgreich abgeschlossen, aber man darf nicht vergessen, dass da praktisch alle Spieler fit waren. Das war im Herbst nicht so, und das merkt man. Aber es ist eine Gruppe, die noch nicht hundertprozentig aufeinander abgestimmt ist, bei der die Automatismen noch nicht greifen. Unser Weg ist nicht abgeschlossen." Um nicht in eine Depression zu fallen, muss Xaver Schlager gelobt werden. Der Salzburger brachte in der zweiten Halbzeit frischen Wind rein, zum Sturm hat es nicht gereicht.

Die Zuneigung

Eine Nationalmannschaft ist ein sensibles Gebilde, speziell die österreichische. Die Zuneigung der Fans kommt und geht, eine Form von Liebesentzug ist nicht zu leugnen. Von den 37.200 Zuschauern im Happel-Stadion waren mehr als die Hälfte Bosnien zugetan. Das ist Verteidiger Aleksandar Dragovic nicht entgangen."Wir haben uns angeschissen, dass 20.000 Bosnier gekommen sind. Großes Kompliment an ihre Fans, wie die Stimmung gemacht haben. Ich finde es sehr, sehr schade, dass der dritte Rang in so einem wichtigen Spiel leer geblieben ist. Aber wir haben es selber verkackt am Spielfeld."

Bosniens Fans sorgten auch für eindrucksvolle Lichtspiele.
Foto: APA/AFP/JOE KLAMAR

Am Samstagvormittag wird nach Belfast geflogen, die Partie im Windsor Park findet am Sonntag ab 18 Uhr statt. In Nordirland konnte übrigens in fünf Versuchen nie gewonnen werden. Das erhoffte Endspiel ist eine normale Fußballpartie. Gänzlich sinnentleert ist sie nicht. Das komplizierte Regelwerk der Nation League sieht vor, dass auch ein Zweitplatzierter ins Playoff um ein EM-Platz kommen könnte. Die werden nach Punkten gereiht, sieben sind besser als vier. Sofern es der Erste, also Bosnien, via normaler EM-Quali schafft.

Auch der Zweite darf das ohne Hintertürl Nations League. Also sagt Foda: "Wir wollen alles unternehmen, um zu gewinnen." Stand Freitagnachmittag machen alle die Reise mit. Ob Arnautovic eingesetzt wird, entscheidet sein linkes Knie. (Christian Hackl, 16.11.2018)