Die Leihscooter sind vom Wintereinbruch betroffen. Die Anbieter wollen der Sicherheit Vorrang geben und pausieren bei Schneefall und Eis.

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Der erste Schnee fiel in der Bundeshauptstadt – und schon ist die seit Wochen schwelende Debatte rund um Leih-E-Scooter um eine Facette reicher. Werden die Roller auch bei rutschiger Straße in Wien zum Verleih angeboten? Zwei der drei Anbieter, nämlich Bird und Lime, stellen in Aussicht, das Flottenangebot zu reduzieren. "Aus Sicherheitsgründen" werde man tageweise pausieren, heißt es von Bird. Die US-Firma will sich auch an der Nachfrage orientieren, für den Winterbetrieb habe man noch keine Erfahrungswerte. "Sollte es stark schneien oder Frost geben und die Straßenverhältnisse nicht ideal sein, behalten wir es uns vor, die Scooter in der Früh im Lager stehen zu lassen", sagte ein Vertreter von Lime.

Der dritte Anbieter Tier hat am Montag bereits gehandelt. Man habe die Roller nicht auf der Straße platziert: "Wir haben ein starkes Sicherheitsbewusstsein für unsere Nutzer und nehmen deswegen selbstverständlich auch einen Ausfall in Kauf", hieß es auf Nachfrage des STANDARD.

Rote Zonen

Die Beschwerden über die elektrisch betriebenen Roller, die via Handy-App gebucht werden, nehmen jedenfalls kein Ende, erneuerte der Bezirksvorsteher der Inneren Stadt, Markus Figl (ÖVP), am Montag seine Kritik an den Leihrollern. Der Bezirk sah sich demnach gezwungen, gemeinsam mit der Wirtschaftskammer mit den Anbietern Regelungen zu erarbeiten. Mit Lime wurde eine solche bereits geschlossen. Um herumstehenden Scootern auf Gehsteigen oder in Fußgängerzonen entgegenzuwirken, wurden "No Parking Zones" definiert. Sie sind in der Handy-App rot markiert. Diese Zonen gibt es wienweit auf der App, in Absprache mit dem Bezirk wurden weitere Bereiche hinzugenommen – etwa die Kärntner Straße, der Stephansplatz und sämtliche Parks im Ersten.

Nutzer erhalten beim Einfahren den Hinweis, dass sie eine erhöhte Gebühr zahlen, falls sie den Roller dort abstellen. Gleichzeitig wird Lime verständigt, den Roller möglichst rasch zu entfernen.

Die Innere Stadt ist der erste Bezirk, der an das Unternehmen herangetreten ist, sagt ein Sprecher. Termine mit weiteren stehen im Kalender. Das bedeutet, dass die roten Zonen in weiteren Bezirken ausgeweitet werden dürften.

Tempolimit auf Mahü

Auch Bird wurde aufgrund von Beschwerden aktiv. In der Mariahilfer Straße wird die Geschwindigkeit des Leihrollers automatisch auf das erlaubte Tempo gedrosselt. Es gelten für E-Roller dieselben Regeln wie für Fahrräder. Daher sind in der Begegnungszone maximal 20 Kilometer pro Stunde, in der Fußgängerzone Schritttempo erlaubt.

Aus dem Büro von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) hieß es, man begrüße es, wenn die Firmen tätig werden und Regelungen definieren. Man wolle nicht, dass das Thema der Leihscooter so ende wie jenes der Leihfahrräder vor einem Jahr. Zur Erinnerung: Dieses Angebot endete abrupt, nachdem die Stadt die Verordnung über stationslose Mietfahrräder herausgegeben hatte. Die Auflagen, etwa das Einsammeln schadhafter Räder, waren den Betreibern zu aufwendig. Die Verordnung gilt im Übrigen nun auch für die Leihscooter.

Seitens der Inneren Stadt wird dennoch Kritik daran laut, dass die Regelungen rund um rote Zonen nun von Bezirk zu Bezirk in Kleinarbeit erarbeitet werden müssen. Lime sieht kein Problem, es stelle sich als praktikabel dar, sich mit den Bezirksvorstehern zu treffen, da diese die Begebenheiten vor Ort am besten kennen. Vassilakou will sich vorerst nicht einschalten. "Sollten weitere Probleme auftreten, werden wir mit den Betreibern Gespräche suchen", sagte eine Sprecherin. (gpi, rwh, 20.11.2018)