Der saudische Außenminister warnte davor, Kronprinz Kronprinz Mohammed bin Salman für den Mord am regimekritischen Journalisten Jamal Kashoggi verantwortlich zu machen oder zu beschädigen. Damit würde eine rote Linie überschritten.

Foto: APA/AFP/Saudi Royal Palace/BANDA

Istanbul/Riad – Saudi-Arabien wehrt sich gegen Vorwürfe, Kronprinz Mohammed bin Salman habe den Mord an dem regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi angeordnet. Außenminister Adel al-Jubeir wies diese Darstellung in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit der heimischen Zeitung "Al Sharq Al Awsat" als falsch zurück.

Es ist die erste Stellungnahme der Regierung zu Medieninformationen, wonach der US-Geheimdienst CIA den Kronprinzen für den Auftraggeber des Mordes hält. Der Minister warnte zugleich vor Versuchen, den König oder den Kronprinzen zu beschädigen. Damit würde eine rote Linie überschritten. Dies werde sein Land nicht zulassen. Al-Jubeir ergänzte, die Bewertung der CIA sei bisher noch nicht offiziell vorgelegt worden. Die genannten Vorwürfe basierten auf Einschätzungen und nicht auf überzeugenden Beweisen.

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US-Präsident Donald Trump hatte es jüngst zwar als "möglich" bezeichnet, dass die CIA den Kronprinzen beschuldige. Zugleich sprach er aber von einer "sehr voreiligen" Schlussfolgerung. Der vollständige CIA-Bericht werde ihm erst an diesem Dienstag vorgelegt.

Indes veröffentlichte eine türkische Webseite die ersten Zitate aus den türkischen Aufnahmen von der Tat veröffentlicht. Auf den Bändern sei zu hören, wie Khashoggi ruft: "Lass meinen Arm los, was denken Sie, was Sie da tun", heißt es in dem Bericht von "Habertürk". Eine zweite Aufnahme sei vier Minuten lang, berichten "Habertürk" und "Hürriyet" weiter. Zu hören sei eine weitere verbale Auseinandersetzung mit Khashoggi, aber auch die Geräusche eines Kampfes, dann die von "Schlägen" und "Folter".

Insgesamt seien die Stimmen von sieben Männern zu hören. Türkischen Sicherheitsquellen zufolge, so heißt es weiter, sei einer der Sprecher als Mahir Mutrib identifiziert worden. Er soll gesagt haben: "Verräter. Du wirst zur Rechenschaft gezogen werden." Das Stimmprofil wurde laut "Hürriyet" mit Stimmproben verglichen, die bei der Einreise des Mannes von Grenzbeamten aufgenommen worden seien. US-amerikanische Medien hatten Mutrib als regelmäßigen Begleiter von Mohammed bin Salman identifiziert.

Anfang Oktober verschwunden

Khashoggi war Anfang Oktober verschwunden, als er im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul Unterlagen für seine Hochzeit abholen wollte. Erst nach langem Zögern räumte Saudi-Arabien ein, dass der Journalist getötet worden sei. Sein Leichnam bleibt verschwunden.

Die saudi-arabische Darstellung der Ereignisse im Istanbuler Konsulat hatte sich mehrfach geändert. Zunächst leugnete Riad den Tod Khashoggis und räumte dessen Ermordung erst nach massivem internationalem Druck ein. Die saudi-arabische Staatsanwaltschaft beschuldigt mittlerweile hochrangige Regierungsmitarbeiter, eigenmächtig ein 15-köpfiges Spezialteam zur Ausführung der Tat geschickt zu haben. Riads Generalstaatsanwalt forderte zuletzt für fünf Personen die Todesstrafe.

In dem Interview gab Al-Jubeir die Schuld für die wechselnden Darstellungen dem Team, das die Tat ausgeführt habe. Dieses habe zunächst einen "irreführenden und wahrheitswidrigen" Bericht vorgelegt, aufgrund dessen Saudi-Arabien die Ermordung dementiert habe. Als jedoch Widersprüche aufgetaucht seien, habe König Salman eine Untersuchung angeordnet, sagte der Außenminister. (APA, Reuters, 20.11.2018)