Adrian Grbic, Stürmer von Altach, setzt zum entscheidenden Schuss an. In der 51. Minute macht er per Freistoß das 1:0 gegen Griechenland.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Teamchef Werner Gregoritsch feiert in St. Pölten und fährt im Juni mit der U21-Auswahl auf Maturareise nach Italien.

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Wien – Es ist kein vorauseilender Gehorsam, aber Werner Gregoritsch gibt Leo Windtner, dem Präsidenten des Fußballverbandes, vollinhaltlich recht. "Ja, es ist eine Sternstunde," sagte der Teamchef der österreichischen U21-Fußballer dem STANDARD. "Die Matura ist bestanden. Mit Auszeichnung." Am Dienstagabend wurde in St. Pölten gefeiert, Bier verschüttet und getrunken. 1:0 im Playoff gegen Griechenland, die Wiederholung das Ergebnisses vom Hinspiel in Saloniki, insgesamt also 2:0.

21 EM-Endrunden mussten ohne Österreich auskommen. Die 22., sie steigt vom 16. bis 30 Juni 2019 in Italien und San Marino, ist also eine Premiere. Der 60-jährige Gregoritsch hat geliefert. "Ich bin jetzt ein Ergebnistrainer. Fußball ist ein Ergebnissport. Schon im Jugendbereich braucht man Resultate. Leider und Gott sei Dank."

Die Generation sei, so der Coach, eine außergewöhnliche, eine nahezu goldene. Neun Kaderspieler wurden erst 1998 oder 1999 geboren. Einige haben schon große Karriereschritte gesetzt, Maximilian Wöber kickt bei Ajax Amsterdam, Konrad Laimer in Leipzig, Philipp Lienhart wurde einst von Real Madrid gekauft, dient nun in Freiburg. Hannes Wolf (19) ist Stütze von Meister Red Bull Salzburg. Xaver Schlager und Valentino Lazaro wären auch noch einsatzberechtigt, die beiden trafen beim 2:1 in Nordirland für die A-Mannschaft. Gregoritsch: "Die Jungen scheren sich nichts, sie haben Erfahrung, kennen den Konkurrenzkampf, sind eine Einheit. Ihr Zusammenhalt ist enorm. Sie sind selbstständig, aufnahmefähig. Eine Durchgängigkeit ist gegeben, für Nachschub ist gesorgt. Die nächsten Jahre sollten positiv sein." Gregoritsch ist seit Jänner 2012 im Amt, seither schafften 14 seiner Schützlinge den Sprung in die Elite. "Die Zusammenarbeit mit Franco Foda ist optimal."

Kleine Bühnen

Die U21 war laut Gregoritsch "das fünfte Rad am Wagen". Das Zuschauerinteresse ist gering, nach St. Pölten kamen immerhin 2.861 Fans, ein Ticket kostete sechs Euro. "Vielleicht ändert sich da nun ein wenig." Es ist auch für die Spieler eine gewisse Umstellung. Wöber verteidigt im Alttag vor 50.000 Leuten, Laimer kennt die Stadien in Dortmund oder München. "Trotzdem schaffen sie es, auf den kleinen Bühne an ihre Grenzen zu gehen."

Für Gregoritsch, der seinen "Traumberuf lebt", ist es der bisher größte Erfolg. Gut, mit dem GAK ist er 2000 Cupsieger geworden. "Aber es gibt nichts Schöneres, als mit Jugendlichen so etwas zu schaffen." Der Grazer überstand 1997 eine schwere Krebserkrankung. Dieser Überlebenskampf habe ihn geprägt. "Ich wollte unbedingt meinen Sohn Michael einmal spielen sehen." Er sei ruhiger, souveräner geworden. "Fußball ist mein Leben, ein bisserl verrückt bin ich nach wie vor." Mit Arsene Wenger pflege er relativ regelmäßigen Kontakt. "Auch in meinem Alter muss man lernen, man braucht Vorbilder. Jürgen Klopp taugt mir ebenfalls."

Auslosung am Freitag

Die EM wird am Freitag in Bologna gelost. Österreich ist im dritten und letzten Topf, es gibt drei Vierergruppen. Die Sieger und der beste Zweite steigen ins Halbfinale auf. Gregoritsch sagt: "Wir sind Außenseiter. Aber auch Außenseiter sind in der Lage, etwas Besonderes zu erreichen. Wir fahren nicht auf Urlaub nach Italien."

Eine Nachwuchs-EM kann der Vorhof zum Paradies sein. "Der Marktwert der Spieler vervierfacht sich, sofern sie überzeugen." Ein paar Unsicherheitsfaktoren gibt es. Vereine sind nicht verpflichtet, ihre Angestellten abzustellen, das betrifft auch Titelverteidiger Deutschland, Italien oder England. Dieses Trio füllt den Topf eins. "Da muss man gut verhandeln. Ich glaube, dass es bei allen klappt." Schlager hat bereits großes Interesse bekundet. Gregoritsch gibt Windtner recht: "Ich hoffe auf weitere Sternstunden." (Christian Hackl, 21.11.2018)