Neurodermitis ist eine chronische, meist mit starkem Juckreiz verbundene Hauterkrankung, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen kann. Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hatte bereits 2007 geprüft, ob eine kombinierte Licht-Bade-Therapie, auch Balneofototherapie genannt, bessere Behandlungsergebnisse erzielt als eine alleinige UV-Bestrahlung.

Damals konnten ausschließlich positive Ergebnisse für eine andere Hauterkrankung, die Schuppenflechte, gefunden werden. Die Studie über Psoriasispatienten war mit einer Stichprobengröße von 180 Probanden zu klein, um aussagekräftige Schlüsse ziehen zu können. Nun hat das IQWiG die aktuelle Studienlage untersucht und eine weitere randomisierte klinischen Studie (RCT) berücksichtigt. Das Ergebnis: Auch bei Neurodermitis zeigte die Balneofototherapie, bei der ein Bad mit Salz des Toten Meeres und die Bestrahlung zeitgleich stattfinden, Hinweise auf eine höhere Wirksamkeit als die trockene UV-Therapie.

Hinweise, aber keine Belege

In der neu inkludierten Studie wurden über 500 Betroffene behandelt, sodass die neueren Ergebnisse deutlich präziser seien, heißt es vonseiten des IQWiG. Die Neurodermitispatienten wurden mindestens einen Monat lang behandelt, meist waren es zwischen zehn und 35 Behandlungen mit einer Dauer von jeweils etwa einer Viertelstunde.

Das Fazit des Reports: Werden beide Studien gemeinsam ausgewertet, fallen die Ergebnisse beim Endpunkt "Hautzustand" zugunsten der synchronen Balneofototherapie aus. Dabei umfasst der Hautzustand auch die Symptome, etwa Juckreiz oder Schlaflosigkeit. Das IQWiG sieht darin einen Hinweis auf einen höheren Nutzen. Die höchste Kategorie, nämlich "Beleg", wird allerdings auch mit den neuen Daten nicht erreicht, denn die Ergebnisse könnten verzerrt sein, unter anderem weil viele Probanden die Studien aus unbekannten Gründen abbrachen und für eine erhebliche Anzahl der fälle die Werte fehlten.

Weitere Studien notwendig

Die Autoren des Reports betonen, dass Aussagen zu anderen wichtigen Zielkriterien nach wie vor nicht möglich sind. Bei der Lebensqualität hatten sich bei der ersten Studie keine Unterschiede zwischen den Behandlungsgruppen gezeigt. Bei der Folgestudie wurde sie überhaupt nicht erhoben. Fehlanzeige auch bei Nebenwirkungen, die etwa in Form von sonnenbrandartigen Hautreizungen auftreten können. Dennoch sieht das IQWiG einen Hinweis auf einen höheren Nutzen, der sich allerdings allein auf die Ergebnisse beim Hautzustand stützt.

Wie nachhaltig die Therapieeffekte sind, kann mit den beiden Untersuchungen ebenfalls nicht beurteilt werden. "Es ist schade, dass zur Kombination aus Salzbad und UV-Licht nur zwei Studien zum atopischen Ekzem vorliegen, obwohl diese Behandlung schon so lange bekannt ist und vielfach angewendet wird", meint Stefan Sauerland, Leiter des Ressorts Nichtmedikamentöse Verfahren im IQWiG. "Hochwertige Studien zu Fragen des medizinischen Kur- und Badewesens wären wichtig, damit man auch hier Nützliches von Unnützem trennen kann, resümiert der Experte. (red, 23.11.2018)