Migranten überqueren einen Fluss, um vom nordmexikanischen Tijuana zum Grenzübergang El Chaparral zu gelangen.

Foto: APA/AFP/GUILLERMO ARIAS

Tijuana – Hunderte Menschen aus dem Flüchtlingstreck aus Zentralamerika haben am Sonntag in der mexikanischen Stadt Tijuana die Grenze zu den USA gestürmt. Sie zogen aus Tijuana an die Grenzposten von Chaparral und San Ysidro – die mexikanische Polizei versuchte vergeblich, sie zu stoppen. Mindestens 500 Personen versuchten die Sperranlage zu überwinden. Die USA schlossen daher die Grenze. Nach offiziellen Angaben wurden 42 Personen auf dem Territorium der Vereinigten Staaten festgenommen.

Mexikos Innenminister Alfonso Navarrete verurteilte im Sender Milenio das Vorgehen dieser Migranten und kündigte an, sie abzuschieben. Die Migranten würden den Anliegen der anderen Flüchtlingen schaden.

Einige Migranten schafften es bis zur Grenzmauer.

Die Migranten, deren Identität festgestellt werden könne, müssten umgehend Mexiko verlassen, so das Ministerium. Die genaue Zahl war zunächst unklar. Diejenigen unter den rund 500 Protestierenden, die "gewaltsam und illegal" versucht hätten, die Grenze zu den USA zu überschreiten, würden abgeschoben, erklärte das mexikanische Innenministerium am Sonntag. Mexiko plant jedoch nicht, alle 500 an den Protesten beteiligten Migranten abzuschieben.

Die mexikanischen Behörden hätten die Proteste an der Grenze zwischen Tijuana und San Diego mittlerweile eingedämmt, hieß es in der Mitteilung des Innenministeriums. Trotz der angespannten Lage gebe es keine Pläne, das Militär zu entsenden. Laut US-Grenzschutz wurden die Übergänge zwischen Tijuana und San Diego dichtgemacht. US-Hubschrauber überflogen die Grenze. Rund 50 Migranten kletterten auf einen Blechwall, der noch auf mexikanischem Gebiet vor der US-Grenzmauer steht.

US-Sicherheitskräfte wiesen sie mit Tränengas ab, zeigte der Fernsehkanal der Zeitung "Milenio". Am Sonntag hatte zunächst eine friedliche Demonstration stattgefunden. Schließlich lösten sich mehrere hundert Teilnehmer aus dem Demonstrationszug, um die Grenze zu überwinden. Unter ihnen waren auch Frauen mit Kindern. Die mexikanische Polizei konnte die Menge nicht aufhalten.

US-Grenzschützer setzten Tränengas ein.

US-Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen verurteilte den Versuch unerlaubter Grenzübertritte scharf und kündigte konsequente Gegenwehr an. Das Heimatschutzministerium werde solche Formen von Gesetzlosigkeit nicht tolerieren und nicht zögern, Grenzübergänge aus Sicherheitsgründen zu schließen, schrieb Nielsen auf Twitter. Jeder, der US-Eigentum zerstöre, Grenzbeamte in Gefahr bringe oder die Staatshoheit der USA verletze, werde strafrechtlich verfolgt. Die US-Behörden seien an der Grenze zu Mexiko stark aufgestellt.

Die Grenzschutzbehörde sei gezwungen gewesen, den Übergang zu schließen, um die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten, erklärte Nielsen. Eine große Zahl an Migranten habe versucht, illegal in die USA zu kommen. Sie hätten versucht, Absperrungen zu durchbrechen und Grenzschützer mit Wurfgeschoßen zu verletzen.

US-Präsident Donald Trump warnte vor dem Zwischenfall in San Ysidro am Sonntag auf Twitter: "Es wäre sehr klug, wenn Mexiko die Karawanen weit vor der Südgrenze (der USA) stoppen würde."

In einem weiteren Tweet forderte Trump Mexiko auf, die Migranten, unter denen viele "eiskalte Verbrecher" seien, in ihre Heimatländer zurückschicken. "Macht es mit dem Flugzeug, macht es mit dem Bus, macht es, wie ihr wollt, aber sie kommen NICHT in die USA."

Der US-Präsident hatte bereits tags zuvor bekräftigt, dass die USA nur diejenigen zulassen würden, die legal in das Land einreisen. Er drohte mit der Schließung der Grenze zu Mexiko. Trump hat ein großes Militäraufgebot an die Grenze entsandt und will Migranten erst einlassen, wenn ihre Asylanträge in den USA positiv beschieden wurde. Das kann Monate dauern.

4.700 Migranten in Tijuana in Stadion beherbergt

In Tijuana befinden sich in einem Stadion derzeit mehr als 4.700 Migranten aus Honduras, El Salvador und Guatemala. Tausende weitere Mittelamerikaner sind in die nordmexikanische Grenzstadt unterwegs – auf der Flucht vor Gewalt und Armut in ihren Heimatländern. Es wird geschätzt, dass insgesamt rund 10.000 Menschen nach Tijuana wollen. Dort ist mittlerweile ein humanitärer Notstand ausgerufen worden. (red, APA, AFP, dpa, 25.11.2018)