Bei Frauen ist die Wirkung von Zigaretten im Gehirn anders als bei Männern – das lässt sich an einem Rezeptor ablesen.

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Wer eine Zigarette raucht, setzt seinen Körper verschiedenen Schadstoffen aus. Sie wirken sich im ganzen Körper aus. Nicht nur die Lunge ist betroffen, auch das Herz-Kreislauf-System, die Haut und sämtliche andere Organe.

Nun haben Forscher und Forscherinnen der Universität Graz in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass sich sowohl Hirnstrukturen als auch der Stoffwechsel im Gehirn durch Rauchen verändern. Besonders deutlich sichtbar wird dies an der Konzentration eines bestimmten Neurotransmitters, Gaba genannt, der für die Regulierung der neuroelektrischen Aktivität des Gehirns zuständig ist.

Wirkt sich auf Aufmerksamkeit aus

Die Studie der Universität Graz zeigte, dass vor allem bei Frauen, die rauchen, das Gaba-Level wesentlich höher ist als bei Nichtraucherinnen: "Gaba spielt eine wichtige Rolle bei kognitiven Funktionen wie Aufmerksamkeit, Lernen und Gedächtnis. Viele Substanzen, die Suchtverhalten auslösen, stehen in direkter Verbindung mit einer Stimulanz von Gaba", erklärt Erstautorin Deepika Bagga die Bedeutung des Neurotransmitters, der vom Rauchen offenbar beeinflusst wird. Interessanterweise scheint das Geschlecht dabei einen Unterschied zu machen, denn bei den Männern gab es zwischen Rauchern und Nichtrauchern nur sehr geringe Abweichungen hinsichtlich des Gaba-Levels. Die Ergebnisse wurden im Medizinjournal "European Addiction Research" veröffentlicht.

Mehrere Untersuchungen haben bereits ergeben, dass Frauen anfälliger für den Abhängigkeitseffekt des Rauchens sind und schneller Rückfälle bei der Entwöhnung erleiden. Die Wissenschafter und Wissenschafterinnen führten die Studie mit 60 Teilnehmenden durch. Das Ziel: stärkeres Eingehen auf geschlechtsspezifische Unterschiede.

Psychologischer Faktor

Jeweils 30 Frauen und 30 Männer wurden in gleich große rauchende beziehungsweise nichtrauchende Untergruppen aufgeteilt. Alle rauchenden TeilnehmerInnen kamen in den vergangenen drei Jahren auf durchschnittlich 15 bis 20 Zigaretten pro Tag. Neben den strukturellen und metabolischen Veränderungen im Gehirn stellten die ForscherInnen auch auf der Verhaltensebene geschlechtsspezifische Differenzen fest. "Die Raucherinnen reagierten anders in der Aggressionsbewältigung als die Nichtraucherinnen: Sie hielten Ärger vermehrt zurück und zogen es insgesamt eher vor, für sich zu sein‘", schildert Deepika Bagga.

Der Altersschnitt der aktuellen Studie der Universität Graz betrug 25 Jahre. "Unsere Untersuchung ist eine der wenigen, die sich auf eine junge Zielgruppe mit relativ moderatem Zigarettenkonsum konzentriert. Da sich schon hier eindeutige Auswirkungen des Rauchens im Gehirn manifestieren, können wir davon ausgehen, dass bei älteren, starken RaucherInnen ebenfalls klare Effekte nachweisbar sein werden. Um hier stichhaltige Aussagen treffen zu können, sind weitere Forschungen notwendig", resümiert Deepika Bagga. Sie forscht im Team von Neuroimaging-Professorin Veronika Schöpf am Institut für Psychologie der Universität Graz. (red, 27.11.2018)