Spitzenkandidatin der Wiener Grünen zu sein stand nie auf ihrer "Lebensplan-To-do-Liste" – nun setzte sich die 51-jährige Birgit Hebein gegen ihre Mitbewerber durch.

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Wien – Maria Vassilakou hatte ihren Rückzug bereits angekündigt, und die lange als mögliche Bewerberin genannte Ewa Dziedzic hatte bekanntgegeben, doch nicht zu kandidieren. Anfang September wagte sich schließlich Birgit Hebein aus der Deckung und gab bekannt, ins Rennen um die Spitzenkandidatur der Wiener Grünen zu gehen.

Gerüchte, sie sei zur Kandidatur überredet worden, damit auch eine chancenreiche Frau zur Wahl stehe und nicht nur Männer, dementierte sie. Die notwendigen Unterstützungserklärungen hatte sie schnell beisammen – Hebein ist in der Partei gut vernetzt. Ihrem Unterstützungskomitee gehörte etwa Ex-Nationalratsabgeordnete Sigi Maurer an.

Kritik am Alkoholverbot

Hebein, ausgebildete Sozialarbeiterin und seit 2010 Gemeinderätin in Wien, bedient vor allem das "linke Lager" in der Partei. Sie trat damit auch in direkte Konkurrenz zu David Ellensohn, der etwa in Sachen Wohnbau scharfe Worte an Immobilienentwickler richtete.

Hebein war im Frühjahr durch Kritik an Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) aufgefallen, als dieser die Alkoholverbotszone am Praterstern durchsetzte. Statt auf Verdrängungseffekte zu setzen, spricht sie sich für eine bessere medizinische und sozialarbeiterische Versorgung vor Ort aus. Die Koalition mit der SPÖ will sie dennoch fortsetzen – im Bewusstsein dessen, dass es immer wieder Meinungsverschiedenheiten geben wird.

Grundsicherung für Kinder

Als politischen Erfolg bezeichnet Hebein die Verhandlungen zur Mindestsicherung. Sie sei dabei so vorgegangen, wie sie sich das auch in Zukunft vorstelle: "Wir stehen erst vom Verhandlungstisch auf, wenn es ein gutes Ergebnis gibt." Konkrete Ideen für künftige Projekte hat sie. Hebein schlägt eine Grundsicherung für alle Kinder vor: "Je mehr Menschen von einem sozialen System profitieren, desto mehr Akzeptanz gibt es."

Im Rahmen der Spitzenwahl brachte Hebein aber nicht nur Sozialpolitisches aufs Tapet. Auch der Kampf gegen den Klimawandel ist ihr ein Anliegen. Für den städtischen Bereich fordert sie Entsiegelungen der Böden und die Beschattung öffentlicher Plätze.

Kein Lebensziel

Dass sie einmal grüne Spitzenkandidatin werden würde, "stand nie auf meiner Lebensplan-To-do-Liste", so Hebein. Genauso wenig habe sie sich als junges Mädchen in Kärnten gedacht, einmal in der Bundeshauptstadt zu leben. In Wien ist sie nun schon länger als 30 Jahre. Seit 20 Jahren lebt die zweifache Mutter im 15. Bezirk. (Rosa Winkler-Hermaden, 26.11.2018)