Matthias Strolz in seinem neuen Video "Breaking the Rules".

Foto: Screenshot/Facebook Kurt Razelli

Mehr über Matthias Strolz' Auftritt im Flex lesen Sie hier.

DER STANDARD

Kurt Razelli und Matthias Strolz, "Lost in Space".

KURT RAZELLI

Waren das Zeiten, als Matthias Strolz sich in den Anblick einer kleinen, sonnengereiften Kastanie vertiefte, um sie in den Kokon seiner stolpernden Verse zu hüllen.

Der Vorarlberger Altpolitiker muss den Umstieg in den Alltag organisieren. Es ergeht ihm dabei nicht anders als Otto von Bismarck, Talleyrand und den vielen anderen (zwischenzeitlichen) Politrentnern vor ihm auch. Wen einmal das gleißende Licht der Scheinwerfer versengt hat, der mag das geliebte Hitzeflirren nie mehr entbehren. Jemand wie Strolz züchtet dann eben keine Warmblüter und kennt auch nicht jeden Angehörigen seiner Bienenvölker beim Namen.

Matthias Strolz' neues Musikvideo "Breaking the Rules".

Matthias Strolz wendet sich wieder an die Öffentlichkeit. Er ruft uns allen in zauberhaftem Klostertaler Englisch zu: Werft die Arme in die Luft! Strolz trägt verspiegelte Brillen. Er lehrt jetzt Rhythmus. Und Rhythmus ist ein Tänzer (wie schon die Wochenend-Bacchanten von Snap! wussten).

Einmal nicht neoliberal empfinden

Strolz hat sich von Kurt Razelli eine waschechte Techno-Nummer auf den Leib schneidern lassen. Ihr Titel fordert dazu auf, für einmal nicht neoliberal zu empfinden, sondern die Regeln zu brechen. Diese Empfehlung zum Allotria darf man, von neoliberaler Warte aus gesehen, eigentlich nicht gutheißen. Auch der freieste Markt – bitte nicht die Wirtschaft behindern! – braucht Regeln.

Aber mit seinem nihilistischen Stampfer bringt Strolz unter Garantie die Skihütten zum Erzittern. Da wird der Kaiserschmarren in der Pfanne verrückt! "Breaking the Rules" verströmt den Geruch von Skiwachs, von Jethosen, die nach mehrsaisonaler Verwendung riechen. Der Marktplatz, auf dem sich Matthias Strolz heute bewegt, mag nicht so beengt sein wie der auf der parlamentarischen Oppositionsbank. Er kennt vielleicht keine Pilze, ist aber voller Ötzis und Öhis. Es kann gut sein, dass der Techno-Anheizer aus Bludenz deshalb nach uns schreit: "We need your support!" (Ronald Pohl, 27.11.2018)