Hat ein schweres Paket zu tragen weil er hurtig einen neuen Bankpartner für die Post finden muss: Post-Chef Georg Pölzl, dessen Vertrag soeben vorzeitig verlängert wurde.

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Sehr nachhaltig war die Kooperation der Österreichischen Post AG mit der Frankfurter Fintech Group nicht. Ehe das Joint Venture in die Gänge kam, ist das Abenteuer auch schon wieder vorbei. Mit fünf dürren Zeilen informierte die teilstaatliche Post ihre Eigentümer und Investoren am Dienstag, dass die am 10. September vereinbarte Zusammenarbeit samt Bank-Joint-Venture mit der auf digitale Finanzdienstleistungen spezialisierten Fintech Group passé ist. Man nehme "von der Gründung und Kapitalisierung des Joint Ventures zur Erbringung von Finanzdienstleistungen Abstand", hieß es in einer Aussendung.

Über die Gründe schweigt man sich in der Post aus. Zu unterschiedlich seien Meinungen und Ansichten über Zeitplan, Art und Umfang der Kooperation und Finanzdienstleistungsprodukte gewesen, sagen mit Projekt und Materie vertraute Personen. Beinahe täglich seien neue Nichtgemeinsamkeiten und Reibungspunkte zutage getreten, die ein Ende mit Schrecken nahelegten.

Kurseinbruch

Der Kollateralschaden der keine drei Monate währenden Kooperation wird sich in der Post-Bilanz niederschlagen. Denn die Post sitzt nun auf 1.225.761 Aktien der Fintech Group, deren Kurs nach Verkündigung der Trennung zeitweise um neun Prozent einbrach. Die Aktien hatte die Post Anfang Oktober zum Kurs von 28,50 Euro erworben und dafür rund 35 Millionen Euro ausgegeben. "Zur Unterstreichung der nachhaltigen Ausrichtung der Kooperation" beteiligte sich die Post mit knapp sieben Prozent an der Fintech Group AG, deren Aktien an der Frankfurter Börse gehandelt werden. Im Verlauf erholten sich die Titel, vor Handelsschluss lag der Kurs bei rund 20 Euro.

Zehn Millionen Buchverlust

Nachhaltig war das Investment nicht, der Buchverlust beläuft sich nach sechs Wochen auf zehn Millionen Euro. Im Rückblick hat sich der für Filialnetz und Bankpartner zuständige Post-Vorstandsdirektor Walter Hitziger den Sitz der Post im Fintech-Aufsichtsrat teuer erkauft.

Dass die als vielversprechend und modern gepriesene Partnerschaft an der fehlenden Banklizenz gescheitert sei, stellte die Finanzmarktaufsicht FMA umgehend in Abrede. Die Post-Partner hätten gar nicht erst angesucht um eine letztlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erteilenden Konzession.

Der Steirerhut der Post mochte auf den Fintech-Köpfen nicht haften.
HO

Genau genommen braucht der smarte Finanzdienstleister gar keine Erlaubnis für Österreich. Denn er verfügt, wie berichtet, über eine deutsche Banklizenz, die im Wege der Dienstleistungsfreiheit in der EU zum Anbieten von Endkundenservices auch in Österreich befähigt. Selbst Filialen könnte die Fintech Group damit hierzulande betreiben. Allerdings habe die FMA der Post quasi empfohlen, angesichts der langfristigen Partnerschaft und der angestrebten Größenordnung mit hunderten Filialen doch um Erteilung einer Banklizenz anzusuchen. Eingebracht wurde ein solcher Antrag laut FMA trotz mehrerer Gespräche aber nie.

Suche nach Partner

Nun muss die Post bei der Suche nach einem Finanzpartner zurück an den Start. Leicht wird es mit Sicherheit nicht, die Bawag zu ersetzen. Die Post war, wie berichtet, monatelang auf der Suche und holte sich viele Absagen. Mit der Bawag war die Post seit 1997 verbunden. Die gemeinsamen Geschäfte brachten allein der Post Jahr für Jahr an die hundert Millionen Euro an Provisionen, kompensierten Rückgänge im Briefumsatz und fetteten das Ergebnis auf. Zuletzt kamen damit allerdings nur mehr rund fünfzig Millionen Euro in die Post-Portokasse.

Wer das Netz aus 433 eigenbetriebenen Postfilialen und 1.351 Postpartnern künftig nutzen wird, ist offen. Zugriff auf die PSK-Kunden hat die Post nicht. Ohne Finanzpartner verlieren Postfilialen wohl massiv an Frequenz. Offen ist auch, ob der IT-Kooperationsvertrag mit Fintech für Bank-IT-Dienstleistungen über zehn Jahre Laufzeit abgerufen wird. Mangels Bawag-Netzwerk wird die Post wohl einen Teil davon brauchen. Der Fintech Group sollte das mehr als 100 Millionen Euro Umsatz bescheren.

Fix ist nur: Das Aufdröseln des Filialnetzes mit der Bawag geht weiter, Ende 2019 wird die Scheidung vollzogen. (Luise Ungerboeck, 27.11.2018)