Die einzige Waffe gegen Masern: impfen lassen. Für einen Herdenschutz müssen mindestens 95 Prozent der Bevölkerung immunisiert sein.

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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer rasant steigenden Zahl der Masern-Infektionen. 2017 seien weltweit 30 Prozent mehr Fälle gemeldet worden als im Jahr davor, hieß es kürzlich von der UN-Organisation. 2018 wiederum seien es schon bis November zehn Prozent mehr Fälle gewesen als 2017.

Im vergangenen Jahr sind laut WHO weltweit 110.000 Menschen an Masern gestorben, die meisten davon Kinder. Weltweit dürften im vergangenen Jahr mindestens 6,7 Millionen Menschen an Masern erkrankt sein.

Ursprüngliches Ziel war, die Masern bis 2020 auszurotten. "Kein Zweifel, es gab seit dem Jahr 2000 riesige Fortschritte", sagt Martin Friede von der WHO-Fachabteilung für Impfungen. Eine neuerliche Analyse aller Daten der WHO und der US-Gesundheitsbehörde CDC zeigte, dass die Zahl der Ansteckungen zunächst um 85 Prozent zurückgegangen war. 21 Millionen Menschenleben seien so gerettet worden. Impfmüdigkeit und zunehmende Skepsis gegenüber Impfungen haben jedoch zu einer Trendumkehr geführt.

Vorbildliches Dänemark

Auch in Europa wird regelmäßig vor der Masern-Problematik gewarnt. Laut Gesundheitsministerium wurden im vergangenen Jahr 95 Erkrankungen registriert. Auch das war ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Zwischen Anfang Oktober 2017 und Ende September 2018 erkrankten in den EU-Staaten und in den Ländern des Europäischen Wirtschaftsraumes (EAA) laut dem Europäischen Zentrum für Krankheitskontrolle (ECDC) 13.453 Menschen an Masern.

Griechenland, Rumänien, die Slowakei, Italien und Frankreich waren besonders betroffen. In Österreich gab es in dieser Zeit 83 Fälle. Das entsprach 9,5 Erkrankungen pro Million Einwohner. Am höchsten war diese Rate in Griechenland (283,1), am niedrigsten in Dänemark mit nur einem Fall pro Million Einwohner.

Österreichs Impflücken

Auch in Österreich gibt es noch massive Lücken bei der Immunisierung gegen Masern, Mumps und Röteln. Für eine ausreichende Immunität der Bevölkerung hinsichtlich Masern wäre eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent mit zwei Dosen erforderlich. Das heißt, 19 von 20 Personen müssen zwei Dosen einer Masern-Mumps-Röteln-Kombinationsimpfung erhalten haben. Die Daten für 2017 zeigen jedoch, dass für die Zwei- bis Fünfjährigen die Durchimpfungsrate mit der zweiten Dosis nur bei etwa 81 Prozent liegt. Konkret heißt das, dass 48.000 Kinder in dieser Altersgruppe eine zweite Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln erhalten sollten.

Bei den Sechs- bis Neunjährigen liegt der Wert für die zweite Dosis bei 89 Prozent. In dieser Altersgruppe sollten fast 27.000 Kinder eine zweite MMR-Impfung erhalten. Bei den 15- bis 30-Jährigen verfügen nur knapp 70 Prozent über einen kompletten Impfschutz. Das bedeutet, dass fast eine halbe Million Personen zwischen 15 und 30 Jahren die zweite Dosis der Vakzine gegen Masern (in Kombination mit Mumps und Röteln) benötigen. Die Impfung wird an öffentlichen Impfstellen für alle Personen ohne Altersbeschränkung kostenlos angeboten.

Langfristiger Schaden für Immunsystem

"Masern sind eine höchst ansteckende, manchmal tödliche Krankheit mit vielen Komplikationen", warnt WHO-Impfexpertin Ann Lindstrand. Sie werden beim Sprechen, Husten oder Niesen über kleine Tröpfchen in der Luft übertragen. Die Erkrankung beginnt zunächst mit grippeähnlichen Symptomen, später kommt es zum charakteristischen Hautausschlag. Masernviren schwächen das Immunsystem der Betroffenen jahrelang und führen zu einem erhöhten Sterberisiko durch andere Infektionen, wie eine Studie im Fachjournal "Science" gezeigt hat.

In 37 der 53 Staaten der europäischen WHO-Region konnten nach Angaben der deutschen nationalen Verifizierungskommission Masern/Röteln (Navko) die Masern eliminiert werden. (APA, red, 29.11.2018)