Bild nicht mehr verfügbar.

In einer Befragung der FH Oberösterreich gaben Schülerinnen zu ihren Berufswünschen Auskunft. Neun von zehn, die ein Informatikstudium andenken, sagen, dass ihnen nahegelegt wurde, doch etwas Soziales zu studieren.

Foto: getty images

"Willst du das wirklich?", bekommen neun von zehn Schülerinnen offenbar zu hören, wenn sie ein Technikstudium andenken. Das zeigt eine aktuelle Studie der Fachhochschule Oberösterreich. Befragt wurden über hundert 17-jährige Schülerinnen. 90 Prozent bekräftigen, dass ihnen nahelegt wird, doch etwas Soziales, Kommunikatives oder Frauenspezifisches zu studieren.

"Das zeigt, dass alte Stereotype immer noch sehr wirksam sind", sagt Studienautorin Martina Gaisch, Professorin am Campus Hagenberg und wissenschaftliche Leiterin des Diversity-Managements. Wie es zu den Rollenbildern kommt, erklärt Gaisch: Mädchen werden von den Eltern seltener in technischen Belangen gefördert. In der Schule setzt sich das fort. "Was mich schockiert: dass in Fächern wie Mathematik, Physik oder Informatik Mädchen nachweislich für die gleiche Leistung schlechter bewertet werden als Burschen."

Stärkere Vernetzung

Daraus resultieren wenig überraschend Selbstzweifel: Fast 75 Prozent der befragten oberösterreichischen Schülerinnen trauen sich ein Informatikstudium nicht zu. Das zeige, "wie wichtig es ist, jungen Frauen Mut zu machen, auch einmal einen etwas unkonventionelleren Weg einzuschlagen", sagt Studienautorin Gaisch. Gefragt seien die Eltern – vor allem aber die Väter, die die analytischen Begabungen der Töchter unterstützen. Aber auch Lehrerinnen und Lehrer, "die Mädchen die Angst vor technischen Fächern nehmen".

Es brauche zudem weibliche Vorbilder. Gaisch findet, Informatikerinnen sollten sich stärker vernetzen "mit jenen, die auf dem Sprung sind, aber für ihre Entscheidungsfindung noch etwas Klärungsbedarf benötigen".

Informatik plus ...

Außerdem gefragt wurden die Schülerinnen, wie ein IT-Studium idealerweise ausgestaltet sein müsste. Zeit- und ortsunabhängig studieren zu können ist für neun von zehn wichtig. Geblockte Kurse und Blended Learning sind dabei die präferierten Settings. 85 Prozent wollen die Möglichkeit haben, berufsbegleitend zu studieren.

Inhaltlich solle ein Studium möglichst interdisziplinär angelegt sein, also Informatik mit anderen Fachrichtungen verbinden, sagt Gaisch. Bei jun- gen Frauen beliebt sind die Medieninformatik oder die Medizininformatik. "Mit der einseitigen theoretischen Informatik können Frauen nicht gewonnen werden", so die Professorin. Es brauche im Studium mehr kreative Fächer und auch mehr Gruppenarbeiten.

Wünsche an den Job

Von einem künftigen Job wünschen sich die Befragten übrigens eine abwechslungsreiche Tätigkeit, Eigenverantwortung und Entwicklungsmöglichkeiten. Für 80 Prozent ist die Vereinbarkeit zwischen Beruf und Familie ein Entscheidungskriterium – mehr als 90 Prozent wollen zumindest hie und da im Homeoffice arbeiten. 92 Prozent wünschen sich mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern im Job.

Häufig habe sie das Gefühl, als seien Bemühungen, auch von Firmen, den Frauenanteil zu erhöhen, "nur Lippenbekenntnisse" und zu Imagezwecken gut, sagt Gaisch. "Es braucht ein echtes, authentisches Wollen." (Lisa Breit, 4.12.2018)