Die Vorwürfe gegen die Skihauptschule Neustift haben sich bestätigt.

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Es war ein Tabubruch mit Folgen. Als die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg im November des Vorjahres im STANDARD Missbrauch im Skisport thematisierte, wurde sie angefeindet und der Lüge bezichtigt. Sie wolle die #MeToo-Welle reiten, sich bereichern. Und überhaupt: Wer könne den Wahrheitsgehalt ihrer Aussagen vierzig Jahre später überprüfen?

Nun, die von der Landesregierung Tirol eingesetzte Expertenkommission konnte es. Deren Bericht bestätigt die Vorwürfe gegen die Skisportschule Neustift. Es sei zu sexualisierter Gewalt und Grenzüberschreitungen gegen Schüler gekommen.

Der Österreichische Skiverband (ÖSV) hatte sich über Jahrzehnte seiner Ausbildungsstätten gerühmt. In Neustift und Stams wurden die Helden der Skination am Fließband produziert. Man klopfte sich die Schultern wund. Doch der Stolz schwand schneller, als man das Wort Missbrauch aussprechen konnte, über Nacht kannte der ÖSV die renommiertesten Skisportschulen nur noch vom Hörensagen.

Der Skiverband legt Wert darauf, keinerlei Verantwortung für vergangene Missstände zu tragen. Juristisch mag er damit richtig liegen, mehr aber nicht. Als das wichtigste Aushängeschild der Sportnation wird der ÖSV in Zukunft ein Auge auf die Präventionsarbeit an den Sportschulen haben müssen. Die Aufarbeitung ist ein Auftrag: Wegsehen und Totschweigen sind keine Optionen mehr. (Philip Bauer, 3.12.2018)