Microsoft Edge könnte schon bald Geschichte sein.

Grafik: Microsoft

Nach Jahren kontinuierlich schwindender Marktanteile scheint Microsoft nun gewillt, die Konsequenzen zu ziehen: Laut einem aktuellen Bericht von Windows Central will das Unternehmen seinen eigenen Browser Edge einstellen. Stattdessen soll Windows 10 künftig mit einem auf Chromium, der Open-Source-Basis von Googles Chrome, aufbauenden Browser ausgeliefert werden.

Ende für EdgeHTML

Mit diesem Schritt würde sich Microsoft jede Menge Entwicklungsarbeit ersparen, hieße dies doch, dass die Entwicklung der eigenen Rendering Engine EdgeHTML gestrichen wird. Damit könnte man direkt von den Investitionen Googles in diesem Bereich profitieren. Der Chromium-basierte Nachfolger soll derzeit unter dem Codenamen Anaheim entwickelt werden, ob er sich äußerlich an Edge orientieren wird – oder gar dessen Namen beibehält – ist derzeit noch unklar.

Marktrealitäten

Angesichts der aktuellen Marktsituation ist die Entscheidung von Microsoft durchaus nachvollziehbar. So konnte man mit Edge nie wirklich relevante Verbreitung finden. Obwohl er fix mit aktuellen Windows-Generation ausgeliefert wird, wird Edge laut aktuellen Zahlen von Netmarketshare für gerade einmal 4,22 Prozent sämtlicher Webaktivitäten im Netz eingesetzt. Die wirklich unerfreuliche Nachricht für Microsoft ist dabei aber, dass dieser Wert aktuell sogar leicht rückläufig ist. Dies, während der in früheren Jahren das Web schon fast im Alleingang beherrschende Internet Explorer zumindest noch doppelt so viel Marktanteil (9,64 Prozent) hat – obwohl er schon seit Jahren nicht mehr weiterentwickelt wird.

Konsequenzen

So nachvollziehbar die Entscheidung aus finanziellen Gründen sein mag, so unerfreulich ist dieser Schritt für die Vielfalt im Web. Mit dem Ende für EdgeHTML wird die Dominanz der Chromium-basierten Browser weiter verstärkt. Als relevante Ausnahmen blieben damit nur mehr Firefox und Apples Safari übrig – und selbst Letzterer ist eng mit der Rendering Engine von Chrome – Blink – verwandt. Kritiker warnen davor, dass hier eine Monokultur entsteht, in der Google zunehmend die weitere Richtung des Webs vorgibt. Dieser Trend zeichnet sich allerdings ohnehin schon länger ab, so kommt Chrome selbst derzeit bereits für fast zwei Drittel der weltweiten Browseraktivitäten zum Einsatz. Dazu kommen dann noch die Anteile von Opera, Brave oder Amazon Silk, die alle jetzt schon auf den Chromium-Kern setzen.

Vorgeschichte

Der Bericht passt auch mit einer früheren Recherche von 9to5Google zusammen: Dort hatte man vor einigen Wochen Hinweise auf Microsoft-Aktivitäten im Source Code von Chromium gefunden. Zudem wäre es auch nicht das erste Mal, dass Microsoft mit anderen Rendering Engines arbeitet: So nutzt man etwa für die Android-Version von Edge schon jetzt Chromium, während man unter iOS – wie alle anderen Browser – ohnehin die Safari-Basis Webkit verwenden muss.

Unklar bleibt dabei vorerst, wann Microsoft diesen Wechsel vollziehen. Bei Windows Central spekuliert man, dass es bereits in den kommenden Monaten so weit sein könnte, als fixen Zeitrahmen sollte man dies aber nicht annehmen. Diesen wird es wohl erst mit einer offiziellen Ankündigung von Microsoft geben, die derzeit noch aussteht. (Andreas Proschofsky, 4.12.2018)