"Der Parameter Knackigkeit wurde bei Rajka signifikant gesteigert." Das klingt nicht sonderlich spektakulär, wüsste man nicht, dass A) Rajka eine Apfelsorte ist und diese B) in der wissenschaftlichen Versuchsanordnung mit einer "eurythmischen Behandlung" konfrontiert wurde. Wir sind jetzt versucht zu sagen, den armen Apfelbäumen wurde von den Forschern etwas vorgetanzt.

Gesten für den Apfelbaum

Das wäre aber zu kurz gegriffen. In der Studie "Geschmacksentwicklung bei Äpfeln durch eurythmische Behandlungen" (Baumgartner T. et al. 2018) wurden die Apfelbäume der beiden Sorten Ariwa und Rajka von den Forschern zwei Behandlungsreihen mit eurythmischen Laut,- Planeten,- und Seelengesten, je eine für Süße und Festigkeit ausgesetzt. Die Laute und Gesten gehen auf die Eurythmie-Lehre des Anthroposophen Rudolf Steiner zurück. Auf ihn stützen sich die Landwirte der biodynamischen Landwirtschaft. Die Eurythmie geht davon aus, dass geistige Inhalte durch Körperbewegungen und Gesten dargestellt werden könne. Das Abstract der Studie erklärt das recht gut: "Eurythmische Gesten oder Gebärden sind Bewegungen des Körpers, besonders der Arme." Daher rührt auch der etwas dysphemistische Kalauer "seinen Namen tanzen". In Rudolf-Steiner-Schulen ist Eurythmie ein Unterrichtsfach. 

Knackigkeit dank Tanzgesten.
Foto: APA/BARBARA GINDL

Eurythmie als Geschmacksverstärker

Zurück zur Studie: So stand man also im Obstgarten über die Zeit der Versuchsreihe hinweg, zeigte den Bäumen zur Blüte ab und an ein steiner'sches A ("Geste mit weit geöffneten Armen")  und ein U ("in der Geste ein gestrecktes Zusammenführen der Arme") und wertete nach der Ernte gewissenhaft "mit geschulten Testpersonen" aus. Und das ergab: "Die eurythmische Behandlung führte zu einer signifikanten Steigerung der Qualitätsparameter bei beiden Sorten." Das war nicht das einzige Ergebnis der Forschung, so die Autoren der Studie: "Wir können also mutig weiter daran arbeiten, neue Beziehungen zu den Pflanzen aufzunehmen und gestaltend mit der Natur zu arbeiten. Die Eurythmie bietet dabei ein wirksames künstlerisches Mittel." Wir merken an: So kann Wissenschaft! Leider bleibt die Frage offen, ob man sich den vorweihnachtlichen Bratapfel mit einem A oder U süß gestikulieren kann. (Christian Kreil, 14.12.2018) 

Leuchtende Augen-Faktor: ★★★★☆

Umtauschgefahr-Faktor: ☆☆☆☆☆

Den Beschenkten verärgern-Faktor: ★☆☆☆☆

Bereits geöffnete Türchen des Adventkalenders