Sportminister Heinz-Christian Strache will an den Resultaten von Tokio 2024 gemessen werden. Davor ist freilich noch eine Wahl zu schlagen.

Foto: Matthias Cremer

Wien – Wünsche gibt es immer, im Dezember werden sie nur besonders gerne deponiert. Wobei das jüngste Anliegen, um nicht zu sagen: die Forderung der Bundes Sport Organisation (BSO) an Sportminister Heinz-Christian Strache (FPÖ) weniger mit Weihnachten denn mit der "Sport Strategie Austria" zu tun hat, die der Vizekanzler entwickeln ließ und am Dienstagabend präsentiert. BSO-Präsident Rudolf Hundstorfer nahm den Termin schon im Vorfeld zum Anlass, um nach einer "Verbesserung der Stellung von Sportlerinnen und Sportlern" zu rufen.

Im Klartext: Die BSO fordert für die Jahre, in denen Spitzensportlerinnen und -sportler ihrer Tätigkeit nachgehen, "eine staatliche Zusatzfinanzierung auf das Pensionskonto". Auch Trainerinnen und Trainer sollen besser abgesichert werden.

Für Hundstorfer ist Spitzensport "ein Fulltime-Job, der in den meisten Sportarten ohne spürbare Auswirkung auf die Pensionsansprüche bleibt". Öffentlich finanzierte zusätzliche Einzahlungen würden Anerkennung und Absicherung bedeuten. Hundstorfer: "Das wäre für viele eine Unterstützung für ihr Leben nach der Sportkarriere und der gebührende Dank für großen tagtäglichen Einsatz."

Das zweite Standbein

Mag sein, da liegen die Vorstellungen des früheren SPÖ-Sozialministers und Präsidentschaftskandidaten von jenen des Sportministers gar nicht weit weg. Strache sagte kürzlich im Gespräch mit dem STANDARD, die "Sport Strategie Austria" beinhalte auch das Thema Absicherung und Versicherung von Sportlerinnen und Sportlern. Schon jetzt gebe es viele Möglichkeiten, "für ein zweites Standbein Sorge zu tragen", siehe Bundesheer, Polizei, Zoll und Sportministerium.

Größter Sportförderer ist das Bundesheer. Von 30.000 jährlich einrückenden Rekruten kommen 150 aus dem Spitzensport, sie werden nach der Grundausbildung ins Heeressportzentrum versetzt, können dann weitgehend ungehindert trainieren und sind versichert. Dazu kommen 300 sportliche Arbeitsplätze im Rahmen einer Längerverpflichtung, um die klarerweise ein rechtes G'riss herrscht. Vom Innenministerium werden aktuell knapp fünfzig Spitzensportlerinnen und -sportler unterstützt, es sollen mehr werden.

Begleitung

Athletinnen und Athleten in der Pension zu helfen oder, wie etwa in Ungarn, eine eigene Zusatzpension für große Erfolge (Olympiasiege) auszuloben ist für Strache vorstellbar. Wichtiger ist ihm aber "die karrieretechnische Begleitung", die oft "nicht vorhanden" sei, weshalb dem Sport viele Talente verloren gingen. Strache: "Sie fallen raus, weil sie das Risiko nicht eingehen wollen, sich voll und ganz dem Spitzensport zu widmen."

Auch in Österreich, betont der Vizekanzler, werden Olympiamedaillen honoriert. Zuletzt, bei den Sommerspielen 2016 (Rio de Janeiro) und den Winterspielen 2018 (Pyeongchang), gab's für Gold Münzen im Wert von 17.000 Euro, Silber war 13.000, Bronze 11.000 Euro wert.

Der günstige Sommer

Rio war günstig für das ÖOC, da wurde allein das drittplatzierte Segelduo Thomas Zajac und Tanja Frank belohnt, die 11.000 Euro gab's immerhin pro Kopf und Nase. Dass Zajac, wie er im STANDARD-"Sportmonolog" feststellte, trotz seines Erfolgs den Hauptsponsor verlor, hat Strache registriert. Der Vizekanzler geht aber davon aus, dass Erfolg meistens auch "einen Benefit über Werbeverträge" mit sich bringe. Darüber hinaus will Strache "ab 2020 sicherstellen", dass Sportsponsoring wie Kultursponsoring "steuerfrei gestellt wird. Das würde eine unglaubliche Dynamik bringen für den Sport."

Die "Sport Strategie Austria" soll laut Strache "bei den Sommerspielen 2024 greifen". Dann, in Paris, will er an Resultaten gemessen werden. Bis Tokio 2020 könne man "nur an Stellschrauben drehen". Da könnte Österreich davon profitieren, dass Klettern und Karate ins Programm aufgenommen wurden. Hätte Strache einen Wunsch frei, er würde sich wünschen, "dass Faustball olympisch wird. Da machen wir immer eine Medaille", sagt er, wenn auch halbernst, und bestreitet, dass der Sport nur in vier Ländern ernsthaft ausgeübt wird.

Die Präsentation der "Sport Strategie Austria", doch das nur nebenbei, ist nahtlos in Straches Adventempfang übergegangen. Es ist schließlich Dezember. (Fritz Neumann, 4.12.2018)