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Die vierstelligen Mindestpreise, die man mit dem iPhone X und XS erreicht hat, scheinen selbst treue Apple-Kunden abzuschrecken.

Foto: Reuters

Es war das typische Muster der letzten Jahre. Apple veröffentlicht ein neues iPhone, das dann manchen Unkenrufen zum Trotz neue Rekorde in Sachen Verkaufszahlen und Umsatz einbringt. Eine Entwicklung, die dem Konzern als erstem überhaupt einen Börsenwert von über einer Billion Dollar bescherte.

Doch in den letzten zwei Monaten hat sich das Blatt gewendet. Über 300 Milliarden Wert hat der Kulthersteller verloren und hinter den E-Commerce-Giganten Amazon zurückgefallen. Nun "duelliert" man sich mit Microsoft um Rang 2.

Allgemeiner Pessimismus

Doch was ist passiert? Marktforscher äußern Zweifel daran, dass das neue iPhone XS den bisherigen Erfolg fortführen wird. Diverse Zulieferer korrigierten ihren Geschäftsausblick nach unten, was darauf hindeutet, dass man bei Apple selbst sinkende Nachfrage ortet. Auch bisher stets positiv gestimmte Analysten, etwa Katy Huberty, erwarten weiteren Kursverfall.

Eine hauptsächlich in den USA und im Hoffnungsmarkt China durchgeführte Umfrage der Analysten von UBS kam jüngst zu dem Ergebnis, dass die Anzahl der Nutzer, die bald ein neues Apple-Handy kaufen wollen, auf ein Fünf-Jahres-Tief gesunken ist. Hinzu kommt, dass westliche Smartphone-Märkte längst gesättigt sind.

Hohe Preise, keine Alternative zum iPhone

Apples Preispolitik dürfte sich dabei negativ niederschlagen. Dass das günstigste neue Modell, das iPhone XR, erst ab 850 Euro und das iPhone XS ab 1.150 Euro zu haben ist, scheint laut Beobachtern auch treue Anhänger zu verschrecken. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 wurde das iPhone 6S als Topmodell für 739 Euro angeboten. Trotz der erwarteten Einbußen bei den Stückzahlen wird aber weiter mit einer leichten Umsatzsteigerung gerechnet.

Sorgen gibt es aber auch bezüglich der langfristigen Strategie von Apple. Denn bislang ist nicht klar, was man neben den iPhones als langfristigen Umsatztreiber in petto hat. Die Handys sorgen seit Jahren für weit mehr als die Hälfte der Konzerneinnahmen. Die Service-Sparte, unter der etwa der Streamingdienst Apple Music läuft, wächst gut, aber auf niedrigem Niveau, wie diese Aufschlüsselung bei iPhone-Fan.de zeigt. Auch die Einnahmen durch iPads oder Macs sind im Vergleich zu den Smartphones für Apple von geringer Relevanz.

Mehr Ärger

Zudem droht Apple auch noch Ärger an anderer Front. In China ist man in einen Patentstreit mit Chiphersteller Qualcomm verwickelt. Ein Gericht hat nun per einstweiliger Verfügung den Import und Verkauf aller Modelle vom iPhone 6S bis zum Vorjahresmodell iPhone X vorläufig untersagt. Gleichzeitig könnten die von der Trump-Regierung geplanten Sonderzölle im kommenden Jahr auf den Umsatz schlagen oder eine weitere Preisanhebung auslösen. (gpi, 10.12.2018)

Update, 15:55 Uhr: Der Artikel wurde um den letzten Absatz ergänzt.