Die Hütteldorfer fixieren den zweiten Gruppenplatz hinter Villarreal und stehen im Sechzehntelfinale
Christian Hackl
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Wien – Die zuletzt eher gebeutelten Rapidler ließen sich am Donnerstagabend vor der Westtribüne abfeiern. Sie strahlten wie Atomkraftwerke oder der Christbaum auf dem Rathausplatz, hatten sie doch kurz davor die Glasgow Rangers mit 1:0 geschlagen und den Aufstieg in die K.-o-Phase der Europe League geschafft. Ein Unentschieden hätte bereits gereicht, durch ein spätes Tor von Dejan Ljubicic wurde die Vorgabe übererfüllt.
Rangers-Coach Steven Gerrard ist zunächst einem Irrtum erlegen. Wohlwissend, dass die Seinen unbedingt gewinnen müssen, ging er dennoch von einem offensiven Gastgeber aus. "Ich glaube, dass sie mit dem Publikum im Rücken gleich attackieren und nicht hinten drinstehen werden." Kollege Dietmar Kühbauer hatte in der Tat angekündigt, nicht nur reagieren zu wollen, weil das im Fußball selten bis nie funktioniert.
Gemurkse auf desolatem Rasen
Die Kulisse, das Allianz-Stadion war mit 23.850 Zuschauern prall gefüllt, war weitaus besser als die Partie. Zur Entschuldigung sei angeführt, dass der Rasen in einem ziemlich desolaten Zustand ist. Rapid agierte jedenfalls nicht, Veton Berisha mimte die einsame Solospitze, es war ein von Zweikämpfen und Fehlpässen geprägtes Gemurkse. Die Schotten sind nicht die Erfinder des Sports, punkto Harmlosigkeit hielten sie absolut mit. Einzige Ausnahme, die 22. Minute: Freistoß James Tavernier, Connor Goldson köpfelt wuchtig an die Latte. Es war die einzige Chance in der ersten Halbzeit.
Rapid hatte massive Probleme im Spielaufbau, Mateo Barac und Manuel Martic waren diesbezüglich überfordert. Aber das 0:0 zur Pause war durchaus okay, man war im Plansoll. Und der Zweck heiligt die Mittel.
Die Rangers mussten sich etwas einfallen lassen. Die erste Idee hatte freilich Kühbauer, er brachte Christoph Knasmüllner für Thomas Murg. Nach einer Stunde ersetzte Philipp Schobesberger den unauffälligen Andrei Ivan. Rapid kämpfte großartig, die Zeit lief eindeutig für die Grün-Weißen, die Rangers wurden praktisch nie gefährlich. 78. Minute: Dejan Ljubicic kommt für Matic. Und das zahlte sich aus. 84. Minute: Balleroberung Berisha, Pass zu Ljubicic, der spielt Knasmüllner an, der zurück zu Ljubicic, der 21-Jährige erzielt staubtrocken das 1:0. Womit alles entschieden war, die Jubeltraube war sehenswert.
Gut organisiert
Der Matchplan ist voll aufgegangen, man könnte von einer taktischen Meisterleistung sprechen. 46 Prozent Ballbesitz reichten vollauf. Gerrard sagte: "Wir waren 80 Minuten gut, ich kann meinen Spielern keinen Vorwurf machen. Wir haben alles gezeigt. Rapid war sehr gut organisiert." Kühbauer war logischerweise höchst erfreut: "Großes Lob an meine Mannschaft, es war schwierig, der Sieg war verdient. Eine unglaubliche Geschichte. Wir hatten keinen Zaubertrank." Schütze Ljubicic hatte übrigens von Co-Trainer Manfred Nastl den Auftrag erhalten, hinten dichtzumachen. Er ignorierte die Anweisung, "weil ich die Lücke gesehen habe". Er wünsche sich nun Chelsea. "Aber zuerst müssen wir in der Meisterschaft Gas geben."
Was für Red Bull Salzburg Normalität ist, ist für Rapid Rarität. Zum siebenten Mal in der Gruppenphase der Europa League engagiert, schaffte man erst zum zweiten Mal den Aufstieg in die K.-o.-Phase. Als Zweiter hinter dem punktegleichen Villarreal, die Spanier schlugen Spartak Moskau 2:0. Der erste Auftritt im Sechzehntelfinale endete übrigens in der Saison 2015/16 fürchterlich, 0:6 und 0:4 gegen Valencia. Gelost wird am Montag in Nyon, am Tag davor steigt das Derby bei der Austria. (Christian Hackl, 13.12.2018)
Europa League, Gruppe G, 6. Runde, Donnerstag
SK Rapid Wien – Glasgow Rangers 1:0 (0:0) Allianz-Stadion, 23.850 Zuschauer (ausverkauft), SR Mazzoleni (ITA)
Gelbe Karten: Ivan, Müldür, Martic bzw. Jack, Goldson
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