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Bei einem Polizeieinsatz in Straßburg wurde der mutmaßliche Attentäter erschossen.

Foto: AP Photo/Jean-Francois Badias

Straßburg – Nach dem Tod des mutmaßlichen Straßburger Attentäters Chérif Chekatt sucht die Polizei nach möglichen Komplizen. Die Ermittler wollten herausfinden, ob der 29-Jährige während seiner Flucht unterstützt worden sei, sagte der Chefermittler der Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft, Remy Heitz, am Freitag. Er berichtete, dass sich sieben Menschen in Polizeigewahrsam befänden. Dabei handle es sich um vier Familienangehörige und drei der Familie nahestehende Personen. Zwei von ihnen seien in der Nacht auf Freitag festgenommen worden.

Chekatt war am Donnerstagabend in Straßburg getötet worden. Laut Innenminister Christophe Castaner war Chekatt bei einer Polizeioperation im Stadtteil Neudorf südöstlich des Straßburger Zentrums "neutralisiert" worden. Zwei Tage lang war zuvor nach ihm gefahndet worden.

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Der mutmaßliche Attentäter hatte den Angaben des Innenministers zufolge auf drei Polizisten geschossen, die den Verdächtigen verhaften wollten. Sie hätten "sofort reagiert" und ihn "neutralisiert". Castaner dankte den Einsatzkräften und sagte, sie hätten Grund, "stolz" zu sein. Auch Bürgermeister Roland Ries gratulierte der Polizei.

Laut der Zeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" soll Chekatt zum Zeitpunkt seiner Tötung eine Kurzwaffe und ein Messer bei sich gehabt haben – mit solchen Waffen war auch der Anschlag vom Dienstag verübt worden, den die Miliz "Islamischer Staat" (IS) für sich reklamierte. Belege dafür legte sie allerdings nicht vor.

Angriff am Dienstagabend

Der Angreifer hatte am Dienstagabend in einer belebten Einkaufsgasse nahe dem Straßburger Münster und dem Weihnachtsmarkt das Feuer auf Passanten eröffnet und Menschen auch mit einem Messer angegriffen. Zuletzt hatten die französischen Behörden die Bilanz des Attentates nach oben korrigiert. Drei Menschen – ein ehemaliger Bankangestellter, ein afghanischstämmiger Automechaniker und ein Tourist aus Thailand – wurden getötet; ein viertes Opfer befand sich im Zustand des Hirntodes. Dazu kommen fünf Schwer- und mehrere Leichtverletzte.

Da er noch kurz vor der Tat aus Deutschland einen Anruf auf sein Handy erhalten hatte, legte die Polizei besonderes Augenmerk auf die Grenzübergänge über den Rhein. "Dernières Nouvelles d'Alsace" zufolge soll sich der 29-Jährige nach dem Anschlag allerdings in einem Lagerhaus im Bezirk Meinau versteckt gehalten haben.

Gelbwesten unter Druck

Staatschef Emmanuel Macron dankte den Sicherheitskräften für ihren Einsatz. "Danke an alle mobilisierten Dienste, Polizisten, Gendarmen und Soldaten", schrieb Macron am Donnerstagabend auf Twitter. Er sicherte ein "totales Engagement" im Kampf gegen den Terrorismus zu.

Durch das Attentat in Straßburg und die darauffolgende großangelegte Fahndung war die Protestbewegung der Gelbwesten unter Druck geraten, ihre Aktionen einzustellen: Die Polizei müsse alle ihre Mittel in die Suche nach dem Täter investieren können, teilte sie mit. Regierungssprecher Benjamin Griveaux, andere Politiker und die gemäßigte Gewerkschaft CFDT appellierten an die Demonstranten, die gefürchteten Samstagsdemos abzusagen. Vor einer Woche waren 89.000 Polizisten zu diesem Zweck mobilisiert gewesen. Auch streikende Mittelschüler wurden aufgerufen, ihre Blockaden einzustellen.

Eine Sprecherin der Gelbwesten, Priscillia Ludosky, erklärte hingegen auf einer Pressekonferenz, dass der Aufruf für Samstag weiterhin gelte. Sie forderte eine generelle Senkung der Steuern auf Energie, Wohnen, Lebensmittel und Bekleidung. In Umfragen haben die Gelbwesten bereits Sympathien verloren, nachdem Macron ihnen am Montag erhebliche Zugeständnisse gemacht hatte, die weit über die ursprüngliche Forderung nach einem Verzicht auf die Benzinsteuererhöhung hinausgehen.

Vertreter der Macron-Partei "République en marche" kritisierten die drei größten Linksparteien, die im Parlament einen Misstrauensantrag gegen die Regierung eingebracht hatten, damit aber am Donnerstagabend klar scheiterten: Man dürfe in dieser schwierigen Zeit nicht alles daransetzen, die Staatsführung zu destabilisieren. Die Partei "Unbeugsames Frankreich" warf der Regierung daraufhin vor, sie versuche das Attentat zu instrumentalisieren. (brä, maa, 13.12.2018)