In diesem Weinviertler Schloss soll ein 54-Jähriger seinen Vater, seine Stiefmutter und seinen Bruder mit einem Schrotgewehr erschossen haben.

Foto: APA / Herbert Pfarrhofer

Wien – Vor dem Rathaus des 1400-Einwohner-Ortes im Bezirk Mistelbach wurde eine schwarze Fahne gehisst. Schräg gegenüber, im Benachrichtigungskasten der Pfarrkirche, erfährt man, warum. Mit Kugelschreiber sind in Vordrucke die persönlichen Daten von drei Toten eingetragen: Ulrich G., 92, Margherita G., 87, und Ernst G., verstorben im 52. Lebensjahr. Der Todestag ist bei allen drei der 13. Dezember. Verantwortlich dafür soll der Sohn beziehungsweise Bruder des Trios sein: Der 54-jährige Tono G. gestand am Freitag bei der Polizei, seine Verwandten mit einem Schrotgewehr erschossen zu haben, sagt Heinz Holub, Sprecher der niederösterreichischen Exekutive.

Was den Dreifachmord besonders macht: Die Familie würde man, wäre der Adel in Österreich nicht 1919 per Gesetz aufgehoben worden, als Grafen ansprechen müssen, ihnen gehört das Schloss auf einer kleinen Anhöhe in dem Straßendorf, dazu Felder und ein Waldstück im Süden des Gemeindegebietes – konkret einer Stiftung, erzählt Amtsleiter Wolfgang Pöltinger.

Jahrelanger Streit mit Vater

"Der Verdächtige hat zugegeben, die Schüsse abgegeben zu haben", erklärt Doris Demler von der Staatsanwaltschaft Korneuburg: "Als Motiv gibt er familiäre Streitigkeiten an." Die Auseinandersetzungen hätten sich aber nicht um Geld gedreht, betont Peter Philipp, Verteidiger von Tono G. im STANDARD-Gespräch. "Mein Mandant sagt, sein Vater sei ein fürchterlicher Tyrann gewesen, der die gesamte Familie terrorisiert habe. Auch am Donnerstag hat es wieder einen Streit gegeben." Im Zuge dessen G. seine Verwandten erschoss. In welcher Reihenfolge, weiß der Verdächtige laut Philipp nicht mehr. "Er konnte auch nicht erklären, warum er seinen Bruder getötet hat, mit dem er eigentlich im besten Einvernehmen gelebt hat."

Diesen Eindruck bestätigt auch die Kassiererin im örtlichen Supermarkt. "Die beiden Brüder waren am Montag noch hier einkaufen. Sie haben gescherzt und waren ganz normal. Aber wie es in den eigenen vier Wänden war, weiß man als Außenstehende natürlich nicht." Laut Amtsleiter Pöltinger sei die Familie im Ort durchaus aktiv gewesen: Bei einer Feier anlässlich des 850-Jahr-Jubiläums der Gemeindegründung seien alle gekommen, obwohl das 92-jährige Familienoberhaupt krankheitsbedingt nur noch selten ausging.

Verdächtiger veränderte nach Operation Verhalten

Laut Verteidiger Philipp könnte aber auch eine Krankheit seines Mandanten der Grund für die Tat gewesen sein. "Er leidet an Geschwülsten, die auch nach innen wachsen können. Im vergangenen Herbst zerfetzte so ein Tumor seine Lungenarterie, er konnte nur mit einer Notoperation gerettet werden." Danach habe sich sein Verhalten komplett geändert: "Nun ist so ein Geschwulst auch im Kopf diagnostiziert worden, in Verbindung mit Stress könnte das eine Verwirrtheit ausgelöst haben. Im Endeffekt werden das Gerichtssachverständige klären müssen."

Tono G. wurde laut Staatsanwaltschaftssprecherin Demler bereits in die Justizanstalt Korneuburg gebracht, der Antrag auf Untersuchungshaft soll gestellt werden. Die Obduktion der Opfer könnte gemäß Polizeisprecher Holub noch am Sonntag durchgeführt werden, Ergebnisse werden aber frühestens am Montag erwartet. (Michael Möseneder, 14.12.2018)