2018 VG18 besitzt einen leichten Rosaton, der vermutlich auf Eis zurückzuführen ist.
Illustr.: Roberto Molar Candanosa/Carnegie Institution for Science

Washington – Seit Pluto im August 2006 der Status als Planet aberkannt worden ist, gilt er als transneptunischer Zwergplanet. Als solcher ist er mit einer Distanz von durchschnittlich 34 Astronomischen Einheiten (AU, der Entfernung zwischen Sonne und Erde) noch verhältnismäßig nahe – zumindest im Vergleich zu einigen anderen Objekten aus dieser Familie. (136199) Eris beispielsweise kreist in einer Distanz von annähernd 96 AU. Nun aber haben Astronomen einen Zwergplaneten erspäht, der sich noch viel weiter draußen befindet: 2018 VG18 umkreist die Sonne in einer durchschnittlichen Entfernung von 120 AU, das sind 18 Milliarden Kilometer.

Objekte mit extremen Umlaufbahnen

Damit gilt der vermutlich kugelförmige Brocken als das aktuell am weitesten entfernte Objekt im Sonnensystem, das der Wissenschaft bekannt ist – allerdings mit gewissen Einschränkungen: Einige transneptunische Objekte bewegen sich auf extrem langgezogenen Umlaufbahnen, die sie noch um einiges weiter ins All hinaus befördern. So liegt der Perihel, also der sonnennächste Punkt, von 2014 FE72 etwa bei 36 AU. Am sonnenfernsten Punkt (Aphel) dagegen ist dieses Objekt über 3.800 AU von unserem Zentralgestirn entfernt.

Mit einer Distanz von durchschnittlich 120 Astronomischen Einheiten ist "Farout" der am weitesten entfernte Zwergplanet des Sonnensystems.
Illustr.: Roberto Molar Candanosa/Scott S. Sheppard/Carnegie Institution for Scienc

Die Entdeckung des Zwergplaneten 2018 VG18 mit dem Spitznamen "Farout" wurde am Montag vom Minor Planet Center der internationalen Astronomen-Vereinigung IAU verkündet. Das Objekt hat einen geschätzten Durchmesser von 500 Kilometern, was etwa einem Zehntel des Durchmessers von Merkur entsprechen würde, dem kleinsten Planeten im Sonnensystem. Zum Vergleich: Pluto ist mit einem Durchmesser von 2.400 Kilometern annähernd fünfmal so groß.

1.000 Jahre für eine Runde

Die bisherigen Beobachtungen lassen darauf schließen, dass 2018 VG18 einen pinken Farbton besitzt, was die Wissenschafter mit dem Vorhandensein von Eis in Verbindung bringen. Aufgrund seiner großen Entfernung dürfte "Farout" mehr als 1.000 Jahre für eine Runde um die Sonne benötigen.

Die beiden Aufnahmen des Subaru-Teleskops auf dem Mauna Kea entstanden in einem Abstand von einer Stunde. In dieser Zeit bewegte sich 2018 VG18 deutlich vor dem Sternenhintergrund.
Fotos: Scott S. Sheppard/David Tholen

Entdeckt wurde das spektakuläre Objekt von David Tholen von der University of Hawaii, Chad Trujillo von der Northern Arizona University und Scott S. Sheppard von der Carnegie Institution of Science in Washington. Die ersten Aufnahmen von 2018 VG18 hatte das Subaru-Teleskop auf dem Mauna Kea in Hawaii am 10. November 2018 geliefert. Das Las Campanas Observatorium in Chile bestätigte die Sichtung.

Hinweise auf "Planet Neun"

"Wir erforschen endlich die Ränder unseres Sonnensystems, weit über Pluto hinaus", sagte Trujillo, der seit einigen Jahren gemeinsam mit Sheppard die Außenzonen unseres Sonnensystems nach einem hypothetischen neunten Planeten absucht, bisher allerdings ohne direktes Ergebnis. Beim Auffinden ferne Zwergplaneten erwies sich die Forschergruppe dagegen wesentlich erfolgreicher: Im vergangenen Oktober verkündeten die Astronomen die Entdeckung eines ähnlich weit entfernten Objektes. 2015 TG387 (Spitzname "The Goblin") ist demnach durchschnittlich 80 AU entfernt. Seine Umlaufbahn passt nach Ansicht von Sheppard und Trujillo zur These, dass sich dort draußen ein großer Planet mit bis zu zehnfacher Erdmasse und vierfachem Erddurchmesser verborgen hält (tberg, red, 18.12.2018)