Sein Haupt und seine Haare waren weiß wie Wolle, leuchtend weiß wie Schnee und seine Augen wie Feuerflammen. (Offb 1,14)

So steht es in der Offenbarung des Johannes und so steht er vor uns. Man muss das Phänomen Braco kaum noch erklären, Braco ist längst Legende. Andere mögen am Berg predigen. Braco hällt in Hallen stille Andacht.

Sie kommt ohne Palaver und lästige Metaphern aus. Braco schenkt seinen Jüngern ein paar ewige Minuten lang einen gebenden Blick von Podesten herab. Das Auditorium ist dann meist hin und weg. Vor falscher Bescheidenheit warnte schon Matthäus:

Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. (Mt 5,15)

Ein Blick für die Ewigkeit.
Screenshot: Youtube

Bracos Blick ist so durchdringend und liebevoll, dass belebtes Wasser ringsum am liebsten durch das Granderwasser-Belebungskastl retour den Weg zurück zu Quelle antreten wollte und ein Engel den Leibhaftigen mit Feenstaub aus jedem Barcode zu vertreiben vermag. Und wenn uns jemand erzählte, dass Bracos Blick vor Masern schützt, wir würden alle Impstoffe der Welt in jenen dreckigen Kelch leeren, den die Hure Babylon für derlei Schmutz stets in Händen hält.

Ein Konzept, so unverschämt klar und ohne lästiges Beiwerk. Eine kleine Kollekte entgegennehmen (alles außer Weihrauch und Myrrhe ist willkommen), schauen und – trotz der obligaten und von Bescheidenheit glänzenden "Ich bin gar kein Heiler"-Beteuerung – ganz, ganz viel heilen. Wer je Bracos Silberblick erlebt und mit den Hilfesuchenden, Hoffnungsvollen und Siechen auf dem Linoleumboden einer abgefuckten Messehalle bei einer Esoterikmesse ausgeharrt hatte, der weiß: Dieser Mann würde auch in der Grube mit den Leprakranken mal vorbeischauen ohne Vorbehalte bei Vorkasse. Unschuldiger wie Braco kann nur das Christkind in den ersten zwei Wochen nach der Geburt schauen, ehe Caspar, Melchior und Balthasar mit ihrem Tand vorstellig wurden. 

BRACO official channel

Meine Taube im Felsennest (...), dein Gesicht lass mich sehen, deine Stimme hören, denn süß ist deine Stimme... (Hld 2,14)

Vor einiger Zeit begab es sich, dass uns Braco – wie im Buch Hiob vorhergesagt – auch seine Stimme zu geben begann. Nun erfreut die suchenden Seelen das dalmatinische Timbre auf digitalen Konserven.

Braco ist ein Pop-up Guru, der dem Kunden wenig abverlangt (die paar Euro für den Eintritt sind – was Gurus betrifft – nicht der Rede wert). Seine Auftritte sind eine kurze Chakren-Dusche zwischendurch, fernab von Sektengefahr. Braco ist - im Gegensatz zu Scientology und Co. – jederzeit kündbar. Als Christkind einer Generation Yogamatte taugt Braco allemal. Was soll noch folgen, nach dem gebenden Blick und der gebenden Stimme? Schnappt Braco sich demnächst die achte Posaune aus der Apokalypse und schenkt uns ein blechernes Tröten, um die spröden Mauern der Vernunft Jericho gleich hinwegzuposaunen? Wir wissen es nicht und schließen mit Ezechiel nachdenklich die heutige Exegese und diesen Adventkalender:

Ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich meinen Blick auf sie richte. (Ez 15,7)

(Chrisitan Kreil, 24.12.2018)

Zu allen geöffneten Türchen des Adventkalenders

Zum Thema