Berlin/Stuttgart/Aachen – Bei der Fahndung nach mutmaßlichen Islamisten, die Flughäfen auch in Deutschland ausgespäht haben, führt eine Spur in die Grenzstadt Aachen (Nordrhein-Westfalen). Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist vergangene Woche am größten Flughafen Frankreichs, dem Pariser Airport Charles de Gaulle, ein Transporter mit Aachener Kennzeichen aufgefallen.

Das Auto soll demnach einem Salafisten marokkanischer Abstammung gehören, der mehrere ähnliche Fahrzeuge besitzt und den die Behörden in Nordrhein-Westfalen schon länger kennen. Er konnte dem Vernehmen nach fliehen, bevor ihn die französische Polizei stoppen und befragen konnte.

Gefährderliste

An der Ausspähaktion am Flughafen Stuttgart, von der es Video-Aufnahmen gibt, war den Angaben zufolge ein Sohn des Salafisten beteiligt. Dies soll einem Beamten der nordrhein-westfälischen Polizei bei der Auswertung aufgefallen sein. Den Sicherheitsbehörden liegen dem Vernehmen nach auch Chat-Protokolle von Kommunikation vor, an der die Verdächtigen beteiligt waren. Insgesamt haben die Behörden vier Verdächtige im Visier.

Bereits am Donnerstag hatten französische Polizeikreise Informationen der Zeitung "Journal du Dimanche" (JDD) bestätigt, wonach die Männer in Paris in einem Mercedes-Sprinter mit deutschem Kennzeichen unterwegs waren. Der 48 Jahre alte Autobesitzer stand laut "JDD" in der deutschen Behördenliste mit "Gefährdern".

Chatnachrichten

Auf die Spur gekommen sind die Ermittler den Männern laut "SWR"-Informationen auch durch Hinweise marokkanischer Sicherheitsbehörden. Diese hätten verdächtige Chat-Nachrichten abgefangen und übermittelt. Darin sei von einem Anschlag auf einen Flughafen im deutsch-französischen Grenzgebiet als Rache für die westliche Politik die Rede.

Im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Ausspähversuchen am Stuttgarter Flughafen sind am Freitag Wohnungen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg durchsucht worden. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen vier identifizierte Beschuldigte wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, sagte der Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, Heiner Römhild, am Freitag. "Aktuell laufen da Wohnungsdurchsuchungen. Derzeit wurde noch niemand in Untersuchungshaft genommen." Durchsucht wurden nach seinen Angaben zwei Objekte in Nordrhein-Westfalen und eines in Baden-Württemberg. Weitere Details nannte der Sprecher nicht.

Die Polizei hatte am Donnerstag mitgeteilt, dass die Sicherheitsmaßnahmen am Flughafen Stuttgart massiv verstärkt worden seien. Anlass dafür ist nach Medienberichten, dass der Flughafen möglicherweise zur Vorbereitung eines Anschlages ausgespäht wurde.

Nach Angaben von Innenminister Horst Seehofer (CSU) gibt es keine Erkenntnisse über Ausspähungen auch an anderen deutschen Flughäfen. "Die Aufmerksamkeit ist sicher an allen Flughäfen jetzt erhöht", sagte Seehofer im Münchner Presseclub. (APA, 21.12.2018)