Die Einkommensschere in Österreich zwischen Arm und Reich geht weiter auseinander. Zu diesem Ergebnis kommt der Rechnungshof in seiner aktuellen Untersuchung über die Entwicklung der Löhne und Gehälter im Land. Wer den Bericht genau liest, stellt aber gleichzeitig fest, dass die Entwicklung komplexer ist.

Denn in Wahrheit ist in den vergangenen Jahren eine weitere Zweiteilung am österreichischen Arbeitsmarkt entstanden. Da gibt es die Beschäftigten, die seit langer Zeit in stabilen Arbeitsverhältnissen stecken. Dank eines engmaschigen Netzes aus Kollektivverträgen, mit den fix vorgeschriebenen Lohnsprüngen und jährlichen Lohnanpassungen, hat diese Gruppe zwar nicht von Megasprüngen beim Gehalt profitiert. Die Einkommen haben sich aber in der jüngeren Vergangenheit und trotz Krise ganz gut entwickelt. Demgegenüber gibt es eine große Gruppe an prekär beschäftigten Menschen, die nicht vom Fleck kommen. Typisch ist, dass die Betroffenen immer wieder zeitweilig Arbeit finden und dann wieder aus dem Jobmarkt fallen.

Es sind nicht nur Beschäftigte der Gig-Economy, die das betrifft, etwa die Uber-Fahrer. Im Handel, selbst in der Industrie tritt das Phänomen auf. Das Problem: Es gibt keine einfachen Lösungen. Nicht einmal Entlastungen bei Steuern und Abgaben helfen, weil geringere Beiträge an den Staat nichts daran ändern, dass die Beschäftigungsverhältnisse instabil sind. Darüber gehört dringend diskutiert. (András Szigetvari, 21.12.2018)