Wien – Um Unterschieden im Entwicklungsstand von Schülern besser zu begegnen, wünscht sich der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (Fraktion Christlicher Gewerkschafter) eine Doppelbesetzung in Volksschulklassen. Im Bildungsministerium kann man die im STANDARD formulierte Forderung nachvollziehen, verweist aber auf die bereits "günstige" Lehrer-Schüler-Relation.

"Zumindest in der Grundstufe eins, also in der ersten und zweiten Klasse, sollen jeweils zwei Pädagoginnen bzw. Pädagogen anwesend sein", so Kimberger. In dieser Besetzung lasse sich besser auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Ausgangslagen der Schüler eingehen, die im Elternhaus mitunter sehr unterschiedliche Voraussetzungen vorfinden würden. "Je früher wir investieren, desto weniger müssen wir später reparieren. Das wäre eine sehr kluge und zukunftsorientierte Maßnahme, die sich mittelfristig x-fach rechnen würde", sagte der Gewerkschafter im STANDARD.

Ein "Riesenthema" mit "Luft nach oben"

Vor allem in den ersten Schuljahren eine möglichst optimale Betreuung sicherzustellen sei für das Bildungsministerium ein "Riesenthema", sagte Generalsekretär Martin Netzer der APA. Hier gebe es tatsächlich "noch Luft nach oben". Im Primarbereich (Volksschule) kämen in Österreich laut der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick 2018" (Education at a Glance) im Durchschnitt aber 11,6 Schüler auf einen Pädagogen, im EU-Schnitt seien es mit 14,1 deutlich mehr.

Bei den Ressourcen ist man laut Netzer gut aufgestellt. Mehr Augenmerk müsse daher darauf gelegt werden, dass die Ressourcen dort ankommen, wo sie tatsächlich gebraucht werden. Die Einführung der Bildungsdirektionen mit Beginn 2019 soll mehr Transparenz ins System bringen. Angesichts großer regionaler Unterschiede seien zwei Lehrer pro Volksschulklasse als generelle Strategie aber kaum zielführend, sagt der Generalsekretär.

In der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) sieht man das anders: In seinem nunmehrigen Vorstoß habe Kimberger "eine der dringendsten Forderungen der sozialdemokratischen Gewerkschafter aufgegriffen", schrieb der Vorsitzende der FSG Kärnten, Stefan Sandrieser. (APA, red, 27.12.2018)