20 bis 60 Zentimeter Neuschnee hat die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in den vergangenen 24 Stunden in den Tälern der Alpennordseite registriert. Auf den Bergen im Nordstau – von Vorarlberg über Nordtirol bis in das Dachsteingebiet – fielen verbreitet 50 bis 80 Zentimeter seit Samstagfrüh, wie die ZAMG am Sonntag mitteilte.

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Beim Alpinzentrum Rudolfshütte in Salzburg wurden auf 2.317 Metern Seehöhe etwa 65 Zentimeter Neuschnee registriert, dort beträgt die Schneedecke schon 2,7 Meter. Die ZAMG erwartet weitere Schneefälle, weil die Nordwestwetterlage erhalten bleibt. An der Alpennordseite könnten von Dienstag bis Freitag 30 bis 80 Zentimeter Schnee dazukommen.

In Niederösterreich wird auf der Wiener Außenring Autobahn (A21) vor den winterlichen Fahrverhältnissen gewarnt.
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Niederösterreich: Erhebliche Lawinengefahr

Der Warndienst Niederösterreich hat die Lawinengefahr in den gesamten Ybbstaler Alpen und im Rax-Schneeberggebiet über 1.500 Metern auch am Sonntag als "groß" (Stufe 4 der fünfteiligen Skala) eingeschätzt. In mehreren anderen Gebieten des Bundeslandes herrschte Stufe 3, also "erhebliche" Gefahr. Am Montag könnte sich die Lage laut Prognose leicht verbessern.

Erheblich war das Risiko am Sonntag in den Türnitzer Alpen, im Semmering-Wechsel-Gebiet über 1.400 Metern sowie im Rax-Schneeberggebiet unterhalb von 1.500 Metern. "Mit zunehmender Schneelast können sich große bis eventuell auch sehr große, spontane Lockerschnee- und Schneebrettlawinen lösen", wurde im Lagebericht mitgeteilt. Im Tourenbereich befanden sich Gefahrenstellen durch frischen Triebschnee demnach in allen Expositionen.

Kettenpflicht und gesperrte Straßen

Die angespannte Situation auf Niederösterreichs Fahrbahnen hat sich am Sonntag gebessert. Wegen Lawinengefahr war unter anderem die B71 teilweise gesperrt, auf mehreren Straßen herrschte Kettenpflicht für alle Fahrzeuge. Wegen Lawinengefahr gesperrt war am Sonntagvormittag ÖAMTC-Angaben zufolge die B71 zwischen Neuhaus und Maierhöfen sowie zwischen dem Zellerrain und Grünau. Ebenfalls kein Durchkommen gab es auf der L135 zwischen Hirschwang und Prein an der Rax. Schneekettenpflicht für alle Fahrzeuge herrschte etwa über den Annaberg auf der B20 und auf der B25 über den Grubberg.

Auf der Gemeindealpe bei Mitterbach am Erlaufsee (Bezirk Lilienfeld) wurden am Sonntagvormittag die Gipfelbahn sowie alle Pisten oberhalb von 1.300 Metern gesperrt. Dies gelte auch für Tourengeher, wurde auf der Homepage des Skigebiets mitgeteilt. Als Grund wurde die "große Lawinengefahr" angegeben.

Bedingt durch Schneestürme ist es in einigen Teilen Niederösterreichs am Sonntag zudem zu Stromausfällen gekommen. In der Nacht auf Sonntag waren rund 8.000 Haushalte betroffen, am Vormittag waren noch etwa 800 Kunden ohne Strom, teilte EVN-Sprecher Stefan Zach mit. Die meisten Ausfälle gab es im Industrie- und im Mostviertel. Die Hotspots lagen in den Bezirken Neunkirchen, Scheibbs und Amstetten sowie generell in der Buckligen Welt.

Die heiligen drei Könige müssen sich in Oberösterreich erstmal durch den Schnee kämpfen.
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Oberösterreich: Tausende ohne Strom

Auch im Mühlviertel in Oberösterreich ist es durch das Wetter zu Stromausfällen gekommen. Sonntagmittag waren noch rund 4.000 Kunden der Linz AG betroffen. Bäume und Äste waren aufgrund des hohen Schneedrucks auf Leitungen gefallen. Widrigste Wetterverhältnisse würden die Arbeiten an der Wiederherstellung der Stromversorgung erschweren. "Wann die Versorgung für alle Kunden wiederhergestellt sein wird, lässt sich derzeit noch nicht sagen", hieß es Sonntagvormittag

Weiters hat das Winterwetter auch Auswirkungen auf den Straßenverkehr in Oberösterreich. Aufgrund der erhöhten Lawinengefahr bleibt die Pass Gschütt Bundesstraße (B166) in beiden Richtungen zwischen Gosau-Mühle und Gosau laut Gosauer Bürgermeister voraussichtlich bis Montag für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt. Die Gemeinde Gosau ist somit derzeit nur über Salzburg erreichbar. Ebenfalls weiters in beide Fahrtrichtungen gesperrt sind unter anderem laut ÖAMTC-Verkehrsservice der Pyhrnpass (Kirchdorf – Liezen), der Hengstpass (Altenmarkt – Windischgarsten) sowie die Koppental Landesstraße (Obertraun – Bad Aussee). Bei den Straßensperren wird es laut Einschätzung des ÖAMTC am Sonntagvormittag so schnell auch keine Besserungen geben: "Die Straßen werden auf alle Fälle heute, Sonntag, noch gesperrt bleiben."

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Salzburg: Angespannte Lawinensituation

Fast im gesamten Bundesland Salzburg bleibt die Lawinensituation am Sonntag weiterhin angespannt. Es herrscht nach wie vor Lawinenwarnstufe 4. Einige Wintersportler, die sich trotz aller Warnungen ins freie Gelände begeben haben, konnten gerettet werden. Die Tourismusregionen Obertauern und Glemmtal sind nach wie vor nicht erreichbar.

Am Nachmittag soll der Schneefall weniger werden und sich die Situation leicht entspannen – die große Lawinengefahr bleibe allerdings bestehen und damit sei es aktuell und auch in den nächsten Tagen lebensgefährlich, sich abseits von gesicherten Pisten aufzuhalten. Aufgrund des labilen Schneedeckenaufbaus habe es in den vergangenen Stunden zahlreiche Abgänge von kleinen und mittleren Lawinen gegeben.

Im Werfenweng im Pongau fuhren am Samstagnachmittag drei Freerider vom Gipfel des Bischling ins freie Gelände. Ein 36-jähriges Mitglied der Gruppe stürzte im steilen Gelände auf etwa 1.400 Meter Seehöhe und verletzte sich schwer. Die Einsatzkräfte stiegen unter schwierigen Wetterverhältnissen zu dem Verletzten auf und transportierten ihn mit einem Akia ins Tal.

Weiterhin Straßensperren

Unvernünftig handelten auch unbekannte Täter, die am Samstagabend die Straßensperre der B99 nach Obertauern aufgebrochen haben. Die Katschberg Bundesstraße ist seit Samstag, 17.00 Uhr, wegen Lawinengefahr gesperrt. Diese und eine Reihe weiterer Straßensperren blieb auch am Sonntag weiter aufrecht. Damit sind nach wie vor die Tourismusregionen Obertauern und Glemmtal nicht erreichbar.

Die Gemeinde St. Koloman im Tennengau ließ am Sonntag ihren Rat an die Bewohner, die Häuser aufgrund möglicher Lawinenabgänge nicht zu verlassen, aufrecht. Die Volksschule und der Kindergarten bleiben bis einschließlich Dienstag geschlossen. Dienstagabend wird über das weitere Vorgehen entschieden.

Umgestürzte Bäume führten in Tirol zu Stromausfällen.
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Tirol: Warnung vor Waldspaziergängen

In den Bezirken Kufstein und Kitzbühel sind mehrere Bäume unter der Schneelast umgestürzt. Das Land Tirol warnte darauf Sonntagmittag in einer Presseaussendung vor den Gefahren. "Ich rate der Bevölkerung, dieser Tage auf Waldspaziergänge zu verzichten und generelle Vorsicht im Freien walten zu lassen", so der Kufsteiner Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer. Mit dem vermehrt feuchten Schnee kann sich die Situation noch weiter verschärfen. Neben umstürzenden Bäumen könnten auch abgetrennte Äste, die in der Regel mit der spitzen Bruchstelle voraus fallen, Verletzungen verursachen. Es wird auch davon abgeraten, in dieser Zeit im Wald zu parken oder mit dem Auto zu fahren.

Aufgrund umstürzender Bäume kam es auch zu einem Stromausfall im Bereich der Unteren Schranne im Bezirk Kufstein. "Hier ist die Tiwag bereits dabei, die Schäden an der betroffenen Stromleitung zu beheben", so Platzgummer.

In Tirol blieben unter anderem mit der Gerlosstraße und der Tuxer Landesstraße sowie kurzzeitig der Fernpassstraße für den Urlauberverkehr wichtige Straßenverbindungen von Sperren betroffen.

In Vorarlberg war die Fahrbahnräumung im Einsatz.
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Vorarlberg: Lawinenabgang und Abgeschnittene Gemeinde

Die kritische Lawinensituation hat sich durch einen Vorfall in St. Anton am Arlberg bestätigt, der jedoch glimpflich endete. Ein Mann war im freien Gelände von einer Lawine verschüttet worden. Er konnte sich noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte selbst befreien. Die Wetterlage führte zu Mittag zur Sperre des Arlbergpasses.

Wegen akuter Lawinengefahr musste in Vorarlberg am Sonntagvormittag auch die Hochtannbergstraße im Bregenzerwald gesperrt werden. Schröcken auf rund 1.300 Metern Seehöhe war damit abgeschnitten, Warth nur von der Tiroler Seite aus erreichbar. In dem Wintersportort standen mehrere Lifte wegen Lawinensprengungen still.

Tote nach Lawinenabgängen

In Schoppernau im Bregenzerwald ist am Sonntag ein Skifahrer bei einem Lawinenabgang ums Leben gekommen. Der Verschüttete soll von seinem Kollegen ausgegraben worden, aber noch an der Unglücksstelle verstorben sein, bestätigte die Polizei.

Nach ersten Informationen handelte es sich bei dem Getöteten um einen 26 Jahre alten Deutschen. Zur Herkunft des 1992 geborenen Mannes machte ein Polizeisprecher vorerst keine weiteren Angaben. Er und sein Kollege waren im freien Gelände unterwegs. In Vorarlberg war die Lawinenwarnung am Sonntag von Stufe 3 auf Stufe 4 hinaufgesetzt worden.

Am Nachmittag ist ein zweiter Mann durch eine Lawine ums Leben gekommen: Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle wurde am Nachmittag über einen Verschütteten nach einem Lawinenabgang in Damüls informiert. Für den Mann kam jedoch jede Hilfe zu spät, er konnte nur noch tot geborgen werden, wie ein Sprecher der Polizei Vorarlberg einen ORF-Bericht bestätigte. Zur Identität und Herkunft des Opfers sowie zum Unfallhergang konnte der Beamte noch nichts sagen. Der ORF hatte berichtet, bei dem Verschütteten handle es sich um einen Deutschen.

Die Planai-Classic in Gröbming in der Steiermark verlief am Samstag durch den Schnee.
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Steiermark: "Kein klares Lagebild"

Die Lawinensituation in der Obersteiermark blieb am Sonntag angespannt: "Wir haben kein klares Lagebild, die Lage bleibt absolut dramatisch", sagte Landeshauptmann-Stellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) mittags bei einer Besprechung in der Landeswarnzentrale in Graz. Rund 2.000 Menschen, Einheimische wie Touristen, sind in mehreren Orten abgeschnitten. Vier Hubschrauber warteten auf besseres Wetter zur Lageerkundung.

Katastrophenreferent Schickhofer warnte, Sperren von Straßen sowie Lawinenhinweise und das Wetter zu ignorieren. Im Raum Wildalpen (Bezirk Liezen) hatte eine Gruppe von zwölf Touristen in drei Autos einfach das Sperrgitter zu einem lawinengefährdeten Bereich zur Seite geschoben und hatte versucht, abzureisen. Prompt verschüttete eine Lawine die drei Fahrzeuge, Rettungskräfte bargen die Urlauber unter hohem eigenen Risiko. Weitere Rettungskräfte suchten auf der Planai in der Nacht nach einem vermissten Skifahrer. Es stellte sich in den Mittagsstunden heraus, dass der Mann alkoholisiert in der Nacht ins Tal gefahren war. "Wir warnen eindringlich davor, von Routen und Pisten abzuweichen und Sperren zu ignorieren", sagte Schickhofer: "Die sind nicht zum Spaß da".

Aufgrund akuter Lawinengefahr mussten die ÖBB den Zugverkehr zwischen Stainach und Schladming einstellen. Für die Züge des Fernverkehrs wurde in diesem Streckenabschnitt ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Für Reisende im Nahverkehr steht ein Schienenersatzverkehr zwischen Stainach und Öblarn zur Verfügung. Da die Busse des Ersatzverkehrs wegen der Sperre der B320 eine Umleitungsstrecke befahren mussten, war mit einer Verlängerung der Reisezeit zu bis zu 120 Minuten zu rechnen.

2.000 Menschen abgeschnitten

Steiermarkweit waren fast 2.000 Menschen abgeschnitten, nachdem auch die Straße in die Radmer bei Eisenerz mit rund 500 Bewohnern wegen drohender Lawinen gesperrt wurde. Die Versorgung sei jedoch weitgehend sichergestellt. Für die medizinischen Zentren in Mariazell und in Eisenerz sei zusätzliches Personal in Bereitschaft gerufen worden, sagte Schickhofer.

Vier Hubschrauber standen in Bereitschaft, zwei Alouette III des Bundesheeres in Aigen im Ennstal sowie zwei Polizei-Helikopter, einer in Graz, einer in Klagenfurt. Die Lawinenwarnstufe blieb am Sonntag auf der zweithöchsten Warnstufe ("groß") in den meisten Teilen der Obersteiermark, in den anderen bergigen Bereichen der Grünen Mark auf drei ("erheblich").

Zum Schluss: Auch in Wien findet man mittlerweile Schnee. Allerdings muss man sich dafür ein wenig aus dem Zentrum herausbewegen.

(APA, red, 6.1.2019)