Der Hack sorgt weiter für Aufregung im deutschen Bundestag.

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In Deutschland ist nach dem großangelegten Datendiebstahl bei Journalisten, Politikern und weiteren Personen des öffentlichen Lebens ein Tatverdächtiger ermittelt worden. Es handelt sich um einen 20-Jährigen aus Mittelhessen, gab das Bundeskriminalamt am Dienstag bekannt. Der Mann wurde bereits am Sonntag vorläufig festgenommen, zuvor war seine Wohnung durchsucht worden.

Das BKA bestätigt mittlerweile Berichte, wonach sich der Mann geständig gezeigt hat. Er gab demnach zu, auf Twitter als "G0d" und "0rbit" aufgetreten zu sein und private Kommunikation, Kontaktadressen und zahlreiche weitere Informationen verbreitet zu haben. Dabei nutzte er auch den gekaperten Twitter-Account eines bekannten Youtubers. Außerdem habe er versucht, die Nachverfolgung durch die Nutzung eines VPN-Diensts zu verhindern.

Wurde nach Geständnis auf freien Fuß gesetzt

"Er hat die gegen ihn erhobenen Vorwürfe umfassend eingeräumt und über eigene Straftaten hinaus Aufklärungshilfe geleistet", erklärte das BKA. Zudem habe er nach eigenen Angaben alleine agiert. Mangels Haftgründen – man sieht keine Fluchtgefahr – wurde er noch am Montagabend auf freien Fuß gesetzt.

Nach "Spiegel"-Informationen waren die Fahnder durch Zeugenaussagen und "digitale Spuren" auf die Fährte des Mannes gekommen, der noch bei seinen Eltern lebt.

Hintergrund

Der Deutsche hatte über das inzwischen gesperrte Twitter-Konto @_Orbit im Dezember zahlreiche persönliche Daten von Politikern und Prominenten als eine Art Adventkalender veröffentlicht. Manche Informationen hatte er auch schon früher ins Netz gestellt. Das wurde allerdings erst in der Nacht auf Freitag öffentlich und somit auch vielen Betroffenen bekannt.

Das deutsche Innenministerium sprach am Montag von 50 bis 60 schweren Fällen sowie rund tausend weiteren, bei denen es nach den bisherigen Erkenntnissen überwiegend um reine Kontaktdaten geht. BKA-Beamte hatten am Sonntag auch die Wohnung eines Zeugen in Heilbronn durchsucht, weitere Zeugen wurden vernommen.

Frühwarnsystem soll erarbeitet werden

Die Bundesregierung prüft nach dem Hacker-Angriff auf zahlreiche deutsche Politiker ein Frühwarnsystem für derartige Taten. "Wir wollen alles Mögliche in Bewegung setzen, dass sich solche Fälle möglichst nicht wiederholen können", sagte Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). "Wir prüfen deshalb die Schaffung einer Früherkennung zum Schutz vor Datenabfluss – zum Beispiel Sperrung eines Twitter-Accounts, der illegal Daten Dritter verbreitet."

Zudem sollten die Bürger verstärkt auf die Gefahren im Netz hingewiesen werden. Die Löschung der durch den mutmaßlichen Hacker verlinkten Dokumente dauere unterdessen an. Teilweise seien die Daten bereits vor längerer Zeit schon einmal veröffentlicht worden. "Grundsätzlich ist anzumerken, dass es leider unwahrscheinlich ist, die Verbreitung der Daten gänzlich zu unterbinden, da Dritte die Daten erneut an beliebigen Stellen veröffentlichen können", erklärte der CSU-Politiker. (APA, 8.1.2019)