Viele Straßen – hier die B99 nach Obertauern – sind gesperrt.

Foto: APA/Schneider

In Österreich liegt teilweise meterhoch Schnee.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Ein Mann schaufelt seine Eingangstüre frei.

Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

Das ist tatsächlich eine heimische Schneekatze, die gestern in der Ramsau fotografiert wurde.

Foto: APA/HARALD SCHNEIDER

Wien / St. Pölten / Bregenz / Graz – Das Hochkar bzw. die Göstlinger Katastralgemeinde Lassing (Bezirk Scheibbs) ist am Mittwoch zum Katastrophengebiet erklärt worden. Diese Einschätzung gelte seit dem Vormittag, berichtete Bürgermeister Friedrich Fahrnberger (ÖVP). Die Hochkar-Alpenstraße blieb weiterhin gesperrt. "Wir haben die drei Kilometer bis zur ersten Gefahrenstelle gestern geräumt, müssen damit aber jetzt von vorn beginnen", sagte der Bürgermeister. Schneefall und umgestürzte Bäume haben die Fahrbahn demnach in der Nacht auf Mittwoch erneut unpassierbar gemacht.

Lawinensprengungen am Freitag

Für Freitag rechnet Fahrnberger mit einem Wetterfenster, das Hubschraubereinsätze und Lawinensprengungen an den weiteren Gefahrenstellen ermöglichen könnte. "Es dauert dann rund eineinhalb Tage, bis die Straße wieder frei ist." Aus heutiger Sicht könnten am Sonntag die angeforderten Kräfte des Bundesheeres am Hochkar eintreffen, um Wohnobjekte freizuschaufeln.

Das Skigebiet war am Montag evakuiert worden. Rund 100 Gäste, Mitarbeiter und Bewohner hatten am Nachmittag im Fahrzeugkonvoi das Hochkar verlassen.

Rund 50 Straßensperren in Oberösterreich

In Oberösterreich wurde die Lawinenwarnstufe für den Süden des Landes zu Mittag auf die höchste Kategorie fünf angehoben. Mehrere Skigebiete haben ganz oder teilweise den Betrieb eingestellt. Die Feuerwehr bereitete sich darauf vor, in größerem Umfang Dächer von den Schneemassen zu befreien, bevor diese dem Gewicht nicht mehr standhalten.

Rund 50 Straßen waren am Mittwoch gesperrt, darunter auch die großen Passstraßen im Süden – Pyhrnpass, Hengstpass und Koppenpass – sowie etliche kleinere Verkehrsverbindungen, vor allem im Mühlviertel. Die Feuerwehr meldete einige Verkehrsunfälle, bei denen es galt, Autos, die von der Fahrbahn gerutscht waren, zu bergen. Die Salzkammergut-Gemeinden Hallstatt und Obertraun sind ab Mittwoch, 19.00 Uhr, nur mehr mit dem Zug und mit dem Schiff erreichbar. Die Zufahrt nach Gosau ist ab 17.00 Uhr zumindest von oberösterreichischer Seite aus gesperrt.

Auf den Straßen sorgten vor allem umgestürzte Bäume für Behinderungen: Allein bis Mittag waren laut Landeskommando rund 70 Feuerwehren mit insgesamt etwa 800 bis 900 Leuten im Einsatz.

ORF

In Bad Ischl hat laut ORF-Radio Oberösterreich eine Schul-Direktorin ihren Schülern und Lehrern freigegeben, weil der Schulweg für einige zu gefährlich sei. Zudem sei zu befürchten, dass die Bahn zwischen Gmunden und Bad Ischl eingestellt werden könnte und die Pendler dann in der Schule festsitzen würden.

Die Schneefälle hielten weiter an: Allein in der Nacht auf Mittwoch sind rund 40 Zentimeter Neuschnee gefallen, bis zum Abend sollten erneut 30 Zentimeter dazukommen. In vielen Bereichen lagen bereits zwei bis drei Meter Schnee.

Schülergruppe entkam in Salzburg einem Schneebrett

Auch in Salzburg spitzte sich die Situation in einigen Landesteilen weiter zu. Nach dem es durch den Neuschnee und die starken Windverfrachtungen in den Nordalpen bereits zu ersten spontanen Lawinenabgängen gekommen war, rief der Lawinenwarndienst für den Mittwochnachmittag die höchste Lawinenwarnstufe 5 – "sehr große Gefahr" – aus.

Wie die Polizei am Mittwochnachmittag informierte, sind insgesamt sechs jugendliche Skifahrer einer Schülergruppe aus Deutschland von den Ausläufern einer Schneebrettlawine am WIldkogel bei Neukrichen am Großvenediger erfasst und über den Pistenrand hinaus über eine Böschung gerissen worden.

Vier Schüler wurden zum Teil verschüttet, konnten aber rasch befreit werden. Sie wurden vorsorglich vom Roten Kreuz in das Tauernklinikum Mittersill gebracht. Die betroffenen Schüler sind 16 und 17 Jahre alt. Zwei davon wurden zur Gänze und zwei zum Teil von den Schneemassen begraben. Zwei weitere Jugendliche wurden zwar von der Lawine erfasst, aber nicht verschüttet. Die 29-jährige Lehrerin, welche die Gruppe begleitet hatte, und eine weitere Schülerin entkamen dem Schneebrett.

Von der Salzburger Lanwinenwarnung seien vor allem der Süden des Hochkönigmassivs, das Hagen- und Tennengebirge und der Gosaukamm. "Diese Einstufung wird auch morgen aufrecht bleiben", kündigte Bernhard Niedermoser, Leiter der Lawinenwarnzentrale an. Am Freitag sollte sich das Wetter dann kurzfristig bessern. Dies könnte im Idealfall für Erkundungsflüge und Lawinensprengungen genützt werden.

In Vorarlberg Warnstufe vier

Die Lawinengefahr ist in Vorarlberg in der Nacht auf Mittwoch wie vorhergesagt auf Stufe vier (große Lawinengefahr) angestiegen. Oberhalb von 1.100 Meter betrugen die Neuschneemengen zwischen 20 (Allgäuer Alpen) und 60 Zentimeter (Kleinwalsertal).

Aufgrund der anhaltend großen Lawinengefahr der Stufe 4 waren in Vorarlberg die Arlberg-Orte Lech, Zürs und Stuben nicht auf dem Straßenweg erreichbar. Im Bregenzerwald war unter anderem die Verbindung nach Schröcken und Warth gesperrt, im Montafon die Straße nach Gargellen. Bei starkem Schneefall war die Dauer der Straßensperren vorerst völlig offen.

"Neu- und Triebschnee sind störanfällig und Lawinenauslösungen sind bereits mit geringer Zusatzbelastung wahrscheinlich", warnte Experte Andreas Pecl.

Er riet von Aktivitäten abseits gesicherter Bereiche dringend ab. Mit weiteren Schneefällen und Windeinfluss seien vermehrt auch Selbstauslösungen von Lockerschnee- und Schneebrettlawinen aus stark eingewehten Hangzonen zu erwarten. Angesichts der bis Donnerstag prognostizierten Niederschläge von bis zu 50 Zentimeter Neuschnee bleibe die Lawinensituation weiter angespannt, sagte Pecl.

Straßen- und Bahnsperren in Tirol

Die Paznauntalstraße (B188) zwischen Mathon und Galtür wurde am Mittwochnachmittag wegen Lawinengefahr in beide Richtungen gesperrt. Nach Angaben der Gemeinde ist bewohntes Gebiet "nicht betroffen". Die Lawinenkommission Galtür trifft sich Donnerstagfrüh zur neuerlichen Beratung, hieß es. Das Bergdorf erlangte durch die Lawinenkatastrophe im Februar 1999 mit 31 Toten traurige Berühmtheit.

Auf der Inntalautobahn (A12) bei Kirchbichl in Fahrtrichtung Innsbruck kam es in der Früh aufgrund eines umgestürzten Baumes zu Behinderungen und Staus. Ein Lkw wurde dabei laut Asfinag beschädigt. Die A12 in Richtung Innsbruck musste vorübergehend gesperrt werden. Nach rund einer Stunde waren die Aufräumungsarbeiten abgeschlossen, und die Autobahn konnte wieder freigegeben werden.

Auch die Eisenbahntrassen mussten von den Schneemassen befreit werden, wie eine am Mittwoch auf Facebook veröffentlichte "Ausgrabungsaktion" der ÖBB zeigt.

Wegen der hohen Lawinengefahr ist Mittwochnachmittag der Zugverkehr auf der Mittenwaldbahn zwischen Innsbruck und Seefeld in Tirol eingestellt worden. Ab 14.45 Uhr seien bis auf Weiteres keine Fahrten möglich, teilten die ÖBB mit. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen von Innsbruck über Seefeld bis Scharnitz wurde eingerichtet. Im hinteren Zillertal und im Bezirk Reutte waren einige Gebäude weiterhin aufgrund von Straßensperren vorübergehend nicht erreichbar. Ansonsten sei die Lage "ruhig" und die Situation "im Griff", teilte das Land mit.

Steiermark borgt sich Kärtner Schneefräsen aus

Vom Dachstein über das Tote Gebirge bis zum Hochschwab herrschte am Mittwoch in der Obersteiermark "sehr große" Lawinengefahr, die höchste Warnstufe. In den übrigen Landesteilen wurde die Situation von den Experten als nicht ganz so dramatisch eingeschätzt. In den nördlichen Niederen Tauern – den Schladminger Tauern – galt Warnstufe 4 ("groß"). Zahlreiche Verbindungen waren nach wie vor bzw. wieder gesperrt, etwa die Gesäuse Straße, die Verbindung über den Seeberg oder über den Präbichl oder das Niederalpl.

Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer (SPÖ) teilte indessen Mittwochnachmittag mit, dass die Steiermark Schneefräsen aus Kärnten zur Unterstützung für den Winterdienst gestellt bekommt.

Mit Weitsicht hat sich das steirische Rote Kreuz auf den Schnee in der Steiermark vorbereitet: Vergangene Woche wurden einzelne Patienten der Hauskrankenpflege und der Dialysefahrten aus exponierten Orten verlegt. Erstere kamen – wenn sie das wünschten – zu Angehörigen, Letztere in Spitäler, wo sie vorübergehend stationär aufgenommen wurden, sagte Sprecher August Bäck.

Das Bundesheer hat am Mittwochnachmittag den bisher am Berg zurückgebliebenen Wirt der Hochmölbinghütte am Ostrand des Toten Gebirges in der Obersteiermark ausgeflogen. Der Hubschrauber nahm den Mann gegen 14.10 Uhr vor seiner Hütte auf 1.683 Metern Seehöhe auf und brachte ihn ins Tal. Er sei gesund, hieß es seitens des Militärkommandos Steiermark. Der Wirt hatte am Mittwoch die Einsatzkräfte angerufen und um Hilfe gebeten. Nach der Rettung sagte er Journalisten, er habe kein Trinkwasser mehr gehabt. Zudem musste er zwei Mal pro Tag den Kamin ausschaufeln: "Die Kräfte schwanden, es ging nicht mehr." Nun sei er "sehr froh" herunten zu sein.

Schulbusunfälle in Bayern

Angesichts neuer massiver Schneefälle hat sich auch die Lage im südlichen Bayern am Mittwoch wieder verschärft. Der Landkreis Miesbach, in dem seit Montag der Katastrophenfall gilt, berichtete von starken Schneeverwehungen. Dort und in anderen Kreisen waren mehrere Straßen aufgrund der Verhältnisse nicht passierbar.

Bei Verkehrsunfällen mit Schulbussen gab es am Mittwoch nach Angaben der Polizei auf glatten Straßen zahlreiche Verletzte. Bei Saaldorf im südlichen Oberbayern kam ein Bus von der Straße ab und prallte gegen einen Baumstumpf. Der 53-jährige Fahrer verletzte sich schwer, 21 Kinder wurden nach Angaben der Polizei Freilassing leicht verletzt. Bei der Kollision zweier Schulbusse in Herrieden im weiter nördlich gelegenen Mittelfranken wurden zwölf Kinder leicht verletzt, wie die Polizei in Nürnberg mitteilte. Eines der Fahrzeuge geriet demnach offenbar wegen Schneeglätte in einer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn. (APA, 9.1.2019)